Bergedorf. Dr. Christoph Möbius ist Arzt in Pöseldorf. Doch er engagiert sich im Kriegsgebiet. Wie er dort Verwundeten helfen kann.

Wöchentlich bringen Züge verletzte Soldaten und Zivilisten von der Front ins Landesinnere. Oft sind auch Kinder dabei. Viele dieser Opfer des russischen Angriffskriegs sind schwer verletzt, traumatisiert oder leiden unter psychosomatischen Erkrankungen. Das ist der Alltag in den ukrainischen Kliniken, wie ihn auch der Hamburger Arzt Dr. Christoph Möbius miterlebt hat. Der 49-Jährige war auf einer Hilfsmission im Kriegsgebiet und hat in einer Klinik 150 Kilometer östlich von Kiew mitgeholfen.

Wie die acht Tage in der Regionalklinik abliefen und was Möbius mit seinem dreiköpfigen Team erlebt hat, berichtet er am Dienstag, 20. Dezember, um 17 Uhr. Der kostenlose Online-Vortrag (Link: https://us06web.zoom.us/j/83520479357) wird vom Bergedorfer Büro des Maklers Engel & Völkers (Mohnhof 19) organisiert, dessen Geschäftsführer Matthias Conze eng mit Dr. Christoph Möbius befreundet ist.

Schönheitschirurg behandelt bei Kiew Kriegsverletzte

Eigentlich war ein anderer Chirurg für den Einsatz eingeplant, doch als der drei Tage vor Beginn der Mission absagte, erklärte sich der Christoph Möbius spontan bereit und trat die 30-stündige Reise in die Klinik hinter Front an, um Kriegsverwundete zu behandeln.

„Kurz hinter der Grenze haben wir uns schusssichere Westen angezogen. Das war dann schon ein mulmiges Gefühl“, erzählt der Mediziner, der normalerweise als Schönheitschirurg tätig ist, im Gespräch mit unserer Redaktion. Nachdem er und sein Team mehrere Militärcheckpoints passiert hatten, gelangten sie über Nebenstraßen zu der Regionalklinik, wo sie ausgesprochen herzlich willkommen geheißen worden seien, berichtet Möbius. Am nächsten Tag gingen die medizinischen Behandlungen los.

Besonders das Leid der Kinder mach den Arzt betroffen

„Wir haben aus Not eine Tugend gemacht“, erinnert sich Christoph Möbius: Das Material, mit dem das Team vor Ort gearbeitet habe, „war alt und entsprach bei weitem nicht den deutschen Standards“. Trotzdem habe er mit seiner Assistenzärztin die Mediziner vor Ort unterstützen können. Vor allem plastische und gefäßchirurgische Operationen führte Möbius in der Ukraine durch.

Das Arbeitsmaterial, das für Operationen zur Verfügung steht, ist spartanisch und völlig veraltet – ein Blick in den OP-Saal. 
Das Arbeitsmaterial, das für Operationen zur Verfügung steht, ist spartanisch und völlig veraltet – ein Blick in den OP-Saal.  © Engel und Völkers | Dr. Christoph Möbius

„Dieser Krieg produziert wöchentlich, nein täglich, invalide Menschen“, berichtet der Hamburger, der Vater eines zweijährigen Sohnes ist. Neben unzähligen Verletzten, geht ihm das Leid der vielen Kriegskinder nicht mehr aus dem Kopf. „Sie sind zwar oft gar nicht verletzt, aber so traumatisiert, dass sie sich irgendwelche Verletzungen einbilden. All diese Menschen brauchen eigentlich jemanden, der sich intensiv um sie kümmert und ihnen sagt, dass ihre Schmerzen psychisch verursacht werden. Diese perfide Dimension des Krieges ist uns in Deutschland überhaupt nicht bewusst.“ Umso beeindruckender sei es, wie die ganze Nation hinter ihrem Präsidenten stehe und vereint sei im Willen, ihr Land zu verteidigen.

In der Not muss ein Stapelstuhl in einem Rollstuhlgerippe genügen, um Verletzte zu transportieren. 
In der Not muss ein Stapelstuhl in einem Rollstuhlgerippe genügen, um Verletzte zu transportieren.  © Engel und Völkers | Dr. Christoph Möbius

Dr. Möbius war auch schon in Afghanistan ehrenamtlich im Einsatz

Normalerweise ist der 49-Jährige an der Praxis-Klinik Pöseldorf als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie tätig. Doch ab und zu ziehe es ihn raus, gibt er zu. Schon 2011 war er als Arzt auf einer Antarktisexpedition dabei und 2013 gab Dr. Christoph Möbius während des Afghanistankrieges ehrenamtlich medizinische Trainings in Kabul.

Die Mission in der Ukraine wurde vom Medizinischen Hilfsdienst Nordrhein organisiert, die 2021 vom damals erst 19-jährigen Paul Näther gegründet worden ist, um Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal zu helfen. Heute haben die ehrenamtlichen Helfer es sich zum Ziel gemacht, medizinische Erstversorgung von Geflüchteten aus der Ukraine zu organisieren und andere Hilfsorganisationen bei Hilfsprojekten in der Ukraine zu unterstützen.

Mit seinem Online-Vortag am Dienstag will Christoph Möbius das Projekt von Paul Näther bekannter machen – und um finanzielle Unterstützung bitten. Alle Details finden sich auf der Homepage unter https//:medizinischer-hilfsdienst-nordrhein.de. Nach dem Vortrag wird er zusammen mit Paul Näther Fragen beantworten.