Bergedorf. Ob Spielkonsole, Schokolade oder Sneaker: Die Preise im Einzelhandel steigen. Wirkt sich das auch auf die Kauflaune der Kunden aus?

Die anhaltende hohe Inflation treibt die Verbraucherpreise seit Monaten in die Höhe. Trotzdem möchten Eltern die Wünsche ihrer Kinder gerade zu Weihnachten erfüllen – auch wenn Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr wohl noch teurer wird als sonst. Wir haben uns in der Bergedorfer Innenstadt einmal umgesehen, was begehrte Produkte in diesem Jahr kosten und worauf die Kunden jetzt achten.

Sehr begehrt ist seit Jahren Technikequipment wie Spielkonsolen und Kopfhörer, aber auch trendige Sneakers. „Die Playstation ist bei uns immer ein Verkaufsschlager zu Weihnachten“, sagt Rakhshan Taheri, Marktleiter des Saturn im CCB-Fachmarktzentrum. Doch während sie etwa im Jahr 2019 noch für knapp 400 Euro zu haben war, müssen Käufer nun deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die neueste Spielekonsole kostet derzeit im Geschäft rund 500 Euro.

Black Friday und Cyber Monday: Aktionen locken preisbewusste Kunden

Daneben sind aber auch Kopfhörer und Kaffeevollautomaten bei den Kunden sehr beliebt. Die gebe es in verschiedenen Preisstufen. Die Preise für Kopfhörer liegen je nach Qualität zwischen 27 Euro und knapp 500 Euro. Einen Kaffeevollautomaten gibt es ab etwa 500 bis circa 2300 Euro. Aktionen wie der Black Friday oder der Cyber Monday lockten viele Kunden ins Geschäft, denn natürlich schaue jeder in der heutigen Zeit auf Rabatte. „Die Kunden kaufen bewusster ein. Sie achten auf Nachhaltigkeit der Produkte oder bei größeren Elektrogeräten auf die Energieeffizienz“, sagt der Filialleiter.

Stets begehrt: Sneaker etwa von Adidas und Nike. Unter 65 Euro sind sie nicht zu haben.
Stets begehrt: Sneaker etwa von Adidas und Nike. Unter 65 Euro sind sie nicht zu haben. © Ida Katnic | Ida Katnic

Auch Mode ist teuer. Bei jüngeren Kunden sind weiterhin Sneakers der Marken Adidas und Nike hoch im Kurs. „Die werden gern gekauft“, verrät eine Verkäuferin des Schuhgeschäfts Deichmann im CCB. Die Turnschuhe kosten hier zwischen 65 und 80 Euro. Doch wer bei Snipes und Co. die noch beliebteren Modelle etwa von New Balance haben will, muss auch schon mal 150 Euro oder mehr bezahlen.

Schokolade teilweise um bis zu 20 Prozent teurer

Immer noch eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke: Bücher. Die Buchpreisbindung verhindert hier größtenteils Preisschlachten. „Ganz weit vorn liegen Romane, Krimis und Kinderbücher“, erzählt Jörg Johannsen von der Sachsentor-Buchhandlung. In diesem Jahr sei das auch der Roman „Marschlande“ der aus Tschechien stammenden und in Hamburg lebenden Autorin Jarka Kubsova, dessen Handlung in der Region spielt. Er ist für 12 Euro als Taschenbuch oder 24 Euro als gebundene Ausgabe zu haben. „Verschenkt werden auch gern hochwertige Bildbände und Kochbücher“, fügt Johannsen hinzu. Im Dezember verdoppele sich sein Umsatz im Vergleich zu den anderen Monaten. Wer günstig einkaufen will, kann etwa Angebote bei Mängelexemplaren nutzen.

