Hamburg. 53 Parkplätze weniger, Zebrastreifen weg, Gefahren für Kinder auf Schulweg: Entsetzen über Planungen für den Friedrich-Frank-Bogen.
Es steht nicht gut um die Zukunft der Hauptstraße von Bergedorf-West. Die anstehende Grundsanierung des Friedrich-Frank-Bogens lässt großen Ärger mit den Anwohnern befürchten. Auch wegen der vorgesehenen Tempo-30-Zone. So sieht es jedenfalls Bergedorfs Politik, die deshalb die ersten Pläne für das mindestens drei Millionen Euro teure Projekt im jüngsten Ausschuss für Verkehr der Bezirksversammlung durchfallen ließ. Dem Bezirksamt und seinem beauftragten Ingenieurbüro SBI wurden umfangreiche Nachbesserungsaufträge mit auf den Weg gegeben.
Tatsächlich müssen die Planer versuchen, zwei sehr unterschiedliche Anforderungen unter einen Hut zu bringen: Einerseits ist der Friedrich-Frank-Bogen nach über 50 Jahren so marode, dass er samt Unterbau komplett erneuert werden muss. Etliche tiefe Fugen, Absackungen und Risse in der Fahrbahn lassen eigentlich keinen Aufschub mehr zu, der über den vorgesehen Baustart im Frühjahr 2024 hinausgeht. So schnell können aber keine Flächenzukäufe realisiert werden, die den knappen Straßenquerschnitt wenigstens um zeitgemäß breite Fußwege und Geschwindigkeitsbremsen ergänzen würden.
Friedrich-Frank-Bogen: Straßensanierung vorerst auf Eis gelegt
Andererseits sehen die Ergebnisse der Fußwege-Untersuchung und Schulwege-Planung für Bergedorf-West sowie die bereits erfolgte Bürgerbeteiligung unbedingt eine Verbesserung der Verkehrssicherheit für alle nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer vor – besonders für die Schulkinder. Doch die sind im engen Straßenquerschnitt von knapp zehn Metern ohne Flächenzukäufe baulich kaum realisierbar.
Die Planer setzen deshalb auf die Umwidmung des gesamten Friedrich-Frank-Bogens in eine Tempo-30 Zone und den Ausbau der insgesamt drei Bushaltestellen in seinem Verlauf zu Haltepunkten mit Mittelinseln, um so den Verkehrsfluss zusätzlich zu bremsen. Dafür fallen aber 53 der heutigen 88 Parkplätze am Fahrbahnrand weg. Und die Fußwege müssen so schmal bleiben, wie heute, darf die Fahrbahn doch nicht unter die jetzigen sechs Meter Breite schrumpfen.
Politiker glauben nicht, dass sich Autofahrer an Tempo-30-Regel halten
Um die Fußwege wenigstens durchgängig zu machen, sollen die Einmündungen der großzügigen Parktaschen von Bergedorf-West mit jeweils mehr als 50 Stellplätzen aufgepflastert werden. Damit entfällt hier allerdings die Rechts-vor-Links-Regel und damit das „natürliche“ Ausbremsen des Autoverkehrs auf dem Friedrich-Frank-Bogen. So sehen es jedenfalls die Lokalpolitiker, die nicht glauben, dass sich die Autofahrer an die neue Geschwindigkeitsbegrenzung halten.
Und noch ein anderer Effekt der Tempo-30-Zone macht ihnen Bauchschmerzen: Wird sie von der Polizei für den Friedrich-Frank-Bogen angeordnet, muss laut Gesetz generell auf Zebrastreifen verzichtet werden. „Wie sollen wir das alles den besorgten Eltern erklären?“, fragte Petra Petersen-Griem (SPD) im Verkehrsausschuss. „Wir investieren hier drei Millionen Euro und nichts wird besser für die Schulkinder. Eigentlich wirkt der Friedrich-Frank-Bogen anschließend sogar noch gefährlicher als heute.“
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Auch CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh kündigte die Ablehnung dieser Planungen durch seine Fraktion an. Und Dr. Reinhold Reumann von den Grünen forderte weitere Nachbesserungen. Bergedorfs Tiefbauchefin Mona Rühle zog schließlich die Reißleine und zog die Planungsvariante ohne Flächenzukauf zurück. Jetzt sollen mehrere Hundert Quadratmeter von der Grundschule Friedrich-Frank-Bogen und ebenso von den auf der anderen Straßenseite ansässigen Wohnungsbaugenossenschaften erworben werden.
„Was das an zusätzlichen Kosten bedeutet und ob es überhaupt klappt, muss erst noch ermittelt werden“, wies Mona Rühle auf eine Verzögerung des Baustarts um mindestens ein Jahr hin. Gelingt der Zukauf, würden die Bürgersteige immerhin um gut 50 Prozent auf dann 2,75 Meter verbreitert werden. Auch fallen dann nur 25 Parkplätze am Straßenrand weg. Nur das Zebrastreifen-Problem bliebe erhalten. Konkrete Details zur neuen Planungsvariante soll es von der Verwaltung nun bis zur nächsten Bezirksversammlung geben, die wegen der Herbstferien erst wieder Ende November tagt.