Hamburg. Kulturausschuss setzt den Rotstift an. Für den Mega-Publikumsmagneten in den Vier- und Marschlanden wird es knapp. Und nicht nur dort.

54.000 Euro konnte der Bergedorfer Kulturausschuss für das Jahr 2024 an Vereine und Einrichtungen im Bezirk verteilen. Die Summe aller Anträge belief sich jedoch auf exakt 128.937 Euro. Die Politiker des Bezirks setzten am Montagabend daher gnadenlos den Rotstift an und strichen fast alle Anträge zusammen.

Der größte Batzen ging dabei zwar an den Förderverein Erntedankfest, dessen Umzug in Kirchwerder jeden Oktober Zehntausende Besucher in die Vier- und Marschlande lockt. 7000 Euro sollen im kommenden Jahr bereitgestellt werden. Für den Verein ist das trotzdem eine bittere Pille. Beantragt hatten die Brauchtumspfleger nämlich 15.000 Euro. Die CDU wollte in ihrem Antrag immerhin 10.000 Euro ausschütten. Doch die Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP überstimmte die Christdemokraten nach einer leidenschaftlichen Diskussion.

Großer Erntedankumzug bekommt nur knapp die Hälfte Fördergeld

Wie schon im vergangenen Jahr warf sich CDU-Frau Erika Garbers für das Erntedankfest in die Bresche. „Der Förderverein vertritt ehrenamtlich Bergedorf überall, auf Reisemessen oder beim Tag der Deutschen Einheit“, betonte die Christdemokratin die Strahlkraft der Veranstaltung und fügte hinzu: „Der Verein kann beim Erntedankfest keinen Eintritt nehmen, dafür müssten sie ja alle Straßen absperren.“

„In diesen Zeiten ist nicht viel Geld da“, entgegnete Thorsten Scharnke von den Grünen. „Die Koalition schlägt 7000 Euro vor, ich würde persönlich sogar nur 3000 Euro sagen“, ergänzte er. Mit seiner Anmerkung, das Erntedankfest sei eigentlich auch keine kulturelle Veranstaltung „im engeren Sinne“ erntete Scharnke dann ungehaltenes Gemurmel von Seiten der CDU. Linken-Politiker Rudi Walter schlug in eine ähnliche Kerbe und empfahl den Organisatoren, Geld aus der Tourismusförderung des Quartierfonds zu beantragen.

Gesamtkosten für das Erntedankfest liegen bei 60.000 Euro

„Der Erntedankumzug ist ein wesentlicher Teil der Bergedorfer Kultur“, entgegnete Christdemokrat Mathias Zaum. „Der Verein segelt seit Jahren am Rande der finanziellen Möglichkeiten“, sagte der CDU-Politiker. Der Ausschussvorsitzende Geerd Dahms (FDP) erinnerte daran, dass bereits im November 2022 ähnliche Diskussionen geführt wurden: „Mehr Geld geht im Moment nicht, das ist schon der größte Einzelposten.“

Ein Fest dieser Größenordnung aufrechtzuerhalten, ist schwer.
Michael Bornhöft, Vorstand Förderverein Erntedankfest

Michael Bornhöft aus dem Vorstand des Fördervereins Erntedankfest nahm die Nachrichten aus dem Kulturausschuss betroffen auf. „Wir brauchen jeden Euro. Ein Fest dieser Größenordnung aufrechtzuerhalten, ist schwer“, sagte er. Die Gesamtkosten für die Veranstaltung betragen 60.000 Euro, die reduzierte Unterstützung von Seiten des Bezirks reißt also eine spürbare Lücke. „Dabei sind wir im letzten Jahr schon gerade so durchgekommen“, betonte Bornhöft. Der Vorstand des Vereins werde sich nun zusammensetzen und nach Lösungen suchen. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagte er kämpferisch.

Kulturzentrum Lola bekommt 4000 Euro für den „Sommersalon“

Auch das Stadtteilzentrum Kultura erhielt nur 5000 Euro, obwohl eigentlich 12.600 Euro beantragt worden waren. Mit dem Geld sollen zahlreiche Veranstaltungen für Kinder und Familien in Neuallermöhe finanziert werden. Das Kulturzentrum Lola kann für sein Programm „Sommersalon“ dagegen fast mit der vollen beantragten Summe rechnen – statt 4400 Euro gibt es nun 4000 Euro. Das Chorfestival Bergedorf wird mit 3000 Euro gefördert. Beantragt waren 8000 Euro, die CDU wollte immerhin 5000 Euro geben. „Wir hätten dieses Projekt voll gefördert, weil auch viele Workshops für Bergedorfer eingeplant sind“, betonte Erika Garbers.

Das Stadtteilzentrum Kultura wird mit 5000 Euro gefördert.
Das Stadtteilzentrum Kultura wird mit 5000 Euro gefördert. © BGDZ | Jan Schubert

Die Woche des Gedenkens wird weiterhin mit den beantragten 2000 Euro unterstützt. An dieser Stelle hätten die Christdemokraten den Rotstift angesetzt und beantragten nur 1500 Euro. Garbers: „Diese Veranstaltung ist wichtiger denn je, aber die Veranstalter haben auch andere Töpfe. Sie könnten ja mehr Eintritt verlangen.“ Thorsten Scharnke hielt dagegen: „Gerade weil die Woche des Gedenkens so wichtig ist, sollten die Hindernisse für Besucher so gering wie möglich sein.“

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Die zahlreichen geplanten Laternenumzüge im Bezirk Bergedorf will der Kulturausschuss mit 250 Euro für jeden teilnehmenden Spielmannszug fördern. Betroffen sind unter anderem der Bürgerverein Lohbrügge, die Freiwilligen Feuerwehren von Moorfleet, Curslack und Reitbrook sowie der SV Nettelnburg-Allermöhe. Weitere Aspekte der Umzüge wie Bratwurst oder Feuerwerk wollten die Kulturpolitiker nicht finanzieren.

Komplett leer gingen zwei einzelne Antragsteller aus. Hans-Gerhard Meyer wird keine 2820 Euro erhalten, um seine Kunstwerke auf Malta und in Buxtehude bei Ausstellungen vorzustellen. Der einfache Grund: Gefördert werden nur Veranstaltungen, die auch im Bezirk Bergedorf stattfinden. Diese Anforderungen erfüllte zwar Levent Duran, der 6000 Euro für einen Workshop für Schauspiel-Laien wünschte. „Davon profitieren am Ende nur die Teilnehmer. Wo ist der Mehrwert für die Gesellschaft?“, begründete Clara Lenné (SPD) die Ablehnung der Koalition.