Bergedorf. Das Bestattungsinstitut geht an die nächste Generation. Senior begeistert von Sohn und Tochter: „Bei uns zieht jetzt die Zukunft ein.“

Das schönste Geburtstagsgeschenk hat gar nichts mit seinem Geburtstag zu tun: Am 10. November wird Enne Leverenz 85 Jahre alt – und übergibt sein Bestattungsinstitut an die nächste Generation. „Ich bin sehr stolz, dass meine beiden Kinder die Firma übernehmen und habe ein richtig gutes Gefühl dabei. Auch wenn sie vielleicht einiges anders machen, mit Bennet und Victoria zieht bei uns die Zukunft ein“, sagt der Mann, der seit nunmehr 60 Jahren die Geschicke der Firma Leverenz geprägt und sich durch sein besonders Charisma den Ruf als Patriarch erworben hat.

Tatsächlich übernimmt mit dem Geschwister-Duo wieder eine Generation mit Mitte 20 die Verantwortung – ebenso wie anno 1963, als die Brüder Enne, Gerhard und Walter in die Fußstapfen des Vaters und Firmengründers Ewald Leverenz traten. Damals hatte der die Firma gerade vom Fuhrunternehmen mit angeschlossenem Reisebus-Betrieb zum Bestatter umgebaut.

Als der Fuhr- und Busbetrieb zum Bestattungsinstitut wurde

„Ein konsequenter Schritt, um sich nicht zu verzetteln“, erinnert sich Enne Leverenz, der eigentlich Ernst-Hermann heißt, an seine ersten Jahre im Betrieb. „Ich hatte schon seit 1958 immer mal ausgeholfen. Und zwar oft als Helfer bei den Trauerfeiern, die mein Vater neben den Busreisen immer stärker zum Metier unseres Fuhrbetriebs machte.“

Ewald Leverenz war nämlich schon lange im Auftrag der Bergedorfer, Lohbrügger und Vierländer Tischler als Sarg-Transporteur unterwegs. „Die Tischler fertigten ja traditionell die Särge an, wollten oft aber nichts mit den Leichen und deren Transport zum Friedhof zu tun haben. Das übernahm dann mein Vater – und begann schließlich auch, die Trauerfeiern auszustatten“, beschreibt Enne Leverenz den Wandel des Familienunternehmens vor gut 60 Jahren, der 1961 schließlich in die Übernahme zweier Bestattungsunternehmen mündete.

Jahre warten müssen, bis er die Geschäftsführung übernehmen durfte

Ein Jahr später trat er in die Geschäftsführung ein und machte 1967 schließlich seine Bestatter-Prüfung. Doch es sollte noch weitere acht Jahre dauern, bis er 1975 auch die Geschäftsleitung übernehmen durfte. Genau das will Enne Leverenz jetzt anders machen und zieht sich ebenso wie Ehefrau Susanne ganz aus der Chefetage zurück.

„Ich bin nur noch beratend tätig, wenn es gewünscht wird. Ich will meinen Kindern nicht im Weg stehen. Aber unterstützen tue ich sie natürlich weiterhin sehr gern“, sagt das Geburtstagskind, das vor zwei Jahren eine schwere Krankheit so gut überstanden hat, dass er heute mit gestutztem Bart weit jünger als 85 wirkt.

Ohnehin ist bei dieser Betriebsübergabe vieles anders, als beim langwierigen Übergang vor fünf bis sechs Jahrzehnten. 2019 hatte sich Enne Leverenz mit seinem Sohn Bennet Peter neu selbstständig gemacht, weil das alte Unternehmen an einen ehemaligen Geschäftspartner gegangen war.

Mit Sohn Bennet Peter Leverenz 2019 noch mal neu selbstständig gemacht

Also krempelten Vater und Sohn gemeinsam die Ärmel hoch und bauten das neue Bestattungsinstitut mit dem traditionsreichen Namen auf: Unter Bennet P. Leverenz wurden neben der Zentrale in den Geschäftsräumen an der Ecke Lohbrügger Landstraße/Lohbrügger Weg Büros an der Vierlandenstraße im Bergedorfer Zentrum, im Casinopark in Wentorf und ein Abschiedshaus an der August-Bebel-Straße eröffnet.

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Als 2022 dann auch noch Tochter Victoria Leverenz aus leitender Position im Zollenspieker Fährhaus ins Familienunternehmen wechselte, war das für den Vater Grund genug, den Generationswechsel einzuleiten: „Beide ergänzen sich perfekt in der Firmenleitung und haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse von Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben“, ist sich Enne Leverenz sicher.

Seinen 85. Geburtstag will der Patriarch heute denn auch gar nicht so groß wie frühere Geburtstage feiern: „Ich will nicht mehr so viel Tamtam um mich machen. Eine kleine, gemütliche Feier im Kreis der Familie, das reicht doch völlig“, blickt er zusammen mit Ehefrau Susanne nicht ohne Stolz auf den erfolgreichen Neustart der Leverenz‘schen Unternehmenstradition mit der neuen Generation.