Hamburg. Jens Kerstan lässt sein Elternhaus im Bergedorfer Villengebiet energetisch sanieren. Warum die Gasheizung dabei vorerst drin bleibt.
Der kleine Vorgarten sieht etwas mitgenommen aus: Die Erde ist plattgetreten, ein Stapel Dachziegel wartet auf seine weitere Verwendung und unter einer Plane liegt Holz. Aber so ist das nun mal, wenn die Handwerker da sind – und dabei macht es auch keinen Unterschied, dass die Baustelle das Wohngebäude des Hamburger Umweltsenators ist.
Grünen-Politiker Jens Kerstan lässt derzeit sein Haus im Bergedorfer Villengebiet umfangreich energetisch sanieren. Nicht nur, weil es mal dran war, wie er sagt, sondern „auch, weil ich der Meinung bin, dass ich selbst das tun muss, was allen Bürgern mit gesetzlichen Bestimmungen abverlangt wird“.
Seit 2005 wohnt Kerstan wieder in dem Haus, in dem er auch aufwuchs. Und schon vor mehreren Jahren hatte der Umweltsenator – nachdem der alte Gaskessel „natürlich mitten im Winter“ ausgefallen war – in einen neuen Gaskessel mit Solarthermie investiert. Mit dem Anteil an Biogas durch den Gaslieferanten „lag ich schon bei einem Anteil von 25 bis 30 Prozent erneuerbaren Energien“, sagt er. Nun aber bessert er noch mal deutlich nach, mit Wärmepumpe und Photovoltaik.
Im Bergedorfer Villengebiet ist Jens Kerstan aufgewachsen
Schon bevor als Folge der Energiekrise der Ansturm auf Luft-Wärmepumpen begann, legte Jens Kerstan mit den Planungen für eine Wärmepumpe sowie Photovoltaik los und besorgte sich 2021, vor der Zinswende, einen Kredit. Beginnen wollte er zunächst mit Photovoltaik auf dem Dach des 1907 erbauten, aber nicht denkmalgeschützten Hauses. Wie sich herausstellte, war jedoch etwas anderes dringlicher: „Die alten Tonrohre unter dem Haus, in denen Abwasser und Regenwasser zusammengeführt wurden, hatten sich bereits teilweise aufgelöst.“ Ein neuer Sielanschluss musste her. Damit war auch der Vorgarten erst einmal dahin.
Inzwischen haben sich die Handwerker aber ein ganzes Stück weiter vorgearbeitet. Der Sielanschluss ist fertig, zudem hat das Haus eine neue Dämmung erhalten. Dafür wurde in den etwa 14 Zentimeter breiten Zwischenraum zwischen die beiden Wandziegelreihen Dämmmaterial aus kleinen Kügelchen geblasen. Nur im feuchteren Untergeschoss wurde Mineralwolle zur Dämmung benutzt, weil die Kügelchen dort verklumpen würden.
Die PV-Anlage liefert den Strom für die Luft-Wärmepumpe
Auch die Luft-Wärmepumpe steht schon festbetoniert vorm Haus, muss aber noch angeschlossen werden. Aktuell werden auf dem Dach neue Ziegel gelegt, ehe dann die 10-kW-Photovoltaik-Anlage verbaut werden kann. Sie wird den Strom erzeugen, mit dem die Luft-Wärmepumpe betrieben wird – ein autarkes System also. Im Keller werde es außerdem einen Speicher geben, der den im Sommer anfallenden überschüssigen Strom ein bis zwei Tage speichern kann, sagt Kerstan. Der Rest gehe ins öffentliche Netz.
Die Luft-Wärmepumpe soll weitgehend ausreichen, um das Haus zu heizen. Falls es in besonders kalten und trüben Wintern aber doch mal Engpässe geben sollte, kann der Gaskessel einspringen, den Kerstan behalten wird, um Spitzenlasten abfedern zu können. Der Umweltsenator hofft aber, dass der Gaskessel „kaum laufen wird“.
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Seit Herbst 2022 werkeln die Handwerker bereits an und in Kerstans Haus. Und nun hofft der Umweltsenator, dass alles glatt geht und die Arbeiten „vor der Sommerpause“ abgeschlossen sind. Kleine Arbeiten stehen dann noch zum Abschluss an: der Anstrich für die Hauswand, der Einbau neuer Regenrinnen und Fallrohre – und natürlich frisches Grün für den ramponierten Vorgarten. Und wie viel kostet es nun? Die Antwort darauf bleibt Kerstan lieber schuldig.