Bergedorf. Die Haarteile sind modisch sehr gefragt, mehr als 200 davon bietet Cendrine Sattelmaier an. Dennoch gibt sie ihren Laden auf.

Die Exemplare in Blau, Pink und Grün gehen nicht so gut weg. „Aber viele Bergedorfer kaufen sich Perücken in Naturfarben. Die Echthaare kommen meist aus Indien oder Osteuropa, werden dann in China oder Frankreich verarbeitet“, weiß Cendrine Sattelmaier und schwärmt: „Die halten locker zwei bis drei Jahre und können gefärbt werden.“

2019 eröffnete die Geschäftsfrau ihren kleinen, 64 Quadratmeter großen Laden an der Hude 1. Längst hat die 46-Jährige gelernt, dass nicht nur kranke Menschen zu ihren Kunden zählen, die an Alopezie (Haarlosigkeit) leiden oder gerade eine Chemotherapie überstanden haben. „Perücken sind wirklich total in Mode. Manche Frauen kaufen sich neue Schuhe oder Handtaschen, andere nehmen lieber unterschiedliche Haarteile. Gerade die 20-Jährigen mischen alles gern und füllen mit Extensions auf.“ Dieser aktuellen Mode indes seien auch die Kameras im Laden geschuldet: Ab und an nahmen sich junge Kundinnen auch schonmal Haarteile mit ohne zu bezahlen.

Klebestreifen halten bis zu vier Wochen lang

Und das kann ärgerlich sein, wenn es nicht zufällig das kurze Kunsthaar war, sondern die handgeknüpfte Perücke für 1280 Euro – möglichst noch mit einer „Silk-Base-Kappe“, die sich wie eine feine Kopfhaut anfühlt. Wie halten die Teile überhaupt? „Da gibt es Clips, die sich der Kopfform anpassen. Oder man nimmt Klebestreifen, die zwei bis vier Wochen halten. Auch, wenn man duschen geht und normales Shampoo benutzt“, sagt Cendrine Sattelmaier.

Während sich mancher Mann in nur einer halben Stunde für ein Toupet (ab 240 Euro) entscheide, sei meist aber doch „viel mehr Geduld gefragt“ bei den weiblichen Käufern, die schließlich 90 Prozent der Kundschaft ausmachen. „Die schauen ganz genau auf jede Farbnuance und fragen sich, mit welcher Perücke sie anschließend dann zum Friseur gehen“, erzählt die 46-Jährige, die weiß: „Ein Brautkleid kauft man sich ja auch nicht so oft. Deshalb stehen die Leute hier nicht Schlange wie beim Bäcker, aber ich bin mit dem Geschäft sehr zufrieden.“

Online-Shop half während der Pandemie

Dennoch seien die Bergedorfer Läden leerer geworden seit Corona: „In der Pandemie habe ich schon zwei Stunden früher geschlossen und mich auf meinen Online-Shop konzentriert.“ Und seither habe sie auch einen anderen Blick aufs Leben, so Sattelmaier: „Man muss wissen, was wichtig ist. Und deshalb gebe ich jetzt auch den Laden auf, will mehr meine erst sechsjährige Tochter genießen.“

Nun hat sie zu Ende Juni gekündigt – und sucht eine Nachfolge. „Wenn man mit den Krankenkassen abrechnen kann, ist der Laden ein Jackpot“, wirbt die Geschäftsfrau – auch mit Blick auf die Monatsmiete von aktuell 1700 Euro inklusive Nebenkosten. Wer mag, kann über 200 Perücken übernehmen, dazu Accessoires wie Kopftücher, Bürsten oder künstliche Wimpern. Interessenten melden sich bei „Candys Haare“ unter Telefon 040/52 16 23 42. stri