Bergedorf. Für Autofahrer wird es viel weniger Platz geben, während Radfahrer deutlich komfortabler genießen. Was sich bis April 2024 ändert.

Gerade noch ärgern sich Autofahrer über die Baustelle zum Kreisverkehr Randersweide, die insbesondere die Zufahrt in die Siedlung Nettelnburg durch Einbahnstraßenregelung komplizierter macht. Die Arbeiten liegen nun in den letzten Zügen, enden Anfang kommenden Monats.

Da kündigt sich ab dem 7. August ganz in der Nähe am Oberen Landweg die nächste Einschränkung für motorisierte Verkehrsteilnehmer an: Mit dem Ausbau der Veloroute 9 erhalten Radfahrer auf dem Teilstück zwischen Kurt-A.-Körber-Chaussee und Nettelnburger Landweg eine deutlich verbreiterte Fahrfläche. Hingegen verbleibt für Autofahrer insbesondere im Bereich der Eisenbahnbrücke weniger Platz.

Bauarbeiten: Oberer Landweg wird zum „Kopenhagener Radweg“

Hamburg im generellen und Bergedorf im speziellen versuchen, sich mit dem gewaltigen Umbau immer mehr dem europäischen Vorbild für Radverkehr anzunähern: Kein Wunder also, wenn Bergedorfs Tiefbauchefin Mona Rühle den neuen Komfort am Oberen Landweg als „Kopenhagener Radweg“ betitelt. Der Bereich unter der Eisenbahn, wo sich Radfahrer und Fußgänger bisher beiden Seiten auf kaum zwei Metern begegnen, wird vielfach komfortabler.

Beidseitig ist dann die Einrichtung eines Zwei-Richtungs-Radwegs mit einem Trennstreifen zum Autoverkehr auf einer Breite von drei Metern möglich, ebenso wie ein 2,20 Meter breiter Fußweg. „Wir machen das, um den Radverkehr zu stärken“, erklärt Mona Rühle, „denn es ist bekanntlich ja gerade unter der Brücke wahnsinnig eng.“

Veloroute 9: Auch die Kreuzung Ladenbeker Furtweg wird umgestaltet

Die Umgestaltung erstreckt sich übrigens auch auf die Wegeführung zum S-Bahnhof Nettelnburg. Sie verbindet die Teile der Veloroute 9 mit der Kurt-A.-Körber-Chaussee, die bis Ende 2020 saniert und umgestaltet wurde, am Westende und schafft Anschluss im Osten an den Wehrdeich. Die umgebaute Strecke wird dann auch Bestandteil des Radschnellwegs Hamburg-Geesthacht sein.

Wo Gewinner sind, gibt es zumeist auch Verlierer – was im vorliegenden Fall die Autofahrer sind: Sie haben künftig unter der Eisenbahn nur noch eine Spur pro Richtung zur Verfügung, gegenwärtig sind es zwei in jede Richtung. Auch der Kreuzungsbereich zum Ladenbeker Furtweg wird verändert.

Die einprägsamste Neuerung: Hier verschwindet für alle Linksabbieger vom Oberen Landweg eine von zwei Spuren. Die Befürworter glauben, dass die Kreuzung dadurch leistungsfähiger wird, weil sich viele Autofahrer im Berufsverkehr falsch einordnen und so Staus entstehen würden.

Fast keine Vollsperrungen in der Umbauphase

Wie Mona Rühle weiter berichtet, ist an und für sich keine Vollsperrung des Straßenabschnitts vorgesehen. „Bis auf ein Wochenende in den Frühjahrsferien im März 2024 aufgrund von Asphaltarbeiten“, nennt Bergedorfs Tiefbauchefin die Ausnahme. Ansonsten wird es in den einzelnen Bauphasen zum Teil eine Einbahnstraßenregelung geben, die von Neuallermöhe in Richtung Kurt-A.-Körber-Chaussee führt – auch wird also eine gewisse Ortskenntnis notwendig sein, um Neuallermöhe zu erreichen.

Die vorab im politischen Raum durchaus umstrittenen Umbauten am Oberen Landweg kündigen sich in der Woche vor dem 7. August dadurch an, dass der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) die Bushaltestellen anpasst. Aus dem Bezirksamt ist das Urteil zur Umgestaltung sehr positiv: „Das ist eine Schlüsselmaßnahme für die Verkehrswende.

Eine derartige Umgestaltung haben wir nicht so häufig“, meint Mona Rühle. Fünf Millionen Euro kostet der Umbau, der Ende April 2024 abgeschlossen sein soll. Kritiker befürchten allerdings, dass durch die Beschneidung des Autoverkehrs am Oberen Landweg die zu erwartende Verkehrszunahme durch den neuen Stadtteil Oberbillwerder verkannt werde.

Veloroute 8: Umgestaltung beginnt im Spätsommer

Derweil wird demnächst auch die Veloroute 8 entlang des Ludwig-Rosenberg-Ring aufgehübscht. Ende September starten hier die Bauarbeiten zwischen Marktkauf-Center bis hinauf zum Lohbrügger Markt. Auch hier wird beidseitig ein neuer Kopenhagener Radweg eingerichtet. Faktisch bedeutet das, dass der Radweg auf diesem Teilstück des Ludwig-Rosenberg-Rings in Richtung Alte Holstenstraße von 1,50 auf 2,25 Meter, in der Gegenrichtung sogar teilweise von 1,50 auf 2,75 Meter verbreitert wird. Die neuen Gehwegbreiten betragen 2,60 bis 2,90 Meter. Der Raumgewinn erkläre sich aus wegfallenden Straßenmarkierungen, die beispielsweise auf Tiefgarageneinfahrten hinweisen.

Bauende soll hier im März 2024 sein. Wie am Oberen Landweg wird ebenso auf dem Ludwig-Rosenberg-Ring abschnittsweise gearbeitet. Kosten wird das ganze etwa 1,3 Millionen Euro.