Bergedorf. Die junge Bergedorferin dreht ihren ersten Kinofilm. Was sie als Hauptdarstellerin so alles machen darf.

Der jüngste Star in diesem Drama kommt aus Bergedorf. Ist gerade einmal sieben Jahre alt, wagt aber schon vor der Kamera tollkühne Sprünge aus größerer Höhe. Und redet und reimt in der gesamten Geschichte ganz keck in einer norddeutschen Mundart, die nicht jeder kann und schon gar nicht jeder versteht. Hanna Heckt reist genau dafür zurzeit jeden Wochentag im August in die Altmark, lernt Text, agiert in den Szenen wie selbstverständlich. Das Mädchen aus Bergedorf dreht aktuell nach mehreren TV-Produktionen nun ihren ersten Kinofilm.

Da sitzt sie also nun im heimischen Wohnzimmer auf dem Sofa, dieses hübsche Mädchen mit den Pippi-Langstrumpf-Zöpfen und dem aufgeweckten Blick aus blauen Augen. Im Schneidersitz, was bei der baldigen Zweitklässlern der Montessori-Schule sehr mühelos aussieht. Bis zuletzt hat Hanna sehr viel geturnt, jetzt nimmt vorerst Tennis – sie ist Mitglied der U8-Mannschaft beim TV Ostende – die Spitzenposition bei den Hobbys ein. Wenn da diese Filmsache nicht noch mehr Spaß machen würde.

Siebenjährige Bergedorferin wird zum Kinostar: Wie alles mit dem Otto Versand begann

Hanna erzählt wie selbstverständlich von den Dingen, die sie als Jung-Schauspielerin so alles machen darf, die ihr große Freude vor der Kamera bereiten, aber sonst nicht so möglich wären: „Ich darf so viel Eis essen wie ich will. Oder Rasierschaum im Badezimmer verteilen. Und durch ganz Deutschland reisen.“ Oder auch mal schnell ein Gebet auf Platt aus „The doctor says“, Arbeitstitel der Kinoproduktion, vortragen – bei dem der Verfasser dieser Zeilen ob des Tempos bass erstaunt ist, leider nur kein Wort versteht. „Plattdeutsch ist doch witzig“, findet die Siebenjährige. Gelernt hat Hanna das über Audiodateien und einem speziellen Platt-Coach.

Angefangen hat die junge Filmkarriere zunächst mit ein paar Aufnahmen für einen Werbefilm des Otto Versands. Die ältere Schwester Emma (12) modelte bereits, da wollte ihr die jüngere Schwester unbedingt nacheifern. Hanna, damals gerade mal fünfeinhalb Jahre alt, kam zu ihrer Mutter Nina: „Mama, das macht so viel Spaß. Das möchte ich jeden Tag machen.“ Nina Heckt ließ ihre Tochter bei der Berliner Schauspielagentur Next Generation (für Kinder und Jugendliche) registrieren – und es dauerte nicht lang, bis die erste Rolle vorlag.

Von zwei Sätzen nun zu 16 Drehtagen in der Altmark

Das, was Hanna schon schauspielerisch abgeliefert hat, kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen: Bereits vier TV-Produktionen sind abgedreht. Los ging es mit einem Drehtag und zwei Sätzen in „Nachricht von Mama“, einer Sat1-Produktion. Die kleine Bergedorferin hat sich sukzessiv gesteigert, ist mittlerweile auf Du und Du mit bekannten Schauspielerinnen wie Simone Thomalla. Zuletzt spielte sie in dem ZDF-Fernsehfilm „Frühling – Die verschwundenen Eltern“ mit: „Da war es viel mehr Text und acht Drehtage“, erzählt das 1,26 Meter große Mädchen.

Nun sind für ihren ersten Kinofilm 16 Drehtage veranschlagt. Und die Hauptrolle der „Alma“ hört sich für ein Kind im Grundschulalter sehr anspruchsvoll an: Hanna Heckt muss für manche Szene extra Stunttraining nehmen, weil die deutschen Regisseure sich so manche Actionszene ausgedacht haben. Und dann schwatzt Alma, das jüngste Kind einer siebenköpfigen Filmfamilie mit drei älteren Schwestern und einem Bruder, auch die ganze Zeit nur „op Platt“!

Ein Elternteil ist immer am Set von Hanna dabei

Wobei: Auf den Mund gefallen ist das Mädchen nun wahrlich nicht. Mutter Nina Heckt, Grundschullehrerin an der Ernst-Henning-Schule, ist Halbfinnin und spricht mit ihren Töchtern daheim auch in der nordischen Sprache. Vater Assen, IT-Bereichsleiter, ist übrigens bulgarischstämmig, was die Internationalität der Familie komplettiert.

Vor ihrem Elternhaus sitzt Hanna Heckt gern mal auf der Steinmauer. Die Siebenjährige kommt noch in diesem Monat in die zweite Klasse.
Vor ihrem Elternhaus sitzt Hanna Heckt gern mal auf der Steinmauer. Die Siebenjährige kommt noch in diesem Monat in die zweite Klasse. © BGDZ | Jan Schubert

Ein Elternpart ist übrigens, wenn es die Arbeitszeit erlaubt, immer bei den Drehs dabei. Sie wundern sich immer wieder, wie ihre Tochter Gefühle vor der Kamera rüberbringt: „Hanna ist total professionell, wenn die Kamera läuft, kann dann aber auch sofort wieder mit anderen Kindern rumalbern, wenn nichts an ist“, erzählt Nina Heckt.

Von welcher Rolle Hanna Heckt träumt

Allerdings sind Hannas cineastische Ausflüge reglementiert. So lang Schulpflicht besteht, darf sie im Jahr nicht mehr als 30 Tage arbeiten, also schauspielern. Wie ernst Filmschaffende das nehmen sollten, zeigt das Beispiel „Frühling“, bei dem jemand vom Jugendamt bei Hanna Heckt nachfragte, wie viel Zeit sie denn vor der Kamera, in der Maske oder der Kostümprobe verbracht habe und ob auch ausreichend Pausen gemacht wurden. Gut für Hanna ist außerdem, dass sie von mindestens zwei Lehrerinnen der Montessori-Schule stark unterstützt wird – was aber auch bedeutet, dass am Filmset gelernt werden muss.

Das 30-Tage-Kontingent wird die junge Bergedorferin übrigens mit ihrem aktuellen Kinofilm dann für dieses Jahr ausgeschöpft haben. Ihre anderen fertiggestellten TV-Filme sind bisher noch gar nicht ausgestrahlt worden. Mutmaßlich im November 2023 soll die Notruf Hafenkante-Episode „Positiv“ im ZDF laufen, gefolgt im Januar 2024 vom Serienteil „24 Stunden“. Weiteres folgt dann im Frühjahr 2024.

Der Kinofilm, in dem Hanna Heckt prominent mitwirkt, wird im Sommer 2024 in hiesige Lichtspielhäuser kommen – doch die Siebenjährige wird möglicherweise ihren eigene Premiere erst mal nicht in voller Länge sehen dürfen. Möglicherweise wird das Filmdrama erst ab 16 Jahren freigegeben. Vielleicht hat sie aber bis dahin schon ihr ganz individuelles Ziel als Schauspieltalent erreicht: „Ich möchte unbedingt in einem Prinzessinnenfilm mitspielen.“