Bergedorf. Jubiläum 150 Jahre Bergedorfer Zeitung ist Anlass einer ganz besonderen Ausstellung. Was es dort alles zu sehen gibt.

Dieses Wagnis versetzt die ganze Welt ins Staunen: „In Bildern von fast unglaublicher Schärfe konnten die Erdbewohner verfolgen, wie der 38-jährige Amerikaner Neil Armstrong in leichten und schwingenden Schritten eines Balletttänzers seine ersten Schritte auf dem Mond tat“, schreibt die Bergedorfer Zeitung am 21. Juli 1969, dem Tag der Landung von Apollo 11 – und hat dafür die gesamte Titelseite freigeräumt. Nur der Wetterbericht für Bergedorf hat an diesem denkwürdigen Tag noch sein Plätzchen ganz unten behauptet.

Die erste Mondlandung auf der Titelseite der Bergedorfer Zeitung vom 21. Juli 1969: „,Spaziergang’ auf dem Mond“..
Die erste Mondlandung auf der Titelseite der Bergedorfer Zeitung vom 21. Juli 1969: „,Spaziergang’ auf dem Mond“.. © BGZ | Ulf-Peter Busse

„Spaziergang auf dem Mond“ ist eine von insgesamt 16 Titelseiten der Bergedorfer Zeitung, die ab sofort alle Besucher der Geschäftsstelle im Treppenhaus in der Chrysanderstraße 1 sehen und auch kaufen können. Als Teil der Aktionen zum 150. Jubiläum der Bergedorfer Zeitung zeigen wir Ereignisse der Weltgeschichte aus über 100 Jahren im Spiegel unserer Redaktion. Und natürlich gehören auch Schockmomente und Meilensteine der Entwicklung Hamburgs und Bergedorfs zu dieser Titelseiten-Schau.

Ausstellung reicht von der Flutkatastrophe bis zur Hochzeit von Charles und Diana

Das Spektrum reicht von der Mondlandung über die Anschläge vom 11. September 2001 bis zur Trauer um Helmut Schmidt 2015 sowie zurück bis zur Abdankung des Kaisers im November 1918. Natürlich dürfen auch der Berliner Mauerbau 1961 oder Hamburgs Flutkatastrophe von 1962 und die Hochzeit von Charles und Diana im Juli 1981 nicht fehlen. Ebenso wie Bergedorfer Meilensteine vom Abriss des CCB-Parkhauses für den ZOB-Neubau vor 15 Jahren oder die politische Neuentdeckung des Großbauprojektes Oberbillwerder durch die SPD im November 2015.

Auch das ist Tageszeitung: Die Hochzeit von Charles und Lady Diana muss sich unsere Titelseite am 30. Juli 1981 mit einem schrecklichen Mord teilen.
Auch das ist Tageszeitung: Die Hochzeit von Charles und Lady Diana muss sich unsere Titelseite am 30. Juli 1981 mit einem schrecklichen Mord teilen. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Was bei der Auswahl der Titelseiten aufgefallen ist: Die Bergedorfer Zeitung hat längst nicht nur mit Schockthemen am Kiosk auf sich aufmerksam gemacht. Unter den gut 15.000 Titelseiten, die allein schon seit der Wende zum 20. Jahrhundert erschienen sind, finden sich eine ganze Reihe mit positiven Inhalten.

Boris Becker „triumphiert vor einer Milliarde Menschen an den Fernsehschirmen“

So jubelt das Blatt am 8. Juli 1985: „Unglaublich – Boris Becker Tennis-König“ und erzählt die Geschichte des 17-Jährigen auf dem Weg zum Weltstar: „Der Leimener triumphiert auf dem Centre Court von Wimbledon vor rund einer Milliarde Menschen an den Fernsehschirmen in aller Welt mit 6:3, 6:7, 7:6 und 6:4 über den zehn Jahre älteren Kevin Curren (USA).“ Ähnlich euphorisch ist die Redaktion vier Jahre zuvor, als sich Charles und Diana das Jawort geben. „Englands glanzvollste Hochzeit“ titelt die Bergedorfer Zeitung, macht das Kuss-Foto zur Optik – und setzt alles natürlich auf diversen Sonderseiten in der Ausgabe fort.

Beckers erster Triumph in Wimbledon: auf der bz-Titelseite vom 6. Juli 1985: „,Unglaublich’ Boris Becker Tennis-König“.
Beckers erster Triumph in Wimbledon: auf der bz-Titelseite vom 6. Juli 1985: „,Unglaublich’ Boris Becker Tennis-König“. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Dramatisch und mit roter Überschrift auf der ansonsten allein von schwarzem Text gefüllten Titel präsentiert sich dagegen die Wochenendausgabe vom 17./18. Februar 1962: „Flutchaos in Hamburg“ fasst dabei die Vielzahl der tödlichen Nachrichten zusammen, die das Orkantief über die Hansestadt und auch über Bergedorfs Landgebiet gebracht hat. Es geht um Deichbrüche, den vollgelaufenen Elbtunnel in St. Pauli und auch die Ursachen dieser mörderischen Wetterlage.

