Ochsenwerder. Ende Oktober endet die Saison am Hohendeicher See. Hartgesottene Frischluftfans bleiben bis zum letzten Tag. Was sie reizt.

Tausende Camper haben den Sommer auf ihren Parzellen am Hohendeicher See genossen. Auch der September hat mit warmen Temperaturen und viel Sonne noch viele Gäste auf den Platz gelockt. Jetzt aber wird es offensichtlich Herbst, ungemütlicher, kühler. Viele Camper haben ihre Sachen inzwischen verstaut und den Wohnwagen Ende September verlassen, andere harren noch aus und bleiben bis spätestens Ende Oktober. Dann endet offiziell die Saison, werden die sanitären Einrichtungen geschlossen, gibt es kein fließendes Wasser mehr, damit die Leitungen in der kalten Jahreszeit nicht zufrieren.

Brigitte (69) und Reinhard Jakuszeit (72) aus Bramfeld gehören zu denen, die die Saison fast bis zum Ende auskosten – und die zu den Veteranen des Platzes gehören. Seit 1985 campieren die Eheleute am Hohendeicher See. Damals waren sie eigentlich nur zum Surfen und Baden am See, haben dann aber einen Aushang entdeckt, der über eine freigewordene Parzelle informierte – und zugeschlagen. Los ging es mit dem alten Wohnwagen des vorigen Parzellenpächters: „Der war Schrott und überteuert, aber damals hatten wir ja keine Ahnung“, sagt der 72-Jährige. Geblieben sind sie dennoch – sowohl bei ihrem Hobby als auch am Hohendeicher See. Inzwischen haben die Jakuszeits ihren dritten Wohnwagen: „Den haben wir vor 20 Jahren neu gekauft“, sagt der Senior.

Hohendeicher See: Camper beenden nach einem halben Jahr die Sommersaison

Die Verbindung zum Campingplatz ist in all den Jahren eng geworden. „Unsere Kinder sind hier groß geworden. Sie kommen uns häufig besuchen, auch mit ihren Kindern“, sagt Brigitte Jakuszeit. Die ehemalige Krankenschwester und ihr Mann, der als Maschinenschlosser gearbeitet hat, haben nun im Ruhestand noch mehr Zeit für ihren Lieblingsort.

Langeweile hat das Ehepaar in den Vier- und Marschlanden nie: Per E-Bike erkundet es die Gegend, fährt auf dem Maschbahndamm bis nach Rothenburgsort oder in Richtung Zollenspieker. „Ab einer Wassertemperatur von 20 Grad gehen wir baden“, sagt die Seniorin, die gern liest, rätselt und strickt. Brigitte Jakuszeit kümmert sich auch um die Tomaten, Gurken und Blumen, die sie am Rande der 200-Quadratmeter-Parzelle gepflanzt hat.

Am Hohendeicher See gibt es Tausende Parzellen in unterschiedlich großen Abschnitten, die verschiedenen Verpächtern gehören. Die Verpächter leben oft in Höhe ihres Abschnitts am Deich.
Am Hohendeicher See gibt es Tausende Parzellen in unterschiedlich großen Abschnitten, die verschiedenen Verpächtern gehören. Die Verpächter leben oft in Höhe ihres Abschnitts am Deich. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Bei schlechtem Wetter wird das große Vorzelt bewohnt

Wohnen auf einem Campingplatz bedeutet, in der Natur zu sein und mit der Natur zu leben – das schließt auch schlechtes Wetter ein. „Bei schlechtem Wetter geht man dann halt ins Vorzelt oder in den Wohnwagen“, sagt Brigitte Jakuszeit. Dort verfügt das Paar über rund 26 Quadratmeter überdachte Fläche. Klingt großzügig, wenn man zu zweit ist. Sobald aber Besuch kommt, kann das anders aussehen. „Als die Enkelkinder während der Sommerferien zu Besuch waren hatte es nur geregnet“, erzählen die Senioren. „Das war natürlich schade“, bedauert Brigitte Jakuszeit. Früher gab es Gemecker von Nachbarn, wenn die Kinder in der Mittagstunde zu laut getobt haben. „Das war vor einigen Jahren, als hier insgesamt wenig Kinder waren“, sagt die Seniorin und fügt hinzu: „Das hat sich zum Glück geändert.“

