Bergedorf. Der Rotary Club Hamburg-Bergedorf zieht Bilanz über sein Projekt, das nach zwei Jahren ausläuft. Was die Hilfe gebracht hat.

Normalerweise ist Philip von der Goltz Kaffeehändler, doch zusammen mit dem Rotary Club Hamburg-Bergedorf, hat er in Äthiopien ein Projekt zur Hilfe von Frauen und Kindern aufgebaut. In Zusammenarbeit mit der Nicht-Regierungsorganisation KMG Etiopia aus Äthiopien, versuchen die Bergedorfer, eine Veränderung der Situation der Frauen und Kinder zu erzielen. Jetzt läuft das Projekt nach zwei Jahren aus.

„Beruflich war ich häufig in Ostafrika“, sagt von der Goltz. „Dort ist die Situation der Frauen vor allem in den ländlichen Gebieten oft nicht gut.“ Das liege einerseits an der großen Armut, die in vielen ländlichen Regionen herrscht, aber auch daran, dass Genitalverstümmelung und die Bevormundung der Frau durch ihren Ehemann fest in der Kultur verankert seien. „Das Thema war mir also bekannt, als ich Bogaletch Gebre in Äthiopien traf. Bei der Begegnung wurde mir klar, dass wir mit dem Rotary Club auch etwas unternehmen können, um die Situation in Äthiopien zu verbessern.“ Bogaletch Gebre († 2. November 2019) war eine äthiopische Frauenrechts-Aktivisten und Gründerin von KMG Ethiopia, die für Frauenrechte kämpft. Sie selber war von Genitalverstümmelung betroffen.

Großes Hilfsangebot in Äthiopien

Mit ihrer Unterstützung konnten die Rotarier ein großes Hilfsangebot finanzieren. Dabei wurde eng mit KMG Ethiopia zusammengearbeitet. „Bogaletch war immer darum bemüht, Brücken zu bauen und mit den Menschen auf Augenhöhe zu sprechen“, sagt von der Goltz. Sie habe mit ihrer Institution Ortskräfte angeworben, die auf unterschiedlichste Art und Weise helfen konnten. So wurden mehrere Workshops zur Sensibilisierung der Anführer lokaler Gemeinschaften abgehalten, wo es um Aufklärung über die Rechte und die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen und Kindern ging.

Philip von der Goltz (li.) und Marc Lorenz vom Rotary Club Hamburg-Bergedorf
Philip von der Goltz (li.) und Marc Lorenz vom Rotary Club Hamburg-Bergedorf © Rotary Club Hamburg-Bergedorf | Rotary Club Hamburg-Bergedorf

Zwei Mother-Children-Health-Centers, die wie kleine Kliniken für Mütter und Kinder funktionieren, sowie 25 weitere kleinere medizinische Zentren wurden errichtet. Dazu haben KMG-Ethiopia-Mitarbeiter Kinder in zehn Schulen über ihre sexuelle Gesundheit und ihre Rechte aufgeklärt. Für schwangere Frauen und Mütter werden Gruppenangebote geschaffen, in denen sie über ihre Rechte aufgeklärt und durch die Schwangerschaft begleitet werden. 200 armen Müttern wurde der Zugang zu Notwendigkeiten wie Schuhen und Babykleidung ermöglicht. Über das Radio sendete die KMG Ethiopia Bildungsbeiträge, um die breite Bevölkerung gesundheitlich und sexuell aufzuklären.

„Jetzt muss es auch vernünftig weitergeführt werden“

„Das ist natürlich nur ein kleiner Tropfen im großen Ozean“, sagt von der Goltz. „Das ganze Problem können wir damit nicht beheben, aber irgendwo muss ja angefangen werden.“ Tatsächlich habe die Arbeit der Rotarier schon zu Erfolgen geführt: „Zum Beispiel das Fest der Unbeschnittenen, bei dem die jungen Frauen, die keine Genitalverstümmelung erlebt haben, gefeiert werden. Den äthiopischen Gemeinschaften wird so klar, dass es etwas Positives ist, nicht beschnitten zu sein“.

In Äthiopien werden zahlreiche Frauen jedes Jahr Opfer von Genitalverstümmelungen. Auch sonst ist die Lage laut einem Bericht der Rotarier prekär: Auf 100.000 Geburten gerechnet sterben jährlich 412 Mütter. Zum Vergleich: In Deutschland sind es sieben. Von 1000 Kindern unter fünf Jahren sterben statistisch 88 pro Jahr.

Nach zwei Jahren wird alles, was die Rotarier zusammen mit der KMG Ethiopia aufgebaut haben, nun in die Verwaltung der lokalen Regierungen gegeben. „Es geht nun darum, dass es vernünftig und dauerhaft weitergeführt wird“, hofft Philip von der Goltz, den Frauen und Kindern in Äthiopien mit dem Engagement des Rotary-Club Bergedorf zumindest ein Stück auf ihrem Weg zur Gleichberechtigung und schon jetzt zur persönlichen Gesundheit geholfen zu haben.