Allermöhe. Es steckt eine Menge Arbeit in allem, was auf der Bühne später ganz leicht aussieht. Theater99 gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Das Theater99 arbeitet auch in der Ferienzeit und in den Sommermonaten intensiv an seinem neuen Stück. In vom Bergedorfer Bezirksamt gemieteten Räumen am Eichbaumsee, einem ehemaligen Stützpunkt der Grünabteilung, treffen sich Aktive der Sparte des Sport-Clubs Vier- und Marschlande (SCVM), damit „Pinocchios Märchenreise“ ein gelungener Trip für Jung und Alt wird. Das Theaterstück für Zuschauer ab vier Jahren feiert am 3. Dezember in der Schule Curslack-Neuengamme seine Premiere. Der Kartenvorverkauf startet jetzt.

Während Männer aus dem Bühnenbau-Team in den Nebenräumen mit Tischlerarbeiten für die Kulisse beschäftigt sind, stecken Kristina Schmidt-Stoldt und Jana Scheel Anschreiben an „Fans“ der Gruppe in Briefumschläge. „Wir informieren Theaterfreunde, die ihre Postanschrift bei uns hinterlegt haben, Privathaushalte, aber auch Schulen und Vereine, über ,Pinocchios Märchenreise`, sagt Kristina Schmidt-Stoldt.

Theater99 bereitet märchenhafte Reise

Die Theatergruppe bringt jährlich zwei Aufführungen auf die Bühne, ein Weihnachts- und ein Frühjahrsstück. Bei Pinocchio sollen die jungen Besucher einbezogen werden und Miträtseln, wenn die Holzpuppe sich auf die Suche nach ihrer verschwundenen Nase macht.

Bühnenbauer bei der Arbeit (v. l.): Harald Bröcking, Jens Albers und Rolf Stoldt.
Bühnenbauer bei der Arbeit (v. l.): Harald Bröcking, Jens Albers und Rolf Stoldt. © Heyen

Die von Odo Stieler geleitete, 1999 gegründete Gruppe zählt aktuell 25 erwachsene Mitglieder, die auf und hinter der Bühne wirken – oder beides –, und zwölf Kinder im Alter von fünf bis 13 Jahren. Die meisten Mitwirkenden kommen aus den Vier- und Marschlanden. „Mit den Haupt- und Nebenrollen wechseln wir uns ab“, sagt Kristina Schmidt-Stoldt. „Je nachdem wer Lust auf welche Rolle hat und wie es passt.“

Zu wenig Männer um die 30

Das Team hinter den Kulissen sei „eher konstant“, vor allem bei Bühnenbau und -bild, betont die 55-Jährige aus Neuengamme, die – wie viele andere aus der Gruppe ebenfalls – bereits seit der ersten Stunde zu der ambitionierten Laienspielgruppe gehört. „Wir sind zahlenmäßig gut aufgestellt, haben aber leider zu wenig Männer um die 30“, sagt sie. Das sei manchmal bei der Rollenverteilung ein Problem. Trotzdem oder gerade deshalb zeichne die Gruppe ein „guter Zusammenhalt“ aus.

Kristina Schmidt-Stoldt (l.) und Jana Scheel stecken Anschreiben mit Infos zu dem aktuellen Theaterstück an „Fans“ der Gruppe in Briefumschläge.
Kristina Schmidt-Stoldt (l.) und Jana Scheel stecken Anschreiben mit Infos zu dem aktuellen Theaterstück an „Fans“ der Gruppe in Briefumschläge. © Heyen

Beim Nachwuchs gebe es allerdings eine hohe Fluktuation, erzählt Kristina Schmidt-Stoldt: „Als Jugendliche verlieren sie meist das Interesse an den Theaterprojekten.“ Manche würden nach Ausbildung oder Studium zurückkehren.

Grillen und kalte Getränke genießen

Die Bühnenbauer treffen sich – das ganze Jahr über – immer donnerstags am Eichbaumsee, im Fundus, wie die Räume von der Gruppe genannt werden. Neben Werkstatt- und Lagerräumen für Kostüme und Requisiten gibt es dort auch eine Küche. Die Erwachsenen aus der Theater99-Truppe treffen sich im Fundus einmal im Monat in kompletter Runde. Dann wird etwa besprochen, wie es die einzelnen Hinter-der-Bühne-Teams mit den Vorbereitungen vorankommen und wer welche (zusätzlichen) organisatorischen Arbeiten übernehmen kann. Und es gibt weitere Treffen außerhalb der Donnerstage: Dann wird der Grill angeschmissen, gibt es Kaltgetränke.

Alle arbeiten ehrenamtlich mit. Die Einnahmen gehen in die Vereinskasse, dienen als Rücklagen für Neuanschaffungen, Technik, die für Aufführungen gemietet werden muss, oder um die Grillabende zu gestalten.

Geprobt wird in Schulaula

Geprobt wird allerdings an einem anderen Ort, in der Schule Curslack-Neuengamme. „Hier machen wir nur Textproben, wenn die Schulaula ausnahmsweise einmal nicht zur Verfügung steht“, sagt Kristina Schmidt-Stoldt. Die Kostüme werden zu Hause genäht. Die Proben für das diesjährige Weihnachtsmärchen beginnen am 26. August: Zweimal die Woche, drei Monate lang. „Die Planung der Stücke startet allerdings fast ein Jahr vor der Premiere“, sagt Kristina Schmidt-Stoldt. „Mit der Auswahl des neuen Stückes, der Klärung der Aufführungsrechte, der Vergabe der Rollen, dem Schießen von Promofotos, dem Entwerfen des Bühnenbildes und der Koordination der Aufführungstermine haben wir drumherum viel zu tun.“

Warum sie sich die ganze Arbeit macht? „Sie macht mir Spaß. Wir können der Gesellschaft etwas geben, spenden zwei Stunden Vergnügen“, sagt Kristina Schmidt-Stoldt. Elke Heitmann fügt hinzu: „Es ist ein tolles Erlebnis, zu sehen, wie gerade die jungen Zuschauer sich freuen.“ Die 62-jährige Curslackerin ist die einzige Frau im Bühnenbau-Team, näht, klebt, tapeziert und malt. Gerade hat sie einen Korb mit selbstgefertigten Puppen gefüllt. Die Puppen stellen Figuren aus dem Stück dar, ersetzen in einer Heißluftballonsequenz die menschlichen Darsteller. Elke Heitmann ist ebenfalls seit 1999 in der Theatergruppe, startete damals schon mit dem Bühnenbau. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich auch als Darstellerin mitwirkte“, sagt sie.

21-Jährige ist „Hans im Glück“

Erst seit dem Frühjahr dabei ist Jana Scheel (21) aus Kirchwerder. „Ich packe da mit an, wo Hilfe benötigt wird“, sagt sie. Beim Frühjahrsstück („De Schüttenkönig“) half sie während der Aufführungen an der Garderobe und beim Getränkeausschank. Im neuen Stück ist sie als „Hans im Glück“ dabei. Kristina Schmidt-Stoldt spielt eine leicht überdrehte „Märchen-Oma“. Jana Scheel ist über einen Sportskameraden aus der Turngruppe des SCVM an die Theatergruppe geraten. „Früher habe ich gern Schultheater gespielt“, sagt die junge Frau.

Insgesamt sieben Aufführungen solle es von „Pinocchios Märchenreise“ geben. Fahrkarten sind bereits ab dem 24. August im Vorverkauf erhältlich. Telefon: 040/22 85 41 22, E-Mail: nina.kostorz@theater99.de. Internet-Infos unter theater99.de.