Hamburg. Mit seiner Frau stellt der Musiker sein neues Kinderbuch vor, das Tochter Anouk gewidmet ist. Fans können es sich signieren lassen
„Kein Weg ist zu weit“ hieß sein Album, das 1989 auf den Markt kam. Diesmal nimmt Peter Maffay gut 800 Kilometer in Kauf, um vom Starnberger See bis hoch nach Lohbrügge zu fahren. Hier nämlich will er am 11. November im Marktkauf-Center sein und reichlich Unterschriften leisten – auf Autogrammkarten und alten Plattenhüllen, die seine Fans seit März 1970 gesammelt haben. Damals stellte er seiner erste Single „Du“ in der ZDF-Hitparade vor. Heute ist der 74-Jährige der erfolgreichste Künstler in den deutschen Charts, denn er schaffte es auf 20 Nummer-eins-Alben und verkaufte mehr als 50 Millionen Tonträger.
Die meisten Unterschriften aber, so seine Hoffnung, landen auf dem Kinderbuch, das er mit seiner fünften Frau Hendrikje Balsmeyer (36) geschrieben hat: „Anouk und das Geheimnis der Weihnachtszeit“ (18 Euro) ist bereits der dritte Band, der sich um die Abenteuer ihrer fast fünfjährigen Tochter dreht. Es ist nicht nur liebevoll illustriert, sondern auch süß erzählt, wenn das kleine Mädchen vor lauter Wünschen am Ende ganz sicher ist, dass es am besten ist, „wenn alle da sind und keiner krank ist“.
„Tabaluga Walking Act“ versüßt die Warteschlange
Die „Anouk-Tour“ macht an jenem Sonnabend von 14 bis 17 Uhr Station beim „Krabbenfischer 2.0“ in Lohbrügge – und niemand muss sich anmelden. „Aber wir erwarten schon knapp Tausend Besucher. So viele waren jedenfalls im vergangenen Jahr in Rostock“, sagt Stefanie Pieles aus der Center-Verwaltung, die reichlich Bücher auf den Verkaufstisch legen kann. Wobei ein Sicherheitsdienst die wohl lange Warteschlange betreuen wird („ähnlich wie am Flughafen“) und die Maffay-Fans Getränke und ein Fischbrötchen „Anouk“ für 3,50 Euro kaufen können.
Auch wird eine Ballonkünstlerin durch das Einkaufszentrum laufen, es gibt Glitzer-Tattoos und einen großen Drachen, den „Tabaluga Walking Act“. Gemeinsam mit dem Kinderliedermacher Rolf Zuckowski gibt es „Tabaluga“ schon seit 1983, längst feiert das Musical große Erfolge – und seit 1998 betreut zudem die Tabaluga Kinderstiftung jährlich etwa 500 sozial benachteiligte, traumatisierte und schwer erkrankte Kinder und Jugendliche.
Konzerttickets fast ausverkauft
Nicht zuletzt um auch für diese Zwecke Geld zu sammeln, startet Peter Maffay im nächsten Jahr seine „We love Rock‘n‘Roll“-Abschiedstournee zum zugleich 55-jährigen Bühnenjubiläum. „Dafür verlost unsere Edeka-Zentrale 1000 Tickets. Der QR-Code dafür steht auf unseren Anzeigen-Flyern“, wirbt Lohbrügges Center-Manager Martin Bo Ahlers, der weiß, dass es im offiziellen Verkauf nur noch wenige Restkarten für den 7. Juli auf der Bahrenfelder Trabrennbahn gibt.
Wer da unbedingt hin will, ist Peter Stellwagen, ein Maffay-Fan seit der ersten Stunde: „Ich stand zwar nie in der ersten Reihe, war aber bestimmt schon bei 20 Konzerten“, erzählt der 77-Jährige und erinnert sich an das erste 1997 in Bad Segeberg: „Da hatte er ganz kurze Haare, ich habe ihn kaum erkannt“, so der Lohbrügger, der gut 25 Alben in seiner Sammlung hat. „Revanche“ etwa mit dem Karat-Cover-Song „Über sieben Brücken mußt du gehn“ wurde 2,1 Millionen Mal verkauft, der „Steppenwolf“ brachte es auf immerhin 1,6 Millionen Exemplare.
„Am Anfang waren es Schlager und Liebeslieder wie „Josie“. Dafür wurde er 1998 in Hannover sogar mit Tomaten und Eiern beworfen. Nicht gerade verwunderlich als Vorprogramm von den Rolling Stones“, meint Peter Stellwagen, der ein größerer Fan wurde, als Maffay zum Deutschrock wechselte: „Er hatte immer eine tolle Stimme, brachte Texte über Freiheit, Frieden und den Kinderschutz“, schwärmt der Lohbrügger, dessen Lieblingssong „Eiszeit“ ist.
„Einmal kam er sogar mit dem Motorrad auf die Bühne“, freut sich der Fan, der damals ebenfalls gern eine schwarze Lederjacke trug: „Maffay ist ja auch beim Hamburger Motorrad-Gottesdienst immer vorneweg gefahren.“ Als „eher ruhig und bescheiden“ beschreibt er den Sänger trotzdem: „Jedenfalls war er als Musiker nie sehr politisch, ist höchstens mal mit SPD-Politiker Gerhard Schröder aufgetreten.“
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Auf jeden Fall also ist der jahrzehntelange Fan auch am 11. November dabei: „Ich komme früh und will ganz vorne anstehen“, sagt Peter Stellwagen, der ein Buch für seine vierjährige Enkelin unterschreiben lassen will. „Außerdem kenne ich seine neue Frau noch gar nicht.“ Und vielleicht trägt der 77-Jährige auch dann wieder das Shirt, das er im Dezember 2000 beim Köln-Konzert kaufte: „Bis ans Ende der Welt“ hieß die Tour damals. So weit würde es Peter Stellwagen heute vielleicht nicht mehr riskieren, aber wenigstens in Lohbrügge ist ihm „kein Weg zu weit“.