Mit lauten Kindern haben die Eheleute keine Probleme. „Aber andere Leute vergessen, dass sie selbst mal jung waren“, sagt die 69-jährige. Froh hingegen sind die Jukuszeits darüber, dass nachts weitgehend Ruhe herrscht: „In unserer direkten Nachbarschaft werden zum Glück keine Partys gefeiert. In anderen Abschnitten schon“. Das sei dann manchmal auch bei ihnen zu hören, sagt Reinhard Jakuszeit.

Gleich gibt‘s Abendessen: Brünja (52) und Andreas Wissner (57) aus Lohbrügge braten sich Fleisch in ihrer Küchenecke im Wohnwagen.
Gleich gibt‘s Abendessen: Brünja (52) und Andreas Wissner (57) aus Lohbrügge braten sich Fleisch in ihrer Küchenecke im Wohnwagen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Bis Mitte Oktober wollen die Eheleute in Ochsenwerder bleiben: „Dann wird es zu früh dunkel und zu kalt“, sagt Brigitte Jakuszeit. Lieber will sich das reiselustige Ehepaar im Herbst noch anderswo in Deutschland ein, zwei Wochen Urlaub gönnen, an Nord- oder Ostsee oder im Harz. „Im Winter werden wir dann wieder in den Flieger steigen“, sagt die 69-Jährige. Zuletzt ging es im Februar nach Ägypten.

Urlaub fast nur in Ochsenwerder

Anders machen es Andreas Wissner (57) aus Lohbrügge und seine Frau Brünja (52). Sie beschränken sich urlaubsmäßig komplett auf ihre Parzelle am Hohendeicher See: „Wir verbringen den gesamten Sommer hier, von April bis Ende Oktober – bis zum letzten möglichen Tag. Ansonsten fahren wir höchstens mal nach Fehmarn“, sagt der Maler und Lackierer aus Lohbrügge. Damit das Paar ausreichend Platz hat, hat es neben dem Wohnwagen mit Vorzelt ein weiteres „Haus-Zelt“ mit hochklappbarer Plane an den Seiten, das den Eheleuten als Esszimmer dient.

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Die Lohbrügger sind seit zehn Jahren Camper in Ochsenwerder, fühlen sich dort pudelwohl: „Das ist hier unser Paradies“, sagt Andreas Wissner. „Von hier aus fahren wir auch zur Arbeit in die Hamburger Innenstadt.“ Wissner lobt die „gute Gemeinschaft“: Die Nachbarn würden sich stets gegenseitig helfen. Er schneidet auch die Hecken von älteren Nachbarn und mäht deren Rasen, bekommt dafür Schokolade und andere Präsente.

Inventar wird bald verstaut

Der Platz am Hohendeicher See ist bei Campern sehr beliebt. Nur selten werden Parzellen frei, betont Wissner: „Es gibt hier wenige Eigentümerwechsel. An unsere Parzelle sind wir nur gekommen, weil sie dem Nachbarn meiner Schwiegermutter gehörte.“ Nicht alle Nachbarn würden so viel Zeit wie die Wissners am Hohendeicher See verbringen: „Viele sind im Sommer nur für ein, zwei Wochen oder an den Wochenenden hier“, weiß der Handwerker, für den auch Ende Oktober noch nicht wirklich Schluss ist am See.

Andreas Wissner lässt sich auch im Winterhalbjahr regelmäßig am Hohendeicher See blicken, „um zu schauen, ob alles in Ordnung ist“. Zum Glück gebe es in seinem Abschnitt keine Probleme. „In der Nachbarschaft ist das leider anders, da werden schon mal Zelte aufgeschlitzt und Sachen gestohlen.“ Demnächst wird er das Inventar, etwa die Gartenmöbel, verstauen. „Alles von Wert nehmen wir mit nach Hause, auch den Fernseher und die Musikanlage“, sagt der 57-Jährige.