Hamburg. Sehr persönliche Fotos, dazu Titelseiten und Filmplakate: Jürgen Joost zeigt seine Sammlung über das Leben des großen Filmstars im CCB.
Sie gilt als größter deutscher Filmstar der Nachkriegsgeschichte und fasziniert bis heute auch durch ihren tragischen Tod im Jahr 1982: Romy Schneider ist ab Mittwoch in sehr persönlichen Schwarz-Weiß-Porträts, auf diversen Titelseiten und Filmplakaten im Offenen Atelier zu sehen. „Eine beeindruckende Frau und Schauspielerin“, sagt Fotograf und Sammler Jürgen Joost, der die Schau „Romy Schneider, eine große deutsche Leinwandlegende“ ab 20. September für zweieinhalb Wochen in die Ausstellungsräume im Einkaufszentrum CCB bringt.
Bis einschließlich Sonnabend, 7. Oktober, ist das Offene Atelier gleich neben der Brücke im Neubauteil des CCB täglich außer sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Bei freiem Eintritt gibt es hier tiefe Einblicke in das Leben des zu Lebzeiten so gar nicht divenhaften Stars. Dabei galt die gebürtige Wienerin seit ihrem Durchbruch mit gerade mal 17 Jahren als Kaiserin Elisabeth in der Sissi-Trilogie als das Maß aller Dinge auf der Leinwand.
Filmpartner von Karl-Heinz Böhm über Alain Delon bis Michel Piccoli
In ihrer einzigartigen Karriere blieb sie nicht auf das Genre der monumentalen Adelsfilme beschränkt, sondern ging schon 1958 – ein Jahr nach ihrem Durchbruch – nach Paris, um anspruchsvolle Rollen zu übernehmen. Jetzt auch am Theater. So blieb es nicht bei Karl-Heinz Böhm als Kaiser Franz-Josef an ihrer Seite. Romy Schneider spielte mit Alain Delon, Peter Sellers, Jean Cocteau, Curd Jürgens, Peter O’Toole, Jack Lemmon und Michel Piccoli, um nur einige zu nennen. Alles das dokumentieren Filmplakate, die Fotograf Jürgen Joost über Jahrzehnte zusammengetragen und nun ins Offene Atelier mitgebracht hat.
Hinzu kommen Titelseiten von Magazinen wie Bunte, Stern, Quick und auch dem Spiegel. Denn Romy Schneider sorgte auch abseits des Filmsets immer wieder für Schlagzeilen. Dazu gehörten mehr oder weniger glückliche Ehen, angebliche Affären etwa mit Alain Delon, mit dem sie das Traumpaar des Films der 1960er- und 1970er-Jahre bildete. Aber eben auch Romy Schneiders private Schicksalsschläge füllten die Seiten der Klatschpresse – allen voran der tragische Tod ihres erst 14-jährigen Sohnes David, der im Sommer 1981 auf einen Metallzaun stürzte.
„Drei Tage im Mai“ – Foto-Serie mit Romy Schneider aus 1973 in Paris
Besonders angetan haben es dem Profi-Fotografen Jürgen Joost aber die unzähligen Schwarz-Weiß-Fotos berühmter Kollegen, die Romy Schneider teils tagelang begleiten durften. Dazu gehört eine Serie des Stern-Fotografen Kurt Will in London. Und vor allem die legendäre Sequenz „Drei Tage im Mai“. Sie gelang Helga Kneidl 1973 bei einem sehr persönlichen Streifzug mit Romy Schneider durch Paris, als die beiden Frauen 72 Stunden wie enge Freundinnen verbrachten.
Die Ausstellung wird im Offenen Atelier im CCB erst zum zweiten Mal gezeigt: Bei der Premiere in der Fabrik der Künste in Hammerbrook zog sie Mitte der 2010er-Jahre Tausende Besucher an. „Ich hoffe, dass sie jetzt auch die Bergedorfer begeistert“, gibt sich Jürgen Joost bescheiden, der auf Wunsch auch Abzüge der Bilder im Format 20 mal 30 Zentimeter mit Passepartout und Rahmen anbietet, die Filmplakate in 30 mal 40 Zentimeter verkauft.
Tragischer Tod: „Sie starb an einem gebrochenen Herzen“
Mit einer Geschichte über Romy Schneider in Bergedorf kann er allerdings nicht aufwarten: „Davon habe ich bisher leider noch nichts gehört“, sagt Jürgen Joost. Dafür erlernte der heute 66-jährige Fotokaufmann einst hier sein Handwerk hinter der Kamera – als Sportfotograf der Bergedorfer Zeitung. Den Grundstock seiner Romy-Schneider-Sammlung legte er in den 1980er-Jahren, als er für den legendären Bildkünstler F. C. Gundlach im Bunker auf dem Heiligengeistfeld arbeitete: „Damals überschritten Fotografien gerade die Schwelle vom Gebrauchsgegenstand zum Kunstobjekt – und das galt natürlich besonders für Ausnahmepersönlichkeiten wie Romy Schneider.“
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Natürlich rankten sich auch um den Tod des Stars Gerüchte: Schied sie am 29. Mai 1982 in Paris durch Selbstmord aus dem Leben? Kaum ein Jahr nach dem Tod ihres Sohnes wurde Romy Schneider leblos an ihrem Schreibtisch gefunden. Es stellte sich heraus, dass sie trotz Millionen-Gagen hoch verschuldet war, weil sich ihr Stiefvater und ihre Männer massiv an ihrem Vermögen bedienten. Zudem litt sie schon seit Jahren an Alkohol- und Medikamentensucht.
Offiziell starb Romy Schneider an Herzversagen. So steht es im Totenschein. Später hieß es dann, sie sei „an einem gebrochenen Herzen gestorben“.