Bergedorf. Nach fast sechs Monaten Komplettschließung soll noch vor Ostern wieder geöffnet werden. So geht es mit der Sanierung im CCB voran.
Der Mann nimmt es extrem gelassen: „Ich sehe es positiv. Man sagt in unserem Gewerbe ja: Einen Wasserschaden sollte man in seiner Karriere haben. Dann bin ich ja froh, dass ich damit gleich am Anfang abschließen kann“, sagt Dominik Jansen. Der 28-Jährige ist offiziell seit Jahresbeginn neuer Filialchef von Peek&Cloppenburg (P&C) und managt zurzeit eine Baustelle nach dem massiven Wasserschaden aus dem Herbst 2022 in dem 2800 Quadratmeter großen Geschäft im CCB Bergedorf. Immerhin: Ein Ende der langwierigen Sanierungsphase ist in Sicht. Die P&C-Verantwortlichen streben mit Mittwoch, 29. März, einen sehr konkreten Wiedereröffnungstermin an.
Stefan Andraschak steht im Obergeschoss des sich über zwei Etagen erstreckenden Ladens, normalerweise die Verkaufsebene für den modebewussten Herren, und blickt auf die vollständig mit Stoff abgedeckten Rolltreppe. Rund um die Fahrtreppe sorgte das von oben eindringende Wasser für den größten Schaden. „Wir sind gegenwärtig unserem Zeitplan voraus“, sagt Andraschak, Leiter Immobilien bei P&C, „doch bei Baustellen kann ja immer einiges passieren.“ Andraschak und Harald Wolff (Leiter Ladenbau) ist wichtig zu betonen, wie umfangreich und zeitintensiv die Beseitigung des Wassers war, dass in der Nacht zum 1. Oktober aus der über dem Bekleidungsgrosso angesiedelten Technikzentrale direkt in die Verkaufsräume lief. Insbesondere die Trocknung von Estrich und Dämmmaterial kostete Zeit.
P&C-Restart am 29. März „Jeder Tag zählt für uns“
Die Eichenparkettfläche in der oberen Etage sieht schon sehr gut aus, während auf der unteren Etage die Schleifmaschine ihre Runden auf den fertigen Stellen dreht. Auch die LED-Lichtanlage wird aktuell zunächst unten erneuert. Damit die Rolltreppe nicht wieder beschädigt wird oder einstaubt, ist sie verhüllt, aber betriebsfertig.
Noch in dieser Woche sollen die Verlegungsarbeiten des oberen Parketts beendet werden. In der darauffolgenden Woche sollen Möbel und Kleiderhaken ihren Platz finden, die Ware könnte folglich dann dort einsortiert werden. Identischen Arbeitsschritte folgen im unteren Verkaufsgeschoss bis zum 29. März. Das Mobiliar sowie die Schaufensterpuppen konnte der Modeanbieter zwischenzeitlich in einem Leerstand im CCB-Erdgeschoss sowie in kleineren Räumen im Personaltrakt parken. Stefan Andraschak sagt: „Jeder Tag zählt für uns. Wir haben auch maximalen Druck auf die beteiligten Gewerke gemacht, jetzt ist ja auch ein Ende der Arbeiten in Sicht.“
Modegrosso will beim verkaufsoffenen Sonntag am 2. April dabei sein
Welche Größenordnung vor allem kostentechnisch die P&C-Sanierung nach sich zieht, dazu schweigen sich die Verantwortlichen weiter aus, verweisen auf das Zusammenspiel mit den Versicherungen. Andraschak erwähnt in diesem Kontext lediglich, dass noch „ganz viele Rechnungen“ geschrieben werden müssten, weshalb eine Kostenschätzung zu diesem Zeitpunkt nicht seriös sei. Doch Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass allein die Sanierung einen Millionenbetrag kosten könnte – hinzu kommen noch Umsatz- und Mietausfälle sowie Gutachterhonorare.
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Da wird lieber vorausgeschaut: Zielpunkt ist ganz klar das Frühjahrs- und Ostergeschäft, das die etwa 50 Mitarbeiter gern wieder in ihrer Stammfiliale bestreiten und trendige Sommermode an Frau und Mann bringen wollen. Zuletzt war die Bergedorf-Crew auf alle drei Häuser in Hamburg sowie weitere im Umland verteilt. „Idealerweise läuft es so“, ergänzt Filialleiter Dominik Jansen, „dass wir den ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres am 2. April mitnehmen können.“ Es sei ein wichtiges Zeichen an alle, sowohl Kunden sowie auch andere Mieter im CCB, die möglicherweise gerade über Verlängerungen ihrer Flächen verhandeln, dass P&C bald wieder als Frequenzbringer in Bergedorfs Shoppingmall durchstarte. Seit dem 6. Oktober war die Filiale komplett dicht.
Was an dem Bergedorfer Wasserschaden außergewöhnlich ist
Über Gerüchte, P&C Bergedorf würde möglicherweise gar nicht mehr öffnen, den Standort aufgeben wollen, weil von der Sanierung so gut wie nichts nach außen drang, können die Verantwortlichen nur schmunzeln. Da die Arbeiter überwiegend den rückwärtigen, für andere nicht einsehbaren Personaleingang nutzten, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen, ist eine Sache. Stefan Andraschak ergänzt: „In den vergangenen Monaten wurde gemalt, getrocknet, verlegt. Viele Arbeiten sind relativ leise.“ Dennoch gibt es auch etwas Außergewöhnliches an der Bergedorfer Filiale: So langfristig musste in der Geschichte des Unternehmens noch kein Haus schließen, weder in der Hamburger Mönckebergstraße noch beim Jahrhunderthochwasser der Elbe, als die Dresdner Filiale betroffen war, oder im Jahr 2018 in Osnabrück. „Da war immer nur das Erdgeschoss betroffen“, weiß Ladenbauexperte Harald Wolff.
Gleichzeitig zur Wiedereröffnung im Modehaus soll auch die Technikzentrale, in der in jener Oktobernacht ein Wasserrohrbruch das Chaos anrichtete, über P&C fertig saniert sein. Auch hier musste nach Angaben von Centermanager Lutz Müller die Feuchtigkeit aus Wänden und Estrich langwierig vertrieben werden. Es folgen nun Wandprüfung, der Einbau der Sanitäreinrichtungen sowie das Verlegen des Teppichs. Müller sehnt ebenfalls die P&C-Wiedereröffnung herbei: „Bis Ende März ist es dann fast eine halbjährliche Schließung mit etwa 150 Öffnungstagen. Für das Center schmerzlich, weil das ein Ankermieter ist. Wenn P&C wieder da ist, setzt das natürlich auch einen Impuls für uns.“