Bergedorf/Siem Reap. Ange Dries-Behrenbeck hat mit einem Bildungsprojekt in Kambodscha ihren Lebenstraum verwirklicht. Um was es dabei geht.

Es war ein Bergedorfer Treffen auf der anderen Seite der Erde. Bei 32 Grad im Schatten saßen am Dienstag Christine Wulf-Ramm, Geschäftsführerin der Montessori-Schule auf der Sternwarte, und Ange Dries-Behrenbeck vom Verein „Children’s Dream“ in Kambodscha beim Lunch zusammen. Die Montessori-Expertin nutzte eine private Südost-Asien-Reise zum schon seit Jahren geplanten Besuch im Entwicklungshilfe-Projekt der ebenfalls aus Bergedorf stammenden Kollegin: Gastgeberin Ange Dries-Behrenbeck hat seit 2006 verschiedene Schulprojekte in der Stadt Siem Reap gegründet, nahe der weltgrößten Tempelanlage Angkor Wat.

Ziel der mittlerweile 78-Jährigen, die bis zur Pensionierung als Englisch- und Französisch-Lehrerin an der Hotelfachschule in Hamburg arbeitete: Sie will den Kindern Kambodschas Englisch beibringen, weil sie nur so im Tourismus arbeiten können – der einzigen Möglichkeit, genug Geld zu verdienen, um eine eigene Familie zu ernähren, ohne in die Armut abzurutschen.

Im „Education Centre“ lernen 220 Kinder aus Kambodscha Englisch

„Es ist beeindruckend, was Ange hier aufgebaut hat“, sagt Christine Wulf-Ramm, deren Bergedorfer Grundschule mit knapp 100 Kindern nicht mal halb soviele zählt, wie das „Education Centre“ im fast 13.000 Kilometer entfernten Siem Reap. „Hier werden 220 Schüler unterrichtet, zudem gibt es einen Kindergarten, und der Verein ,Children’s Dream’ realisiert noch etliche weitere Projekte bis hin zum Bohren von Brunnen und damit Zugang zu unbelastetem Trinkwasser für bedürftige Familien.“

Schüler vor dem neuen „Education Centre“ des Vereins „Children’s Dream“ in Siem Reap in Kambodscha.
Schüler vor dem neuen „Education Centre“ des Vereins „Children’s Dream“ in Siem Reap in Kambodscha. © Children's Dream | Ange Dries-Behrenbeck

Viel Arbeit für Ange Dries-Behrenbeck, die 2005 auf einer Fernreise Trost nach dem Tod ihres Ehemanns suchte – und diese neue Aufgabe in Kambodscha fand. Vor 17 Jahren gründete sie mit einer Handvoll Freunden in Bergedorf den Verein, der seither schon zwei Schulen in Siem Reap gebaut und neben vielen anderen Projekten eben auch Tausende Schüler unterrichtet hat. Anfang März erst hat das „Education Centre“ ein neues Gebäude angemietet und ist mit allem Mobiliar dorthin umgezogen.

Gründerin Ange Dries-Behrenbeck: Auch mit fast 79 noch aktiv bei „Children’s Dream“

Die Gründerin, die Ende März ihren 79. Geburtstag feiert, ist bis heute das Herz von „Children’s Dream“, auch wenn sie selbst nicht mehr unterrichtet. Das überlässt sie den vom Verein angestellten einheimischen Lehrern und einigen Hospitantinnen aus Europa, die stets für einige Monate im „Education Centre“ aktiv sind. „Mein Job ist die Buchhaltung, die weitere Entwicklung unseres Engagements hier in Kambodscha und nicht zuletzt der Kontakt mit den Sponsoren“, sagt sie im Telefonat mit unserer Zeitung um die halbe Welt. „Ich mach das weiter, solange ich kann.“

Zwischen 30.000 und 40.000 Euro benötigte die Bergedorferin in Kambodscha pro Jahr. Das Geld stammt von einigen Großspendern, die Ange Dries-Behrenbeck mit der Einzigartigkeit ihrer Arbeit aber auch ihrer Persönlichkeit schon über viele Jahre an „Children’s Dream“ gebunden hat. Zudem gibt es einen Kreis von Mitgliedern, die regelmäßig kleine Summen geben, teil auch über den Vereinsbeitrag.

Tochter und Sohn sollen den Lebenstraum weiterführen

Alle Details zur Mitgliedschaft sowie Fotos und weitergehende Informationen zu den vielen Projekten finden sich auf der Homepage www.childrens-dream.org. Was dort nicht steht: Ange Dries-Behrenbeck hat natürlich vorgesorgt, sollte ihre Gesundheit sie dazu zwingen, mehr als nur den üblichen einen Monat pro Jahr in ihrer (zweiten) Heimat Bergedorf zu verbringen.

Tochter Stephanie Stegemann und Sohn Dirk Stegemann, beide mit Wohnsitz in Nettelnburg, stehen neben dem kambodschanischen Vereinsvorsitzenden Hul Samnang bereit, ihren Wirklichkeit gewordenen Lebenstraum weiterzuführen.