Bergedorf. Geöffnet? Geschlossen? Wer in Bergedorf zur Post geht, muss mit Überraschungen rechnen und braucht starke Nerven. Die Gründe.
Der Frust der Bergedorfer über die Zustände in ihrer provisorischen Post neben der Jet-Tankstelle am Sander Damm ist groß. Es gibt wöchentlich wechselnde Öffnungszeiten, angekündigt durch einen teils handschriftlichen Aushang am Fenster der Eingangstür zu den grau-gelben Containern. Und teils stimmen nicht mal die. Mittlerweile ist hier sogar über mehrere Tage ganz geschlossen. Es ist nicht das erste Mal.
Was das bedeutet, hat der 85-jährige Helmut Wendt erlebt, als er eine neue EC-Karte von seiner Postbank brauchte. Dem Bergedorfer war zuvor das Portemonnaie mit dem gesamten Inhalt gestohlen worden: „Ich brauchte diverse Formulare von meiner Bank, um eine neue Karte zu beantragen. Beim ersten Versuch war die Bergedorfer Post geschlossen. Ich bin dann nach Geesthacht gefahren, aber auch da war dicht.“
Ärger mit der Post: Kunden stehen vor verschlossener Tür
Also steuerte Helmut Wendt tags darauf erneut Bergedorf an – und hatte Glück, glaubte er jedenfalls: „Ich stand eine halbe Stunde in der Schlange. Aber als ich endlich an der Reihe war, traf ich auf den einzigen und jetzt extrem gestressten Mitarbeiter. Er bemerkte schnell, dass mein Anliegen viel Papierkram bedeutete und schickte mich weg. Ich musste nachmittags noch mal wiederkommen.“ Dann erst habe es geklappt.
Post-Kundin Stine Kiebert kennt solche Probleme bei der Bergedorfer Post nur zu gut. Und sie weiß sich zu helfen: „Wenn mal wieder geschlossen ist, dann gehe ich zu einem der vielen Partnershops der Post, die es in vielen Kiosken und kleinen Geschäften gibt. Die haben immer geöffnet, und man muss nicht lange anstehen“, sagt die 27-Jährige.
„Vorübergehend angepasste Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag, Sonnabend geschlossen“
Der Zettel im Fenster der Bergedorfer Containerpost lässt dagegen eher Frust aufkommen: „Vorübergehend angepasste Öffnungszeiten“ war dort auch in der letzten April-Woche wieder zu lesen. „Montag 13 bis 18 Uhr; Dienstag und Donnerstag 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr; Mittwoch, Freitag und Sonnabend geschlossen.“ Die angeschlagenen Zeiten gelten für die Post und die Postbank gleichermaßen. Einzig die Geldautomaten im Foyer sind auch weiterhin täglich zu erreichen.
„Die Filiale am Sander Damm leidet unter einer Erkrankungswelle, von der auch die umliegenden Filialen betroffen sind. Dies führt dazu, dass wir zu wenig Vertretungskräfte haben“, versucht Hartmut Schlegel die Engpässe zu erklären. Er ist Pressesprecher der Postbank, die die Container aufgestellt und das Gelände gepachtet hat. Die Postfiliale ist bei ihr Untermieter. „Wir planen, zusätzliche Kräfte in Hamburg einzustellen“, verspricht Schlegel. „Dies wird jedoch erst mittelfristig zu einer Entspannung der Personalsituation führen.“
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Bereits 2016 waren Bergedorfs Post und Postbank in die Container gezogen. Eigentlich sollte es ein vorübergehender Zustand sein, weil das alte Postgebäude für den Bau des Bergedorfer Tors weichen musste. Doch eine Rückkehr dorthin wird es nicht geben, beim jetzt anlaufenden Bezug des Neubaus ist die Post definitiv nicht mehr dabei.
Das Provisorium bleibt also auf absehbare Zeit bestehen – und passt zu den personellen Engpässen. Die sorgten am letzten Freitag im April sogar für eine positive Überraschung: Obwohl laut Aushang geschlossen war, öffneten sich die Türen. Und tatsächlich bildete sich schnell eine lange Schlange von Kunden: Offenbar haben sich die Bergedorfer daran gewöhnt, dass ihrer Post alles zuzutrauen ist.