Von Thomas Heyen

Billwerder.
Der Bezirk Bergedorf ist bald um eine Institution ärmer: Am 26. September öffnet die Schlachterei Stöck & Sohn zum letzten Mal. Gisela und Eberhard Stöck (beide 63) gehen in den Ruhestand. Für ihren 95 Jahre alten Familienbetrieb am Billwerder Billdeich 36 a konnten sie keinen Nachfolger finden. Die Schlachterei ist eine der letzten drei in ganz Hamburg und die einzige im Osten von Hamburg.

Nach 40 Jahren will das Ehepaar Stöck "endlich Überstunden abbummeln und Urlaub machen", sagt Gisela Stöck und lacht. Sie und ihr Mann arbeiten jeweils 80 Stunden in der Woche, fangen meist um 5 Uhr an. Sonnabends ist Eberhard Stöck oft bis 22 Uhr unterwegs, um warme oder kalte Platten, Spanferkel, Braten und Bratkartoffeln für große Feiern auszuliefern. Der Partyservice ist neben dem Verkauf im Ladengeschäft ein wichtiges Standbein der Firma.

Viel Arbeit bereitet Fleischermeister Eberhard Stöck auch das Schlachten und Zerlegen der Tiere sowie die Produktion der Fleischwaren. "Wir bieten 70 verschiedene Wurstsorten an, alles hausgemacht", sagt Gisela Stöck. Etwa 300 Schweine und bis zu 70 Rinder hat ihr Mann jedes Jahr geschlachtet - die sogenannte Lohnschlachterei für die Hofvermarkter mitgerechnet.

Das Fleisch, das in dem kleinen Geschäft in Billwerder angeboten wird, stammt von artgerecht gehaltenen Tieren aus der Region. Die Köche von Betriebsküchen wissen das ebenfalls zu schätzen und lassen sich von Stöck beliefern.

"Dass handwerklich hergestellte Wurst- und Fleischwaren inzwischen sehr gefragt sind, ebenso die artgerechte Haltung von Tieren aus der Region, hat unsere Umsätze in den vergangenen Jahren spürbar steigen lassen", sagt der 63-Jährige. Das war mal ganz anders: Nach 36 Jahren im Besitz der Familie Stöck gab das Ehepaar 2001 seine Filiale an der Kampchaussee 74 a (heute Kurt-A.-Körber-Chaussee) auf. Ein Jahr darauf wurde die Schlachterei im Grachtenhaus geschlossen, die sich 15 Jahre in Neuallermöhe gehalten hatte. "Wir hatten damals bis zu 18 Mitarbeiter, mussten leider viele entlassen und uns gesundschrumpfen", sagt Gisela Stöck. Als Grund nennt ihr Mann Discounter, die Euro-Umstellung, BSE und "billig-billig in den Köpfen".

Einen Nachfolger für ihr Unternehmen suchen die Eheleute seit Jahren vergebens. Eberhard Stöck: "Allen potenziellen Interessenten war das hier zu viel Arbeit." Seine beiden Söhne, ebenfalls Fleischermeister, eingeschlossen.