Bergedorf. Bergedorfs Politik möchte soziales Vorbild sein und gibt Vorgaben für Fair-o-mat. Für das Bezirksamt ist das eine Herausforderung.

Im Altonaer Rathaus gibt es so etwas schon seit 2017, Bergedorf will das auch: einen Fair-o-maten, der mit fair gehandelten Snacks bestückt ist – süß oder salzig. So hat es die Koalition beschlossen und argumentiert für Hamburg als „Fair Trade Stadt“: Fairer Handel sei eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruhe und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebe, heißt es im abgestimmten Antrag. „Es stünde Bergedorf gut an, in diesem Rahmen ebenfalls aktiv zu werden“, um soziale Rechte für benachteiligte Produzenten und Arbeiter – insbesondere in den Ländern des Südens – zu sichern.

Nun also muss das Bezirksamt diesen Wunsch nachhaltig umsetzen und einen Betreiber finden – was eine kühne Herausforderung wird. Denn fairerweise muss erwähnt werden, dass die Politiker keine Ahnung hatten von dem Aufwand – für ein paar gesunde Süßigkeiten, die möglichst keinem Menschen schaden: zunächst einmal möge der Automatenaufsteller nach Wunsch der Politiker nicht gewinnorientiert arbeiten, am liebsten ein eingetragener Verein sein und lokal ansässig in Bergedorf.

Bergedorf: Gewünscht sind „ernährungsphysiologisch hochwertige Artikel“

Als Standort ist im Körberhaus das zweite Obergeschoss ausgeguckt. Der Fair-o-mat ist auf der vorgegebenen Fläche aufzustellen und auf eigene Kosten zu beschaffen. Erwünscht sind zudem „ernährungsphysiologisch hochwertige Artikel“ (Nutri-Score A oder B).

Und natürlich gibt es noch weitere Vorgaben: „Die Bestückung des Automaten mit Waren, die Entfernung der Waren nach Ablauf etwaiger Haltbarkeitsdaten sowie die Geldentnahmen liegen in der Verantwortung des Betreibers“, heißt es jetzt im Interessenbekundungsverfahren, das ebenso auf etwaige Genehmigungen hinweist, auf die Wartung und die „umgehende Beseitigung von Störungen“. Zudem wäre eine bargeldlose Zahlungsmöglichkeit erfreulich.

Wer all diese Mühen nicht scheut und mit dem Bezirksamt einen Nutzungsvertrag abschließen will, kann wenigstens darauf setzen, dass keine Miete bezahlt werden muss und es einen Stromanschluss gibt – wobei der Automat im Altonaer Rathaus tatsächlich stromlos funktioniert. Da muss man bloß an einem Knopf drehen, damit die Rohrzucker-Schokolade aus Paraguay oder die Cashew-Mischung von der Frauen-Kooperative in Honduras nach unten ins Schubfach fallen. Betreiber ist der Ottensener Weltladen.

„Großes Interesse“ hat wohl der Bergedorfer Weltladen aus dem Sachsentor: „Wir haben das doch initialisiert, um in Bergedorf Werbung für den fairen Handel zu machen“, sagt Wolfgang Kahlbrock vom Betreiberverein Keimling, der sich bewerben will. Interessenten müssen ein Betriebskonzept vorlegen und sich bis zum 21. August beim Internen Service im Bezirksamt an der Wentorfer Straße 38 melden. Allerdings, so Kahlbrock, „könnte man noch mal über den Standort nachdenken, vielleicht gibt es auch im Erdgeschoss Platz für den nur 70 Zentimeter breiten Automaten“. Der würde dann wie in Altona funktionieren und brauche keinen Strom.