Bergedorf. Frauen sollen Opfer einer Mobbingkampagne geworden sein. Jusos Bergedorf machen Fall öffentlich – und fordern Konsequenzen.
Es war ein brodelndes Wochenende für die Jusos auf ihrer Hamburger Landesdelegiertenkonferenz. Schließlich hatten gleich zwei politisch engagierte Jungsozialisten in der SPD das Handtuch geworfen und traten unter Tränen von ihren Ämtern zurück. Beide sehen sich Mobbingkampagnen seitens des Landesvorstandes ausgesetzt.
„Da kursierten eine Menge Gerüchte, um die beiden zu schädigen, sie systematisch lächerlich zu machen. Es ging es um Drogen, Sex, Lügen und Alkohol“, weiß Paul Veit aus dem Bergedorfer Kreisvorstand der Jusos, der sich gestern offiziell mit den Betroffenen solidarisch erklärte – nachdem deren Antrag, die Verleumdungen aufzuarbeiten, vom Landesvorstand abgelehnt worden war: „Das lässt sich nur durch Strukturen erklären, deren Akteure offenbar ihren moralischen Kompass komplett verloren haben“, heißt es in einer Presseerklärung.
Bergedorfer Jusos fordern „nötige Konsequenzen“
„Wir Jusos Bergedorf sind schockiert von den Berichten der Betroffenen. Um als Jusos Hamburg glaubwürdig zu bleiben, muss jetzt schleunigst aufgeklärt und müssen die nötigen Konsequenzen gezogen werden“, fordert Bergedorfs Kreisvorsitzende Amelie Teske eine Neuaufstellung des Verbandes: „Das wird anstrengend, aber Schweiß spart hier weitere Tränen.“
Auch aus den anderen sechs Bezirken werde eine ähnliche Stellungnahme erwartet. „Aber wir Bergedorfer gehören jedenfalls nicht zu dem schweigenden Haufen. Bei uns kann man auch als junge Frau Politik machen“, betont Paul Veit.
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Die Ansichten gehen offenbar sehr weit auseinander, denn der Landesvorstand sieht sich durchaus aktiv: „Die Jusos Hamburg engagieren sich gegen jede Form von Diskriminierung, Sexismus und Herabsetzung. Wir nehmen die geäußerten Vorwürfe daher sehr ernst und haben vor diesem Hintergrund bereits Anfang März im Juso-Landesvorstand eine Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der bestehenden Awareness-Strukturen beschlossen. Bei der Debatte ging es demzufolge nicht um das ob, sondern um das wie - nämlich um die Frage, wie eine solche Arbeitsgruppe aufgestellt werden soll“, entgegnet der geschäftsführende Juso-Landesverband auf Nachfrage unserer Redaktion.
Aber genau um diese Arbeitsgruppe entbrannte sich ein Streit: Die betroffenen Frauen lehnen es konsequent ab, dass die Beschuldigten aus dem Vorstand hier involviert sind und wünschen sich eine externe Beratung, zum Beispiel durch den Opferschutz-Verein Weißer Ring.
Senat will eine „Kultur echter Chancengleichheit“
Dabei ist es wohl eher ein Zufall, dass ausgerechnet jetzt Hamburgs Senat Eckpunkte zur Fortschreibung der Antidiskriminierungsstrategie beschlossen hat: „Damit möchten wir eine Kultur echter Chancengleichheit etablieren. Dazu gehört es, vielfältige Lebensformen zu fördern sowie Mehrfachdiskriminierung und Ausgrenzung systematisch entgegenzuwirken“, sagt Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).
Diskriminierung werde häufig vor allem mit direkter Beleidigung, Belästigung und Gewalt assoziiert. Es gelte aber, nicht nur individuelles Fehlverhalten zu bekämpfen, „sondern auch die institutionellen Strukturen und Prozesse zu hinterfragen, die Diskriminierung begünstigen“, so die Zweite Bürgermeisterin der Hansestadt, die bis Mitte 2024 konkrete Ziele und erste Maßnahmen vorstellen will. stri