Kirchwerder. . Kirchwerder. Anna Hepfer wird erster weiblicher Coach einer Männer-Fußballmannschaft in der Region. Ihr Team: die „Dritte“ des SCVM.

Zum Jahreswechsel hat Imke Wübbenhorst Geschichte geschrieben als erste Frau, die eine Männer-Fußballmannschaft in einer der fünf höchsten deutschen Ligen trainiert: den niedersächsischen Oberligisten BV Cloppenburg. Bekanntheit erlangte die 30-Jährige für ihren originellen Konter auf eine plumpe Frage eines männlichen Journalisten. Ihre Antwort war, dass sie die Mannschaftsaufstellung von der Länge des besten Stücks ihrer Spieler abhängig mache.

Anna Hepfer hat das genüsslich verfolgt. „Ich fand die Antwort cool“, sagt die 26-Jährige. Hepfer schreibt jetzt selbst Geschichte. Sie wird die erste Frau, die in der Region ein Männerteam trainiert. Beim SC Vier- und Marschlande übernimmt die ehemalige Bundesligaspielerin des HSV ab dem Sommer die 3. Herren (Kreisliga 1).

In einem gleichberechtigten Gespann teilt sie sich die Aufgabe mit Thomas Niese, dem SCVM-Geschäftsführer. „Anna bringt so viel Erfahrung mit. Sie könnte das auch alleine machen. Das geht aber nicht, weil sie noch selbst spielt“, sagt Niese. Anna Hepfer ist nach Stationen beim FC Bergedorf 85 (Regionalliga) und Bramfeld (2. Liga) inzwischen wieder beim HSV in der Oberliga gelandet.

Die beste Technikerin

Befürchtungen, dass die Spieler beim SCVM III ihren Anweisungen nicht Folge leisten werden, hat die 26-Jährige nicht. „Die machen schon, was ich sage“, weiß die Marschländerin aus Erfahrung. Sie kennt das Team aus dem Effeff, trainiert dort seit ihrer Bramfelder Zeit regelmäßig mit.

Dumme Sprüche mussten sich seitdem höchstens ihre Brüder Philipp, Thomas und Andreas anhören. „Wenn Anna mal wieder einen Trick gemacht hat, hieß es: Anna ist der beste Hepfer“, berichtet An­dreas, der heute als einziger ihrer Brüder noch aktiv ist. „Was die Technik angeht, ist sie in unserer Mannschaft vielleicht sogar die Beste“, ergänzt er.

„Frauen diskutieren, Männer machen“

Thomas Niese lobt zudem Anna Hepfers Übersicht, Handlungsschnelligkeit und Spielübersicht. Vor gut einem Jahr hatte der SCVM beim Hamburger Fußball-Verband sogar einen Antrag gestellt, dass sie als Frau bei den Männern mitspielen darf. Der Verband lehnte die Sondergenehmigung für das damalige Kreisklassen-Team jedoch ab. Die Begründung lautete sinngemäß, dass dann viele Frauen aus höherklassigen Teams unterklassige Männermannschaften zum Aufstieg schießen würden. „So ein Quatsch“, sagt Anna Hepfer. „Egal wie gut man ist: Körperlich kann eine Frau nicht mithalten. Ich schätze, höher als Kreisklasse hätte ich Probleme.“

Dafür wird sie ja jetzt Trainerin. Und da sei es bei einem Männerteam deutlich einfacher. „Ein Frauenteam ist echt anstrengend. Frauen diskutieren viel, Männer machen einfach“, betont Hepfer, die gerade die Prüfung zur Trainer-B-Lizenz absolviert. Wo sie beim abstiegsgefährdeten Kreisligisten ansetzen muss, weiß sie bereits. „Nachholbedarf gibt es bei der Kondition und beim taktischen Gefühl“, sagt Hepfer. „Und was die Aufstellung angeht: Wir stellen nach Leistung auf.“