Lohbrügge. Forschung im maroden Thünen-Institut an der Leuschnerstraße: „Das Einzige, was fortschreitet, ist der Zerfall der alten Infrastruktur.“
Sie sind die Besten ihres Fachs und prüfen als Bundesinstitut nahezu jedes Holzprodukt, das in Deutschland auf den Markt kommt. Und doch arbeiten LohbrüggesHolzforscher auf ihrem großen Gelände an der Leuschnerstraße unter denkbar schlechten Bedingungen: Gebäude und Labore des Thünen-Instituts für Holzforschung und Internationale Waldwirtschaft/Forstökonomie sind durchgängig marode und teilweise sogar schon stillgelegt. Im Haupthaus hingen eine Zeit lang sogar Kabel aus der Decke. Doch nun endlich wird ein Neubau geplant.
„Der Bedarf ist zwischenzeitlich anerkannt, und der Beschaffungsauftrag für einen Neubau des Thünen-Instituts liegt vor“, berichtet Thorsten Grützner, Sprecher der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), auf Nachfrage. Derzeit werde der „Planungsauftrag vorbereitet“: Das heißt, dass die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde bald im Auftrag des BImA eine konkrete Planung erstellen lassen kann.
Die Lohbrügger Holzforscher sollen einen Neubau bekommen
Keine leichte Aufgabe. Denn das mehr als zehn Hektar große Gelände des Thünen-Instituts ist zu einem Gutteil schon belegt: Hier wachsen 1500 seltene Bäume und andere Gehölze aus aller Welt. Das sogenannte Arboretum entstand, nachdem das Institut, damals noch namentlich eine Bundesforschungsanstalt, in den 1960er-Jahren von Reinbek nach Lohbrügge gezogem war. Damals wurden seltene Gewächse wie die Zapfennuss aus China oder der Urwaldmammutbaum, ein lebendes Fossil aus dem Tertiär, gepflanzt – Bäume, die noch immer stehen. Zudem gibt es ein 14 Meter hohes Gewächshaus mit weiteren etwa 100 Arten. Um das Arboretum zu erhalten, könnte eine Lösung sein, den Park unangetastet zu lassen und nur nördlich der Straße einen langgestreckten Neubau zu setzen.
Doch was genau geplant ist, ist noch unklar. „In einer Machbarkeitsstudie ist bisher lediglich ein mögliches Baufeld grob abgesteckt worden“, so Thorsten Grützner. Weitere spezifische Eckdaten gebe es noch nicht. Auch ein prägnanter Neubau, der der Bedeutung des Instituts Rechnung trägt, ist möglich. Allerdings wird das alles noch dauern: Der Auftrag zur Planung muss erst an Hamburg gegeben und hier dann von Architektenbüros umgesetzt werden. Ehe wirklich ein erster Spatenstich gesetzt wird, werden Jahre ins Land gehen: „Sollten im Zuge der Planungsphase keine Komplikationen eintreten, wird momentan mit einer Bauausführung im Zeitraum von 2029 bis 2032 gerechnet“, so Grützner.
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Eine lange Zeit für die Holzforscher, die noch immer in den alten Gebäuden arbeiten und bisher auch vergebens auf eine Interimslösung wie etwa Container warten. Ein Forscher fasst den Planungsstand mit Galgenhumor zusammen: Das Einzige, was in Lohbrügge fortschreite, sei „der Zerfall der alten Infrastruktur“.