Hamburg. Seit Juni ist das „Akropolis“ in Boberg eine große Baustelle. Für den Gastronomen ein finanzielles Desaster. Und der Vermieter blockt.

„Irgendetwas läuft da schief. Das dauert schon viel zu lange.“ Diese Sätze sagt Andreas Müller all seinen Lesern der Boberger Dorfzeitung, die seit Monaten bei ihm nachfragen, wann sie endlich wieder bei ihrem geliebten Griechen lecker essen gehen können. Denn seit Anfang Juni schon ist das Lokal Am Heidhorst 4 geschlossen, bleiben 110 Stühle leer. Der Grund: ein Wasserschaden.

Der fiel im Erdgeschoss den Kunden auf, die bei Edeka einkaufen gingen: Plötzlich tropfte es über dem Kassenbereich, wo seither eine große Plane die Decke abschirmt. Bloß die Ursache scheint bis heute nicht gefunden zu sein, obwohl Handwerker im Juni dem Restaurant Akropolis im ersten Stock zu Leibe rückten: Die Bar, Lounge und die Küche wurden herausgerissen, alle Fliesen abgeschlagen, die Leitungen kontrolliert und Trocknungsgeräte aufgestellt. „Gefunden wurde nichts, aber bis heute ist da oben eine Baustelle“, klagt Betreiber Theodoros Kothroulas.

Wasserschaden: Beliebtes Restaurant in Boberg seit Monaten geschlossen

Dabei hatte er gehofft, spätestens im September wieder Gäste bewirten zu können. Bis dahin hätte er durchgehalten. „Schließlich habe ich mit dem Vermieter schriftlich vereinbart, dass er mir den Umsatzausfall bezahlt“, betont der 31-Jährige. Bis heute aber habe er keinen einzigen Cent bekommen. „Daher musste ich leider auch meinem Team kündigen, jetzt sind meine fünf Mitarbeiter arbeitslos.“

„Im Juni wurde alles rausgerissen, seither tut sich hier nichts mehr auf der Baustelle“, sagen Andreas Müller von der Boberger Dorfzeitung (l.) und Gastronom Theodoros Kothroulas.
„Im Juni wurde alles rausgerissen, seither tut sich hier nichts mehr auf der Baustelle“, sagen Andreas Müller von der Boberger Dorfzeitung (l.) und Gastronom Theodoros Kothroulas. © bgz | Anne Strickstrock

Und das Sparschwein ist leer: „Gut 80.000 Euro Umsatz hätte ich eigentlich nach sechs Monaten in der Tasche. Aber jetzt stapeln sich bei mir die Rechnungen für die Nebenkosten“, sagt Theodoros Kothroulas und denkt an Telefon und Versicherung, Müll und die Grundgebühr für die Heizung: „Meine Schmerzgrenze ist erreicht. Ohne unseren Imbiss wären wir geliefert.“

Imbiss in Neuallermöhe rettet die Familie

Zum Glück betreibt die Familie seit 32 Jahren in Neuallermöhe noch den „Akropolis Grill bei Tasso“ am Edith-Stein-Platz beim S-Bahnhof. Hier arbeiten seine Eltern und der Bruder, die ebenso verzweifelt sind. Denn „inzwischen hatten wir beim Vermieter vier unterschiedliche Ansprechpartner. Mal heißt es, meine Kühlschränke würden tropfen, mal sei die Lüftung kaputt oder der Sicherungskasten. Irgendwie will man uns offenbar eine Teilschuld für einen uralten Wasserschaden unterschieben“, ärgert sich der Gastronom, der längst einen Rechtsanwalt beauftragt hat und seine Versicherung um den Besuch eines Sachverständigen bat.

Unter der Decke hängt noch eine große weiße Plane im Edeka-Laden im Erdgeschoss: Inzwischen soll es aber nicht mehr tropfen.
Unter der Decke hängt noch eine große weiße Plane im Edeka-Laden im Erdgeschoss: Inzwischen soll es aber nicht mehr tropfen. © bgz | Anne Strickstrock

Was aber sagt der Vermieter, die Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG aus Bergisch Gladbach, die für „Wertarbeit mit Immobilien“ wirbt? „Wir sind aktuell dabei, die Flächen des Restaurants umfangreich zu sanieren, um die Folgen des Wasseraustritts zu beseitigen und weitere notwendige Arbeiten im Bereich der Haustechnik durchzuführen. Ein konkreter Fertigstellungstermin ist noch nicht absehbar“, so Firmensprecher Marc Weisener (Investor Relations & Kommunikation). Und weiter: „Alle Maßnahmen werden im partnerschaftlichen Austausch mit dem Betreiber des Restaurants vorgenommen.“

Eine Kündigung wird teuer für den Restaurantbetreiber

Es ist eine Zwickmühle: Zwar möchte der Betreiber gern neu eröffnen und „das Beste tun, um hier zu bleiben und Boberg wieder zu beleben“, aber so ganz partnerschaftlich sieht Theodoros Kothroulas die Sache längst nicht mehr: „Eigentlich müssten wir klagen, bloß dauert sowas ja lange. Und leider läuft mein Vertrag schon 2027 aus.“ Er könnte indes auch einfach kündigen. „Aber man will mir keine Ablösesumme zahlen, ganz im Gegenteil: Ich hätte für eine frühzeitige Kündigung noch 130.000 Euro bezahlen sollen.“

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Da gibt es viel Kopfschütteln, schließlich hatte er seit April 2017 monatlich 5500 Euro Miete gezahlt – und viel Geld investiert: „Auch jetzt müsste ich wieder 20.000 Euro investieren, allein für neue Waren vom Salz bis zum Rumpsteak.“ Doch irgendwie hängt alles in der Luft. Und auf das Weihnachtsgeschäft kann er längst nicht mehr hoffen.

Unabhängiger Sachverständiger soll das Gerangel klären

„Sowie ein Fertigstellungstermin absehbar ist, werden wir mit dem Mieter die weitere Vorgehensweise besprechen“, schreibt der Vermieter und erklärt: „Da die Ursache des Wasserschadens behoben ist, können die Flächen des Edeka-Markts derzeit ohne Einschränkungen genutzt werden.“ Das bestätigt Vize-Marktleiter Richard Theis, „wenn wir uns auch noch nicht trauen, die Plane abzuhängen“. Bloß, dass die Ursache des Schadens schon bekannt sei, davon weiß niemand was im Haus. . . „wobei man sich vielleicht mal das Dach angucken sollte“, überlegt Andreas Müller, der noch Wasserschäden erinnert, als es vor Edeka hier einen Aldi-Markt gab.

Die Geduldsprobe dauert an, wahrscheinlich braucht es doch einen unabhängigen Sachverständigen, um das Gerangel zu klären. Bis dahin jedenfalls gibt es im Restaurant Akropolis weder Gyros noch Souvlaki, keinen politischen Stammtisch, kein Treff der Freiwilligen Feuerwehr und auch nicht mehr die Livemusik an jedem ersten Sonnabend im Monat. Doch Vermieter Hahn-Immobilien gibt sich tröstlich und antwortet unserer Redaktion: „Gerne informieren wir Sie, sobald es etwas Neues zu berichten gibt.“