Hamburg. 75-Jährige hat Geld, Zeit und Nerven investiert, um ein Päckchen nach Schweden zu schicken. Welche Odyssee sie bislang erlebt hat.
Sabine Stelling aus Ochsenwerder wollte eigentlich nur ein Päckchen nach Schweden senden, Bio-Steckspeisezwiebeln für eine Bekannte. Wert: 26 Euro. Aufgegeben hat sie das bei der Deutschen Post bereits am 24. Februar – das erste Mal. Doch angekommen ist es noch immer nicht. Und das, nachdem die Sendung die Seniorin einige Anläufe, das doppelte Porto, viel Benzin, Zeit und Nerven kostete.
Aber von vorn: In der Postfiliale im Fünfhausener Getränke- & Weinhaus am Süderquerweg hatte Sabine Stelling die Sendung für 4,79 Euro aufgegeben. Doch nach drei Wochen lag das Päckchen wieder bei ihr vor der Haustür. Es war nicht als Auslandssendung frankiert worden – 6,20 Euro müssten nachfrankiert werden, besagte ein Aufkleber der Post.
Deutsche Post konnte wochenlang nicht helfen
Also zurück in die Postfiliale. „Da sollte ich 10,99 Euro, also den vollen Preis zahlen“, sagt sie. Nach einigem Hin- und Her wurde das Päckchen dann korrekt nachfrankiert. Doch nach fünf Tagen lag es wieder vor der Haustür der Seniorin – einigermaßen ramponiert. Was es diesmal vielleicht nur mit 6,20 Euro frankiert? Hans-Werner Kohlepp von der Postfiliale verneint: „Ich habe ein Ergänzungslabel drauf geklebt. Das war unmissverständlich.“
In jedem Fall fuhr Sabine Stelling wieder die sieben Kilometer nach Fünfhausen – und zurück, denn die lädierte Sendung musste neu verpackt werden. Nächster Anlauf. Jetzt sollten wieder 10,99 Euro Porto fällig werden. Das sah Sabine Stelling nicht ein, denn „Ich hatte ja schon einmal bezahlt“, sagt sie. Kohlepp verwies sie an die Bergedorfer Hauptpost, gab ihr Kontaktadressen vom Kundenservice der Deutschen Post mit.
Mit vierwöchiger Verspätung auf den Weg gebracht
Dort brachte sie schließlich mit vier Wochen Verspätung das Päckchen auf den Weg – das Porto sollte ihr in Fünfhausen erstattet werden, hieß es in Bergedorf. Dort aber gab offenbar ein Wort das andere – eine Klärung blieb auf der Strecke. Und nun?
Nach längerer Recherche stieß Sabine Stelling auf die Schlichtungsstelle Post der Bundesnetzagentur. Die antwortete prompt – dass sie nicht zuständig sei und nicht helfen könne. Stefan Laetsch, Sprecher der Deutsche Post DHL Group, teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass die Bundesnetzagentur in der Tat nicht für Einzelbeschwerden zuständig sei. „Leider wurde Frau Stelling nicht an den Kundenservice der Deutschen Post verwiesen.“
Betreiber der Postshops fühlen sich alleingelassen
Sabine Stelling wundert sich, dass die Betreiber der Postshops anscheinend ebenfalls alleingelassen würden: „Die müssten doch zumindest eine Telefonnummer von Mitarbeitern der Deutschen Post haben, um bei Problemen nachfragen zu können.“ Dazu Kohlepp: „Ich kann per E-Mail Kontakt aufnehmen, aber das dauert alles sehr lange. Dazu fehlt die Zeit, wenn im Laden die Kunden Schlange stehen.“
Häufiger würden Kunden Geld zurückverlangen, wenn Sendungen nicht korrekt zugestellt wurden. Er sei allerdings „nicht berechtigt und in der Lage Geld auszuzahlen“. Natürlich sei er kein voll ausgebildeter Postbeamter, sagt Kohlepp, der lediglich acht Tage lang in Berlin geschult worden war, bevor er die Postfiliale eröffnen durfte. „Wir müssen das hier alles nebenbei machen.“
Kohlepp höre viele Beschwerden von Kunden, „auch weil die Austräger viele Fehler bei der Zustellung machen“. Er und seine Mitarbeiter müssten die Fehler Anderer ausbaden, „den Kopf hinhalten“. Auch er fühle sich von der Deutschen Post allein gelassen, vermisse Ansprechpartner für schnelle Hilfe.
Deutsche-Post-Sprecher schaltet sich nun ein
„Ich bin rund 120 Kilometer gefahren und habe sieben bis acht Stunden Zeit investiert, um ein knapp zwei Kilogramm schweres Päckchen auf den Weg bringen zu können“, sagt die Seniorin. „Das Porto habe ich doppelt bezahlt und mehr als 20 Euro für Benzin ausgegeben.“ Kleinbeigeben will sie nicht: „Ich überlege noch, wie ich mein Geld wiederbekomme.“
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Deutsche-Post-Sprecher Stefan Laetsch ist zuversichtlich, dass Sabine Stelling zumindest ihre Portokosten erstattet bekommt, will sich nun der Sache annehmen: „Wir prüfen den Fall und finden sicher eine Lösung.“ Im Internet finde sich Hilfe unter dhl.de „Hilfe und Kontakt“. Zudem gebe es die Telefon-Hotline 0228/433 31 12. Laetsch betont, dass der Ärger um das Schweden-Päckchen „ein Einzelfall“ sei. Der Großteil der 6,2 Millionen Pakete, die von der Deutschen Post/DHL an jedem Werktag befördert werden, erreiche ohne Probleme die Adressaten.