Bergedorf. Julia und Mike Cawley haben ihr Häuschen im Bergedorfer Villengebiet nachhaltig und stylish umgebaut. Was dabei ihre Tricks waren.

Die drei Meerschweinchen sind einfach ausgebüxt und nicht mehr wiedergekommen. Kaum zu glauben, dass es ihnen hier im Garten der Familie Cawley nicht gefallen haben soll. Denn ob Zeitschrift „Schöner Wohnen“, die NDR Nordstory oder „femtastics“-Blog: Das Zuhause der Cawleys, ein 60er-Jahre-Bungalow mit einem Garten einmal ums Haus, ist inzwischen ein richtiger Medienstar. Gilt es doch als überaus gelungenes Beispiel dafür, dass bei Immobilien umbauen nicht nur umweltfreundlicher ist als neu bauen. Sondern dass das Resultat auch mindestens so stylish aussehen kann wie ein Architektenneubau auf der grünen Wiese.

Mitten im Villengebiet gelegen, versteckt hinter größeren Häusern, liegt der Bungalow der Familie. Schlicht, weiß und eingeschossig gibt das Haus zunächst keinen Vorgeschmack auf sein buntes Innenleben. Doch schon die massive, orangefarbene Haustür und die handgemachten Bodenfliesen davor lassen erahnen, was kommt. Und wer dann hineingeht, staunt: Pastellfarben gestrichene Wände und Decken, orangefarbene Lampen über dem modernen Küchentresen, runde Türbögen und farbige Bilder an den Wänden schicken den Betrachter auf eine Art Zeitreise von den 1960er-/70er-Jahren ins Heute.

Immobilien Hamburg: Familie verwirklicht Wohntraum in altem Bungalow

Der Bungalow von Julia und Mike Cawley im Bergedorfer Villengebiet.
Der Bungalow von Julia und Mike Cawley im Bergedorfer Villengebiet. © Julia Cawley | Julia Cawley

„Ich wusste immer, dass ich nicht in einen Neubau ziehen will“, stellt Julia Cawley (40) fest. Nicht nur, weil die längere Nutzung von Altbauten viel nachhaltiger ist, als neu zu bauen. Auch weil die Fotografin das Neue nicht reizt: Ihre Inspiration sind Häuser mit Geschichte und Aura. Wie dieses, das 1969 erbaut wurde. „Schon als wir das Haus übernommen haben, hatte es eine ganz tolle, eigene Atmosphäre“, sagt sie begeistert. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Im Sommer 2020 kauften Julia Cawley und ihr Mann, der Amerikaner Mike Cawley (41), das Haus; vor etwa zehn Monaten konnten sie mit ihren beiden Töchtern Clementine (8) und Rosalie (4) dann endlich einziehen.

Ökologisch und nachhaltig sollte das eigene Haus realisiert werden

Julia Cawley – damals noch braunhaarig – mit ihren Töchtern in der Küche des Bungalows. Rechts: das Wohnzimmer.
Julia Cawley – damals noch braunhaarig – mit ihren Töchtern in der Küche des Bungalows. Rechts: das Wohnzimmer. © Corinna Keiser | Corinna Keiser

Davor lag eine ziemlich arbeitsreiche Zeit. Ein Jahr lang bauten die Cawleys den Bungalow nach ihren Vorstellungen um, steckten eine Menge Arbeit hinein – unterstützt von Julia Cawleys Eltern aus Münster. Im Zentrum der Überlegungen stand immer: Was ist ökologisch und nachhaltig – und was passt in die Zeit, als das Haus entstand? „Ich habe mich erst mal kundig gemacht, wie sich die Menschen um 1969 eingerichtet haben“, erzählt die Fotografin.

Das setzte sie sanft in neue Ideen um: mutige Wandfarben, Vintage-Lampen, Möbel und Bilder im Stil der 60er, das alles mit neuen Elementen gemixt. Auch einige Lampen aus dem Altbestand finden sich im Flur an den Wänden, als eine Art Würdigung der Vorbesitzer. Angst vor Fehlgriffen hat Julia Cawley nicht, wenn sie beispielsweise zum zartrosa oder grünen Farbtopf greift. „Mein Ansatz ist, dass es mir jetzt gefallen muss“, sagt sie.

Fotovoltaikanlage auf dem Dach, Luft-Wärme-Pumpe zum Heizen

Das Sofa zog aus der City mit nach Bergedorf. Der Rest des Raumes ist stilistisch an die 60er-Jahre angelehnt.
Das Sofa zog aus der City mit nach Bergedorf. Der Rest des Raumes ist stilistisch an die 60er-Jahre angelehnt. © Julia Cawley | Julia Cawley

Doch die Einrichtung stand erst am Ende der Umbaus. Zunächst wurde das Haus technisch in moderne Zeiten versetzt. Mit Fußbodenheizung, Fotovoltaikanlage auf dem Dach, Luft-Wärme-Pumpe zum Heizen. Die Fenster wurden statt mit normalem Bauschaum mit einem Naturschaum aus Hanf abgedichtet. „Das waren für das ganze Haus nur etwa 500 Euro mehr“, sagt Julia Cawley. Ehemann Mike, der im Import-Export-Bereich arbeitet, hatte als Zahlenmensch diese und alle anderen Kosten stets ganz genau im Blick.

Das Haus allein blieb nicht die einzige Baustelle. Im Garten entstand ein verwunschenes Gartenhäuschen – Gästeraum und Büro zugleich. Nur dass der kleine Steingarten im Eingangsbereich des Bungalows wenig ökologisch ist, fiel dem Paar zunächst gar nicht auf.

Endlich angekommen: Von New York über Hamburg nach Bergedorf

Das Gartenhäuschen ist Julia Cawleys Büro und zugleich ein Gästezimmer.
Das Gartenhäuschen ist Julia Cawleys Büro und zugleich ein Gästezimmer. © Julia Cawley | Julia Cawley

Nun halten sie mit vielen Pflanzen und Beeten im Rest des Gartens dagegen und hoffen, „dass das genug Ausgleich ist“, bis es mal in Angriff genommen werden kann. Ohnehin ist das Projekt Haus nie so ganz abgeschlossen. Aktuell hilft Julia Cawleys Vater dabei, eine weitere kleine Terrasse an der Rückseite des Bungalows zu bauen.

Unabhängig von all der Arbeit wissen Julia und Mike Cawley – die sich einst in Brooklyn kennenlernten und danach in der Hamburger Innenstadt wohnten – ihre neue Heimat Bergedorf zu schätzen. „Ich gehe zum Beispiel gern auf den Wochenmarkt“, sagt Amerikaner Mike. Beide haben in Bergedorf eine Heimat gefunden – und sind sicher: „Jetzt bleiben wir erst einmal hier!“