Jörg Johannsen von der Sachsentor-Buchhandlung macht im Dezember sein Hauptgeschäft.
Jörg Johannsen von der Sachsentor-Buchhandlung macht im Dezember sein Hauptgeschäft. © Ida Katnic | Ida Katnic

Ebenfalls gern verschenkt werden zum Fest Delikatessen, Pralinen, Kaffee und Tee. Besonders beliebt ist in der Kaffeerösterei Timm ein jährlich nur in der Weihnachtszeit verfügbarer Kaffee: „Die Leute fragen schon Mitte August, wann es diese spezielle Röstung wieder geben wird“, sagt Geschäftsführer Stefan Müller. Eine Packung mit jeweils 250 Gramm kostet unverpackt rund acht Euro und mit Folie dekoriert rund neun Euro. Stefan Müller leiten seit 2019 das Geschäft und bestätigt: „Viele Kunden achten auf Rabatte und kaufen in diesem Jahr zurückhaltender, dafür aber hochwertiger.“ Manche Lieferanten hätten die Preise, zum Beispiel bei Schokolade, um 15 bis 20 Prozent erhöht, und manche Produkte musste Stefan Müller deshalb schon auf dem Sortiment nehmen, weil er die Erhöhung nicht an seine Kunden weitergeben wollte.

„Einige Hundert Euro“ für Geschenke zum Fest

Kunden wie Rentnerin Edeltraut Gloe (80) aus Bergedorf sagen, dass sie wenig kaufen, sondern zum Fest lieber Geldgeschenke verteilen. „Dann können sich meine Enkel selbst was aussuchen“, sagt sie. Die würden das Geld zum Beispiel für Schmuck oder Handys ausgeben. Sie und ihr Mann kauften selbst nur das Notwendigste. Infolge der gestiegenen Kosten überlegten sie es sich sehr gut, wie viel Geld sie ausgäben. Die Bergedorferin Greta von der Heide (34) hingegen sagt, dass sie in diesem Jahr mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgebe als im vergangenen Jahr. „Ich rechne so mit einigen Hundert Euro“, sagt die Teamleiterin in einer öffentlichen Verwaltung. Sie kaufe beispielsweise gern Tonie-Figuren für ihre Kinder. Bei Reduzierungen schlagen sie zu. Aber auch ihr sei aufgefallen, dass vieles teurer ist.

Jörn Geffert aus Geesthacht achtet dieses Jahr nicht mehr aufs Geld als sonst.
Jörn Geffert aus Geesthacht achtet dieses Jahr nicht mehr aufs Geld als sonst. © Ida Katnic | Ida Katnic

Für Jörn Geffert (56) aus Geesthacht kommt es beim Schenken weniger auf den Preis als auf die persönliche Note an. „Ich überlege jedes Jahr genau, was ich wem schenke und dass es zu ihm passt“, sagt der Texter und Redner. Gern sei bei ihm auch mal ein Buch dabei. Er selbst achte dieses Jahr nicht mehr auf die Preise als sonst, aber der Kreis der Beschenkten sei bei ihm auch überschaubar.

Handelsverband: Fürs gleiche Geld gibt es weniger Produkt

Geschäftsführerin Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord sieht aktuell einen „rückläufigen Konsum“in Hamburg. Und nennt als Ursachen die recht hohe Inflation und die sinkenden Realeinkommen. Zwar hätten Befragungen ergeben, dass die meisten Verbraucher gleich viel oder etwas mehr Geld für Geschenke ausgeben würden als zuvor. Allerdings erhalten sie fürs Geld weniger Produkte. 30 Prozent der Befragten wollen aber sparen und etwas weniger ausgeben.

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Passantin Edeltraut Gloe aus Bergedorf kauft nur das Notwendigste.
Passantin Edeltraut Gloe aus Bergedorf kauft nur das Notwendigste. © Ida Katnic | Ida Katnic

Im Durchschnitt, so Nolte, geben die Befragten rund 295 Euro für Weihnachtsgeschenke aus, ein Viertel sogar mehr als 300 Euro. Beliebte Geschenke seien nach wie vor Spielwaren, Bücher Schmuck und Kosmetikprodukte. In den vergangenen Jahren seien aber auch oft Gutscheine und Geld verschenkt worden. Für den Handel selbst bedeute das Weihnachtsgeschäft, dass er ein Viertel seines Jahresumsatzes in den Monaten November und Dezember generiere. Gerade auch durch Aktionen wie den Black Friday oder Cyber Monday. Nolte: „Seit einigen Jahren gewinnen solche Rabattaktionen – nicht nur im Onlinehandel, sondern auch im Einzelhandel an Bedeutung.“