Hamburg. Die Bastler vom Verein Hamburg-Walddörfer präsentierten eine Ausstellung im Kleinformat. Was es im Gymnasium Lohbrügge zu sehen gab.

Im Gymnasium Lohbrügge lohnte es sich am Wochenende 4./5. November, genau hinzuschauen. Denn wo sonst Englisch oder Biologie gebüffelt werden, hatte der Modellbauverein Hamburg-Walddörfer anlässlich seines 35. Geburtstags zur großen Miniatur-Eisenbahnshow eingeladen.

In zehn Klassenräumen und der Aula konnten sich Fans von Modelleisenbahnen in detailverliebten Welten im Kleinformat verlieren. So sahen Besucher in einem winzigen italienischen Dorf den Pfarrer verspätet zum Gottesdienst hetzen, auf einer anderen Zugstrecke konnten sogar die Türen des Güterwaggons elektrisch ferngesteuert werden.

Jürgen Probst vom Verein Hamburg-Walddörfer zeigt im Gymnasium Lohbrügge einen Nachbau der Kirche von Alt-Allermöhe.
Jürgen Probst vom Verein Hamburg-Walddörfer zeigt im Gymnasium Lohbrügge einen Nachbau der Kirche von Alt-Allermöhe. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Uwe Mollenhauer, Vorsitzender des Vereins Hamburg-Walddörfer, ist besonders stolz auf die detailverliebten Nachbauten der Gebäude aus Hamburg und Umgebung, wie die Kirche von Alt-Allermöhe, dem Börnsener Bahnhof oder der alten Bergedorfer Stuhlrohrfabrik – alles im Maßstab 1:87.

Ausstellung Lohbrügge: Ein Paradies für Modelleisenbahnfans in Bergedorf

„Wenn wir reale Gebäude nachbauen, machen wir zunächst vor Ort viele Fotos“, berichtete der 62-Jährige. Anschließend greifen die Modellbauer auf möglichst passend vorgefertigte Modelle zurück und modifizieren diese. „Heute kann man da auch durchaus mit dem 3D-Drucker arbeiten“, so Mollenhauer.

Große Module, wie der Nachbau der Bahnstrecke Bergedorf-Geesthacht, sind Teamarbeit. „Im Verein treffen Menschen, die vor allem gern Modelle basteln, auf diejenigen, die sich mehr für Elektrik interessieren“, erklärte der 62-jährige Vereinschef.

Verein nutzt drei alte Waggons der Bundespost/Bundesbahn

Um solche großen Module in ihrer ganzen Pracht aufbauen zu können, sind die Fans der „Winz-Welten“ auf solche besonderen Veranstaltungen wie an diesem Wochenende angewiesen. Ansonsten nutzt der Verein drei alte Waggons der Deutschen Bundespost/Deutschen Bundesbahn, die auf einem Abstellgleis am alten Bahnhof Bergedorf-Süd stehen.

Die Tüftler aus Bergedorf haben auch die alte Stuhlrohrfabrik nachgebaut.
Die Tüftler aus Bergedorf haben auch die alte Stuhlrohrfabrik nachgebaut. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Mollenhauer selbst war schon als Kind in der damaligen DDR von den Dampflokomotiven begeistert: „Da stand ich als kleiner Steppke staunend am Gleis.“ Später bekam er eine kleine Modelleisenbahn geschenkt, die im Kreis fuhr, dann eine Platte, um Schienen darauf zu verlegen. Das Hobby ließ Mollenhauer nicht mehr los. Mittlerweile stand er auch schon bei echten Zügen am Steuer. „Ich bin Ehrenlokführer der Harzer Schmalspurbahn“, berichtete er stolz.

Der Bahnhof Börnsen darf an einem Nachbau der Eisenbahnstrecke von Bergedorf nach Geesthacht natürlich nicht fehlen.
Der Bahnhof Börnsen darf an einem Nachbau der Eisenbahnstrecke von Bergedorf nach Geesthacht natürlich nicht fehlen. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Die Zeiten, in denen jedes Kind sich zu Weihnachten eine Modelleisenbahn wünsche, seien vorbei. Die Kleinsten seien aber weiterhin fasziniert von den durch Miniaturwelten flitzenden Zügen. „Meine zweijährige Enkeltochter kann sich das stundenlang anschauen“, sagte Mollenhauer. Wenn die Kinder älter würden, gebe es aber viele andere Aktivitäten, die mit der Eisenbahnleidenschaft konkurrieren würden.

Hannelore Hafermalz aus Billstedt zeigt eine der besonders kleinen Eisenbahnanlagen – teils passen die Modelle in einen Koffer.
Hannelore Hafermalz aus Billstedt zeigt eine der besonders kleinen Eisenbahnanlagen – teils passen die Modelle in einen Koffer. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Ein Hit bei den Kindern auf der Ausstellung waren die Züge im Koffer von Horst Werstat und Hannelore Hafermalz aus Billstedt. In tortengroßen Landschaften oder in aufgeklappten Gepäckstücken sausten dort die Züge im Kreis.

„Ich habe 1951 noch mit der Spurweite H0 angefangen“, erklärte Werstat. Damals füllten die Modellbauanlagen noch ein ganzes Zimmer im Haushalt des Ehepaares aus. Schritt für Schritt verkleinerten die beiden Bastler dann ihre Modellwelten. Werstat: „Am Ende hatten wir solarbetriebene Eisenbahnen im Koffer, die unsere Kinder zum Spielen mit in den Park nehmen konnten.“

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Zur Eröffnung der Ausstellung schaute am Samstag, 4. November, auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) vorbei, der selbst großer Modellbaufan ist. 370 Besucher kamen am ersten Tag ins Gymnasium Lohbrügge, eine Zahl, mit der Vereinschef Mollenhauer nicht ganz zufrieden ist. Am Sonntagvormittag war der Andrang schon deutlich größer – obwohl der verkaufsoffene Sonntag die Menschen in die Bergedorfer City lockte.