Bergedorf. Bergedorf will zusätzliche Container aufstellen und so Platz für 340 Menschen schaffen. Auch andere Unterkünfte werden erweitert.
Zwar konnten sie nach den Corona-Lockdowns wieder auf Normalbetrieb umstellen, aber die Mitarbeiter von fördern & wohnen haben alle Hände voll zu tun, um allen notleidenden Menschen eine Unterkunft anbieten zu können: Die geflüchteten Ukrainer werden derzeit in zehn Bergedorfer Hotels untergebracht, zudem an „Notstandorten“ wie der ehemaligen Sonderschule An der Twiete.
Dort hat das DRK die Betreuung übernommen: „Wenn wir es selbst nicht schaffen, sollen wir Fremdanbieter suchen“, erklärte Bereichsleiterin Dr. Eva Fuchs jüngst im Bergedorfer Sozialausschuss – und präsentierte gleich eine freudige Nachricht dazu: Endlich konnte mit der Erweiterung der Unterkunft an der Brookkehre begonnen worden.
Flüchtlingsunterkunft: 340 zusätzlich Plätze in Bergedorf geplant
Mit ähnlicher Optik und Ausstattung wie zuvor sollen die Container 340 weitere Plätze beherbergen. Der Bau gehe schnell voran, „wenn nichts dazwischenkommt, wird er Ende April wohl schon belegbar sein“, so Fuchs, die sowohl barrierefreie Zimmer ankündigt wie abgeschlossenen Wohnraum mit drei Zimmern für Familien mit bis zu sechs Personen. Unterdessen gebe es an der „Brookkehre 1“ (440 Betten) derzeit keine freien Plätze – nicht zuletzt, weil 2022 ein Haus brannte und jetzt neu aufgebaut werden muss.
Auch an anderer Stelle tut sich was, etwa in der großen Curslacker Unterkunft am Curslacker Neuen Deich: Zu den 580 Plätzen kommen weitere 56, weil auf dem vorliegenden Parkplatz ein neues Haus errichtet wurde, mit gemeinschaftlich nutzbaren Küchen und Bädern, also einfachem Standard. Eva Fuchs: „Die erste Belegung auf zwei Fluren hat begonnen, vorwiegend mit alleinstehenden Männern.“
„Hamburgs marodeste Unterkunft“ wird geräumt
Unterdessen wird am Curslacker Neuen Deich 57 in Bergedorf kräftig ausgezogen, sind längst nicht mehr alle 360 Plätze belegt: Die Unterkunft, die als Hamburgs marodeste verpönt war, soll aufgegeben werden: „Wir fiebern alle auf eine Schließung hoffentlich Ende März hin“, so die Bergedorfer Bereichsleiterin. Zuletzt hatte sich vor allem die Links-Fraktion um diverse Unterkünfte in Bergedorf gesorgt, in deren Zimmern und Küchen Kakerlaken gesichtet worden waren. Inzwischen ist alle drei Monate ein Schädlingsbekämpfer vor Ort.
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Wenig Fluktuation bei „voll belegtem Alltag“ sei anderswo festzustellen: Am Rahel-Varnhagen-Weg (287 Plätze) und Ladenbeker Furtweg (172) sei die aktuelle Situation ebenso unauffällig wie an der Kurt-A.-Körber-Chaussee (36), wo Familien mit Kindern leben. Am Sandwisch (90) sei es ebenso ruhig wie Auf dem Sülzbrack (256), das zwar nicht so beliebt sei, „weil es weit draußen ist, aber wenn die Kinder einmal eingeschult sind, bleiben die Familien meisten auch“, sagt Dr. Eva Fuchs. Viele Familien wohnen ebenso am Binnenfeldredder in Lohbrügge (260 Plätze), wo aktuell einige Sanierungen anstünden, dazu zählt auch eine moderne WLAN-Ausstattung.
Problem mit Blick auf Kleinkinder: In Bergedorf fehlen Kitaplätze
Die Lage bleibe angespannt, denn in Bergedorf würden durch fördern & wohnen 2300 Menschen betreut – „und das noch ohne den Mittleren Landweg und ohne die Ukraine-Flüchtlinge“, so Fuchs, die betont, dass es auch weiterhin Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan gebe. Schwierig sei die Situation wohl auch mit Blick auf die Kleinkinder. Denn zwar stellt die Sozialbehörde Geld für frühe Hilfen bereit, aber es fehle an Kitaplätzen im Bezirk, so fördern & wohnen: „Es gibt nicht genügend Plätze für alle.“ Ähnliche Probleme gebe es übrigens bei den Ärzten, so Fuchs: „Bei Zahnärzten geht es. Aber in Bergedorf einen Termin bei einem Kinderarzt oder Allgemeinmediziner zu bekommen, ist echt schwierig. Und bei Gynäkologen ist es sogar sehr schwierig.“