Bergedorf. Für Magazine wie Stern und Geo in New York, London, Shanghai hat Achim Sperber fotografiert. Was er im Offenen Atelier präsentiert.
Die Reihe spektakulärer Foto-Ausstellungen im Offenen Atelier geht weiter: Für Freitag, 3. November, um 18 Uhr lädt Achim Sperber zur Vernissage seiner Retrospektive auf ein halbes Jahrhundert Straßenfotografie in die Galerie im Neubau des Einkaufszentrums CCB, gleich neben der Serrahn-Brücke. Titel der Schau: „50 Jahre Streetphotography“.
Gut 70 professionelle Schnappschüsse stellt der mittlerweile 73-Jährige in teils riesigen Formaten aus und nimmt sein Publikum für zwei Wochen mit auf eine Reise um die ganze Welt. Straßenszenen aus London und New York gehören ebenso dazu, wie solche aus Havanna oder Shanghai. Überall war der Absolvent der Essener Folkwang-Schule und studierte Foto-Designer seit den 70er-Jahren teils mehrfach, oft im Auftrag großer Magazine, wie dem Stern oder Geo.
„Straßenfotografie, das ist die Stimmung des Augenblicks“
Alle ausgestellten Werke, von denen es gerahmte Abzüge auch zu kaufen gibt, sind ausschließlich in Schwarz-Weiß. „Straßenfotografie, das ist die Emotion und Stimmung des Augenblicks. Da stört die Farbe nur“, weiß Achim Sperber, der in seiner langen Karriere mit fast allen Größen seines Genres zu tun hatte – oder bei Ihnen gelernt hat. Darunter sind F. C. Gundlach, Prof. Fritz Kempel, Fotografen-Ikone Robert „Bob“ Lebeck vom Stern und natürlich Sperbers Lehrmeister Prof. Dr. Otto Steinert von der Folkwang-Schule, die sich heute Universität der Künste nennt.
Seit 1973 ist Achim Sperber, der heute mit Ehefrau Hilke Veth ganz malerisch am Elbdeich in Kirchwerder wohnt, mit der Kamera in der ganzen Welt unterwegs und hat die Straßen-Fotografie zu seinem Markenzeichen gemacht. Der Mitbegründer des Fotografen-Verbandes Freelens und der Agentur Bilderberg ist auch als Workshop-Leiter gefragt, unter anderem in der Lola in Lohbrügge. Seine Bilder hängen in diversen Museen, sind Bestandteil von Sammlungen und auch mancher Fotografie-Auktion.
„Nach spätestens zwei Wochen in einer neuen Stadt sehe ich nichts mehr“
„Wenn du dich in eine fremde Stadt begibst, grübel nicht, was du in der Stadt tust, sondern warte ab, was die Stadt mit dir macht“, lautet einer seiner Leitsätze, die er auch seinen Schülern immer wieder vermittelt. „Für gute Straßenfotografie muss man offen sein für alles, was kommt.“
Eine Aufmerksamkeit, die selbst Achim Sperber nicht unendlich durchhalten kann, wie er offen zugibt: „Wenn ich in eine neue Stadt komme, sauge ich mich sofort tief rein. Diese eine Neugier und Aufmerksamkeit ist die Triebfeder jedes Straßen-Fotografen. Bei mir hält sie eine Woche an, vielleicht auch mal zwei. Aber dann sind meine Augen zu, oder besser gesagt: Ich sehe einfach nichts mehr, jedenfalls nicht diese besonderen Momente.“
Besucher der Vernissage erwarten zwei riesige Bilderberge aus ausrangierten Dias des Meisters
Eine Erkenntnis, die gut erklärt, warum es von Achim Sperber fast keine Hamburger Straßen-Szenen gibt. Und gar keine aus Bergedorf. Vielleicht hat er sich deshalb das Offene Atelier im CCB für die Premiere seiner Retrospektive ausgesucht statt einer Hamburger Galerie, obwohl er dort an vielen Orten bis hin zu Rathaus schon mit seinen Fotos an Ausstellungen beteiligt war.
Wer am Freitag zur Vernissage kommt, darf sich auf einige Überraschungen gefasst machen, empfängt Achim Sperber seine Gäste doch neben den großformatigen Fotos auch mit zwei „Bilderbergen“ aus unzähligen Dias. Sie hat er in mühsamer Kleinarbeit aus seinem riesigen Archiv aussortiert – und lädt sein Publikum ein, sich jeweils eines davon mit nach Hause zu nehmen. Die Laudatio hält Sebastian Lux, Leiter der Stiftung F. C. Gundlach.
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Die Ausstellung im Offenen Atelier ist vom 4. bis zum 18. November täglich außer sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Häufig wird auch Achim Sperber persönlich anzutreffen sein. Wer dann in den Genuss einer Führung durch die Schau kommt, darf sich auf viele Geschichten zu den eindrucksvollen Fotos freuen, etwa auf die von den „Weißen Witwen von Kuba“, vom „Wüsten-Feger von Dubai“ oder die Story über die legendären „Londoner Damen mit Hund“. Denn Achim Sperbers Werk ist weit mehr als eine Sammlung von Schnappschüssen: Jedes Bild hat bei genauem Hinsehen eine politische Botschaft – nicht nur die ebenfalls gezeigten 70er-Jahre-Halbporträts von Helmut Schmidt, Willy Brandt und Herbert Wehner.