Lohbrügge. In Lohbrügge sollten Fernwärmekunden bis zu 2000 Euro nachzahlen. Nun erhalten sie eine Rückerstattung. Wer wann wie viel bekommt.

Es ist ein Erfolg, der für die durch hohe Energiepreise arg gebeutelten Menschen aus dem nördlichen Lohbrügge Linderung auf ihren Konten bedeutet: Die Interessengemeinschaft Wir (IG Wir) hat gemeinsam mit dem SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ali Simsek in Verhandlungen mit dem Energieriesen E.on erwirkt, dass rund 7500 Fernwärmekunden insgesamt eine Gutschrift von mehr 4,5 Millionen Euro ausbezahlt bekommen.

„Das ist jetzt amtlich“, freut sich Simsek, übrigens selbst im Lohbrügger Norden zu Hause. Er führte die finalen Gespräche dazu mit Manuel Mrochem (IG Wir) sowie den E.on-Granden Patrick Schneckenburger (Geschäftsführer) und Dennis Holland (Projektmanager) im SerrahnEins.

Energiekosten: So berechnet E.on die Gutschrift

Die Regelung der Auszahlung von exakt 4,519.383,93 Millionen Euro greift, „weil der Gaspreis den Holzpreis um den Faktor 2 übersteigt, also doppelt so teuer ist“, erklärt Manuel Mrochem. Ausgerechnet haben diesen Betrag sowohl E.on als auch die KWA Contracting AG, Betreiber des Holzheizkraftwerks am Havighorster Weg.

4,5 Millionen Euro für Lohbrügges Fernwärmekunden: Ali Simsek (SPD, 2. v. l.) und Manuel Mrochem (IG Wir) verhandelten mit Patrick Schneckenburger und Dennis Holland (beide E.on, jeweils außen) im SerrahnEins.  
4,5 Millionen Euro für Lohbrügges Fernwärmekunden: Ali Simsek (SPD, 2. v. l.) und Manuel Mrochem (IG Wir) verhandelten mit Patrick Schneckenburger und Dennis Holland (beide E.on, jeweils außen) im SerrahnEins.   © BGDZ | Jan Schubert

Die angewandte Bezugsgröße für die Gutschrift ist nicht der Wert der ins Fernwärmenetz abgegebenen 83.582 Megawattstunden, sondern die tatsächlich bei allen Kunden angekommene Energie (72.683 Megawattstunden). Damit begleicht E.on ziemlich genau die Summe, die aus dem Holzheizkraftwerk als sogenannte Netzverluste anfallen – ein für viele Kunden völlig unverständlicher Punkt in ihren im Herbst 2022 zugesandten Abrechnungen, der mehrfach von der Interessengemeinschaft hinterfragt und kritisiert wurde.

Abrechnungsjahr 2022: Preis pro Kilowatt verbrauchter Wärme soll sinken

Mrochem erachtet den Willen zur Gutschrift als außerordentlich: „Gesetzlich müsste E.on das nicht tun.“ Außerdem soll durch die nun angewendete Praxis der Gutschrift der Preis pro Kilowattstunde verbrauchter Wärme für das Abrechnungsjahr 2022 um 36 Prozent sinken.

Wie viel jeder Lohbrügger genau erhält, hängt vom Energieverbrauch der Einzelhaushalte ab. Die individuellen Beträge sollen „zeitnah“ ausbezahlt werden. Ali Simsek ist zufrieden: „Ich meine, dass wir gemeinsam einen Etappensieg erzielt haben. Wir bleiben aber dran. Das, was die IG Wir angestoßen hat, ist, das wir jetzt eine erhöhte Aufmerksamkeit für Abrechnungsprozesse bekommen haben.“

E.on bietet kostenlose Energieberatung direkt von Experten an

Zudem vereinbarten SPD und IG Wir mit E.on Energieberatungen und Kundensprechstunden. Bürger sollen im Holzheizkraftwerk eine Energieberatung direkt von Experten aus dem E.on-Kundenzentrum angeboten bekommen. Das Ganze ist kostenfrei und wird das nächste Mal am Donnerstag, 6. April, von 10 bis 17 Uhr angeboten (telefonische Vereinbarkeit in Vorbereitung). E.on möchte zusätzlich im Juni oder Juli beim „E.on Energiecheck“ konkrete Einsparungsansätze für Einfamilienhäuser liefern, indem ein Mitarbeiter zum zuvor vereinbarten Hausbesuch erscheint..

Derweilen fokussieren sich die Interessenvertreter in den nächsten Monaten darauf, aufgrund der aus ihrer Sicht horrenden Energierechnungen von E.on die Musterfeststellungsklage für den Abrechnungszeitraum 2021 voranzutreiben. Diese soll vermutlich am Ende des kommenden Sommers mithilfe des Bundesverbands der Verbraucherzentralen eingereicht werden.

„Uns als IG ging es stets um nachvollziehbare Preisgestaltung“

Für uns als IG waren drei Punkte maßgeblich: die Transparenz der Rechnungen für das Jahr 2022 erreichen, die Klärung des Punktes Netzverluste sowie eine Musterfeststellungsklage auf den Weg zu bringen. Ferner ging es uns als IG zudem stets um nachvollziehbare Preisgestaltung“, umreißt Manuel Mrochem die Dinge, welche die Spitze der Bewegung der Energieprotestler abarbeiten wollten. Gemeinsam mit Simsek soll nun die Möglichkeit erörtert werden, inwieweit Lohbrügger und andere zukünftig freie Wahlmöglichkeiten auf dem Energiemarkt haben.