Hamburg. Weil die Experimente am Forschungscampus nicht gestört werden sollen, muss neue Trasse verlegt werden. Das sind die Folgen.
- Die Trassenführung der S32 ist jetzt beschlossene Sache
- Um die Arbeiten im Forschungscampus Bahrenfeld nicht zu stören, verläuft sie anders als bislang geplant
- Doch dadurch fällt auch die geplante Haltestelle am Stadion weg
Anjes Tjarks hatte gute Nachrichten am Montagabend. „Die Trassenführung zur S 32 steht fest“, sagte der Senator für Verkehr und Mobilitätswende, der am Tag nach der Bremen-Wahl als Grünen-Politiker ein besonderes Bedürfnis nach positiven News gehabt haben dürfte. Vielleicht auch deswegen betonte Tjarks noch einmal: „Das ist eine gute Nachricht für Hamburg und ganz besonders für die Menschen im Westen unserer Stadt.“
Doch auch gute Nachrichten scheinen in diesen Tagen die verdrießliche Angewohnheit zu haben, nicht ganz ohne einen Haken auszukommen. Das gilt auch für Tjarks’ gute Nachricht im Hinblick auf die neu geplante Trassenführung der S 32 zwischen der A 7 und der zukünftigen Station Lurup Mitte, die ein Vertreter der Behörde im Altonaer Verkehrsausschuss überbrachte. Der Haken: Die zwischen Bahrenfeld Trabrennbahn und Lurup Mitte ehemals geplante Station Stadionstraße muss entfallen.
S-Bahn Hamburg: Forschung in der Science City soll nicht länger gestört werden
Grund hierfür ist, dass die ursprünglich geplante Trassenführung nach Untersuchungen zu Auswirkungen von Erschütterungen und Magnetfeldern durch den S-Bahn-Betrieb für die auf dem Forschungscampus Bahrenfeld ansässigen Institute mit ihren dortigen hochsensiblen Einrichtungen noch einmal umgelegt werden musste. Denn ein ursprünglicher Trassenabschnitt im Bereich der Luruper Chaussee, in dessen Nähe Gebäude der Universität Hamburg und des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Desy) liegen, erwies sich als höchst problematisch für die Science City und die dort ansässige Forschung (Abendblatt berichtete).
Dieses Problem konnte nun gelöst werden. Die neu geplante Trasse der S 32 wird zwischen dem Trabrennbahngelände und der Stadionstraße zunächst um rund 350 Meter nach Nordosten versetzt und führt unter anderem unter der Trabrennbahn Bahrenfeld hindurch. Auch die geplante S-Bahn-Station Bahrenfeld Trabrennbahn wird entsprechend nach Nordosten versetzt. Im weiteren Verlauf schwenkt die neue Trasse auf Höhe des Hauptfriedhofs Altona nach Westen und verläuft dann knapp südwestlich der ursprünglich geplanten Strecke in Richtung Lurup Mitte.
Verkehrssenator Tjarks ist von der neuen S-32-Lösung überzeugt
„Durch die neue Trassenführung stellen wir einerseits eine gute Anbindung des Campus Bahrenfeld sicher und sorgen gleichzeitig dafür, dass die hochmoderne und sensible Forschung dort gesichert weitergeführt werden kann“, sagte Tjarks, der derzeit im Urlaub ist. Er betonte für alle, die noch weitere Haare in der Suppe finden wollten: „Dies ist eine gute Lösung der unterschiedlichen Interessen.“
Ob diese gute Lösung aber auch teurer wird, konnte der Verkehrssenator am Montag auf Abendblatt-Nachfrage noch nicht sagen. Einerseits fällt eine von ursprünglich vier geplanten Stationen weg, wodurch sogar Geld gespart werden könnte. Andererseits könnten die verlegten Abschnitte zusätzliche Kosten verursachen. Immerhin: Aus wirtschaftlicher Perspektive gelten die neue Trassenführung und die ursprüngliche Planung als gleichwertig, was unter anderem für die Förderung mit Bundesmitteln wichtig ist.
Nahverkehr Hamburg: Perspektivisch könnte S 32 auch Schenefeld anbinden
In der Verkehrsbehörde schien man mit der neuen Lösung jedenfalls zufrieden. Dort betonte man gegenüber dem Abendblatt, dass die neue Trassenführung nun die verkehrlichen, städtebaulichen und wissenschaftspolitischen Ziele des Standorts Hamburg erfüllen würde. Sie würde auch die verkehrlich wichtige Anbindung des Hamburger Westens, insbesondere von Lurup und Osdorf, an den schienengebundenen Nahverkehr sichern und darüber hinaus noch perspektivisch eine Weiterführung der S 32 bis nach Schenefeld ermöglichen.
Die Behörde kündigte zudem an, eine verbesserte Bedienung des öffentlichen Nahverkehrs entlang des
S-32-Korridors noch vor der S-Bahn-Inbetriebnahme zu prüfen. Dazu untersuche sie aktuell ein Hochleistungsbussystem, mit dem die Kapazität und Reisegeschwindigkeit erhöht werden solle. Eine entsprechende Machbarkeitsuntersuchung hierzu laufe derzeit.
S-Bahn Hamburg: HSV-Fans werden mit geplanter U 5 vertröstet
Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Besonders HSV-Fans dürften es kritisch sehen, dass mit der ursprünglich geplanten Station Stadionstraße ausgerechnet die Station nun entfällt, die das Volksparkstadion besser angebunden hätte. Aber auch auf diese Kritik war man im Verkehrsamt vorbereitet.
S-Bahn Hamburg streicht Linien – und führt neue ein
So würde durch die ebenfalls neu geplante U 5 die Spielstätte des HSV mit der Endstation Arenen Volkspark in der längeren Perspektive ja schon besser angebunden. Zudem könnten Fans zukünftig auch die immer noch geplanten S-32-Stationen Bahrenfeld Trabrennbahn und Lurup Mitte nutzen. Und beim HSV will man sich in diesen Tagen ohnehin nicht mit dem Ein- und Aussteigen beschäftigen – sondern ausschließlich mit dem Aufsteigen.
In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, Anjes Tjarks sei persönlich im Verkehrsausschuss anwesend gewesen. Wir haben die Stelle korrigiert und bitten um Entschuldigung.