Februar 1962: Der Elbdeich in den Marschlanden ist an zwei Stellen gebrochen

Unter der Überschrift „Deichbrüche!“ wird die Lage in Bergedorf beschrieben: „Von Howe abwärts bis nach Moorfleet sind die Deiche, wie wir vom Katastrophendienst erfahren, überall ,angeknabbert’. An zwei Stellen ist der Deich gebrochen, und das Wasser strömt in die Marsch. In Moorfleet ist vor allen Dingen die Siedlung am Funkturm überschwemmt. Das Wasser steht bis zum Mittleren Landweg, überall werden in großer Eile Menschen evakuiert. Notaufnahme finden Sie unter anderem im Bergedorfer Lichtwarkhaus.“

Die Flutkatastrophe vom Februar 1962 wird in roter Überschrift beschrieben: bz-Titelseite vom 17./18. Februar 1962: „Flutchaos in Hamburg“.
Die Flutkatastrophe vom Februar 1962 wird in roter Überschrift beschrieben: bz-Titelseite vom 17./18. Februar 1962: „Flutchaos in Hamburg“. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Sogar ungefilterte Kriegsrhetorik findet sich, nämlich auf der Titelseite vom 1. September 1939, dem Tag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs: „Der Führer gibt die Parole“ lautet die Überschrift. Und gleich darunter eine Zeile, die fatal an die heutigen Worte der Russen im Ukraine-Krieg erinnern: „Zum unerbittlichen Kampf für die Sicherung eines deutschen Friedens entschlossen / Danzig ist ins Reich zurückgekehrt“. Es folgt Hitlers ungekürzte Rede vor dem Reichstag und die Lüge, dass der Angriff nur erfolgt sei „weil die Deutschen in Polen mit blutigem Terror verfolgt werden“.

Die Anschläge vom 11. September: Amerikaner verdächtigen zunächst Palästinenser

Live am Fernseher verfolgt haben viele heute lebende Bergedorfer einen ganz anderen Angriff: die Terroranschläge vom 11. September 2001. „Gekaperte Flugzeuge in Türme des World Trade Centers gerast – Tausende sterben“ lautet eine der Überschriften zu dieser Katastrophe. Im Text finden sich dann erste Reaktionen wie die von Kanzler Gerhard Schröder, der von einer „Kriegserklärung an die gesamte zivilisierte Welt“ spricht – und ein erster Verdacht zu den Verantwortlichen für diesen unvorstellbaren Anschlag: Radikale Palästinenser stehen sofort im Fadenkreuz der Amerikaner.

Der Tod von US-Präsident John F. Kennedy füllt am 23./24. November 1963 die gesamte Titelseite der Bergedorfer Zeitung: „Trauer über Mord an Kennedy“.
Der Tod von US-Präsident John F. Kennedy füllt am 23./24. November 1963 die gesamte Titelseite der Bergedorfer Zeitung: „Trauer über Mord an Kennedy“. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Ebenso fassungslos, aber deutlich emotionaler fallen die Berichte der Bergedorfer Zeitung über die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy aus. Die ganze Titelseite trägt am Wochenende 23./24. November 1963 einen schwarzen Rand. Der mit erst 46 Jahren sehr junge Präsident, zusammen mit Ehefrau Jacqueline „Jacky“ Idol der gesamten westlichen Welt, wird auf den letzten Fotos vor dem Attentat gezeigt. Wir berichten detailliert über seine Fahrt durch Dallas, die tödlichen Schüsse, Kennedys letzte Minuten – und auch das Schicksal der beiden Polizisten, die den mutmaßlichen Attentäter in einem nahen Kino fassen wollten.

Warum Hobbyfotografen täglich zum Abriss des CCB-Parkhauses pilgerten

Ebenfalls betont menschlich geht die Redaktion vor 15 Jahren das größte Abrissprojekt in Bergedorfs City an: Als das 70er-Jahre-Parkhaus des Einkaufszentrums CCB im Herbst 2008 fällt, unter anderem um für den Neubau des Bergedorfer ZOB Platz zu machen, sind nicht nur unsere Reporter mit der Kamera dabei. Zahlreiche Hobbyfotografen pilgern damals täglich an den Ort des Geschehens. „Ich finde es spannend zu sehen, wie sich ein Stadtteil verändert“, zitiert die Redaktion den Reinbeker Dittmar Nebcke auf der Titelseite. „Das Parkhaus ist Teil von Bergedorfs Geschichte.“

Der Abriss des CCB-Parkhauses ist ein Meilenstein in Bergedorfs jüngster Stadtentwicklung. Unsere Titelseite vom 21. Oktober 2008: „Ein Koloss fällt – Das Ende des CCB-Parkhauses“.
Der Abriss des CCB-Parkhauses ist ein Meilenstein in Bergedorfs jüngster Stadtentwicklung. Unsere Titelseite vom 21. Oktober 2008: „Ein Koloss fällt – Das Ende des CCB-Parkhauses“. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Nicht live dabei, dafür aber mindestens ebenso detailreich berichten wir im Juli 1969 über die Mondlandung: „Zum ersten Mal hat ein Mensch einen fremden Himmelskörper betreten. Gut sechseinhalb Stunden nach dem Aufsetzen der amerikanischen Mondlandefähre ,Eagle’ (Adler) im ,Meer der Ruhe’ kletterte der 38-jährige Amerikaner Neil Armstrong über die neun Leitersprossen hinunter und setzte seine linken Fuß behutsam auf die Oberfläche des Mondes. Es war der 21. Juli 1969 um 3.56 Uhr und 20 Sekunden Mitteleuropäischer Zeit. Dem Kommandanten des Raumschiffes Apollo 11 folge 13 Minuten später der 39-jährige Pilot der Mondfähre, Edwin Aldrin, auf den Boden des Erdtrabanten.“

Wer sich diese oder die anderen ausgestellten Titelseiten gern sichern möchte, kann Abzüge zum Stückpreis von 49 Euro in unserer Geschäftsstelle bestellen. Zu finden ist sie im Seiteneingang des Schüttfort-Hauses in der Chrysanderstraße 1 im 1. Stock, Telefon 040/725 66 104. Geöffnet ist täglich ab 9 Uhr, montags und dienstags von 16.30 Uhr, donnerstags bis 17 Uhr. Am Mittwoch schließen wir um 15 Uhr, am Freitag um 13.30 Uhr.