Bergedorf. Seit 20 Jahren werden am Weidenbaumsweg in Bergedorf Lebensmittel analysiert. Was die Wissenschaftler alles können.
Wer in Deutschland ein Glas aufschraubt, eine Tüte öffnet, eine Flasche entkorkt, der verlässt sich erstmal auf eines: dass das Lebensmittel sicher ist – und dass die Angaben auf der Verpackung auch stimmen. Kaum ein Bergedorfer ahnt aber wohl, wo Stichproben all dieser Gläser, Tüten und Packungen geöffnet, beprobt, analysiert werden. Denn mitten in Bergedorf, am Weidenbaumsweg 137, hat die FirmaSGS Germany einen Standort – und das seit nunmehr 20 Jahren. Ein kleines Jubiläum, das sich mit einem anderen überschneidet: 50 Jahre Qualitätssiegel Fresenius, das ebenfalls zur SGS gehört.
Bei der SGS wird Lebensmittelanalytik betrieben, „vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt“, sagt Bergedorfs Laborleiter Dr. Roy Hörner. Und wer wissen möchte, welche namhaften Kunden ihre Ware hierher nach Bergedorf schicken, der muss nur einen Blick auf die Etiketten bekannter Marken wie Nutella werfen. Denn dort ist die SGS als Prüfunternehmen genannt.
SGS Germany: Seit 20 Jahren am Standort Bergedorf
Mit den Galab Laboratories (Am Schleusengraben) gibt es zwar noch ein weiteres Unternehmen für Lebensmittelanalytik in Bergedorf. Doch der Markt ist riesig, die SGS ein ebenso großer Player. Schließlich ist die Bandbreite der Produkte groß, die Anforderungen und gesetzlichen Vorgaben sind bisweilen sehr unterschiedlich und speziell. Hackfleisch beispielsweise muss viel öfter beprobt werden als Müsli. Und Pistazien aus der Türkei müssen bei der Einfuhr stets kontrolliert werden.
„Unser Schwerpunkt sind Cerealien und Getreide, auch Öle und Fette“, sagt Roy Hörner. Auch viele Süßwaren landen hier zum Testen. Andere Standorte der SGS in Deutschland haben andere Schwerpunkte, sodass Produktbestandteile schon mal hin- und hergeschickt werden müssen. Die SGS ist ein riesiger, weltweit agierender Warenprüfkonzern. Hier wird alles mögliche getestet, beprobt und untersucht – von Maschinen bis zu Pipelines oder Güterkontrollen. Zudem werden Zertifikate für bestimmte Abläufe vergeben. 95.000 Mitarbeiter gibt es weltweit, 4000 in Deutschland, davon 700 im Lebensmittelbereich. Ein knappes Drittel davon arbeitet in Bergedorf.
2003 ging es von Bahrenfeld nach Bergedorf
2003 war die SGS von Bahrenfeld nach Bergedorf umgezogen, damals mit nur 70 Mitarbeitern. Ein neuer Standort mit Erweiterungskapazitäten sollte her und wurde hier am Weidenbaumsweg gefunden. 20 Jahre später ist das große Rotklinkergebäude neben den Glasbläserhöfen wohl vor allem den Paketdienstleistern gut bekannt: Denn hier kommen täglich zahlreiche Pakete mit Proben an, die untersucht werden sollen. In den Lagern stapeln sich Nüsse, Süßigkeiten, Öle, Körner, manchmal fertige Produkte, manchmal nur die Rohstoffe in schmucklosen Behältern.
„In den Kartons findet sich meist der Papierauftrag“, sagt Dr. Roy Hörner. Dort ist aufgeführt, was genau getestet werden soll, Fette zum Beispiel. Die Aufträge werden zunächst genau erfasst, ehe dann in den Laboren die eigentliche Arbeit beginnt. In chemischen Untersuchungen werden beispielsweise die Inhaltsstoffe getestet – stimmen Fett-, Zucker- und Vitamingehalt und die ungesättigten Fettsäuren? Mikrobiologische Tests zeigen zudem, ob sich Spuren von Schimmelpilzen, Salmonellen oder Listerien finden.
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„Für viele Produkte gibt es feste Prüfpläne“, so Hörner. Mitunter kann es vorkommen, dass ein Produkt an vier Standorten untersucht werden muss, weil etwa Nährwerte woanders untersucht werden als Pestizidrückstände. Die Ergebnisse werden unter anderem von Lebensmittelchemikern beurteilt und an die Einsender der Proben berichtet.
Etwa 300.000 Proben werden pro Jahr in Bergedorf durchgeschleust. Wegen des großen Bedarfs wurde vor zwei Jahren ein Anbau eingeweiht. Mit einer Gesamtfläche von rund 5000 Quadratmetern zählt das Bergedorfer Speziallabor für Lebens- und Futtermittel nun zu den größten dieser Art in ganz Europa.