Nettelnburg. Die Mutter des Vierjährigen aus Nettelnburg erhebt schwere Vorwürfe. Wie es zu dem tragischen Unfall in der Silvesternacht kam.
„Kind mit Handverbrennung nach Raketenstart“, hieß es in der Silvesternacht gleich mehrmals über den Notruf 112. So verletzten sich etwa in Billstedt zwei Jungen (elf und 13 Jahre alt) durch Böller, die in der Hand explodiert waren. Auch in Nettelnburg kam es zu einem schweren Unfall: Der vierjährige Marlon hatte am Katendeich mit seinen Eltern und mehreren Kindern gestanden, wollte es natürlich auch knallen hören. Seine Silvesternacht endete im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift.
„Das war eine Kinderfackel, wie eine große Wunderkerze, die vorn ein bisschen sprüht“, erzählt Marlons Mutter Lara H. Die 32-Jährige berichtet, „dass die Fackel in der Mitte aufhörte und dann wie ein Blitz explodierte“ – in der Hand ihres Sohnes.
Silvester 2022: Vierjähriger aus Nettelnburg durch Kinderfeuerwerk schwer verletzt
Der rechte Jackenärmel des Vierjährigen fing Feuer. Sein Vater schüttete sofort Wasser drüber, „dann liefen wir noch zu einer Nachbarin, die in einer Apotheke arbeitet. Sie riet uns, sofort ins Krankenhaus zu fahren“, berichtet Lara H. Sie setzte das Kind ins Auto, rief parallel einen Rettungswagen. So kam Marlon um 20.40 Uhr zunächst auf den Hof der Feuer- und Rettungswache am Sander Damm, von wo aus es nach einer Erstversorgung weiterging zum Wilhelmstift.
Zwar sei die Hand ihres Sohnes funktionsfähig, wohl aber erlitt er Verbrennungen: „Jetzt wurde er schon einmal operiert, und wir müssen sehen, ob das auch an den tiefen Stellen etwas gebracht hat“, sagt die Nettelnburgerin. Sie hofft, Marlon bald wieder mit nach Hause nehmen zu können: „Er schlägt sich tapfer und braucht seit gestern Abend keine Schmerzmittel mehr.“
Derzeit überlegt die Familie in Absprache mit einem Rechtsanwalt, ob sie gegen den Hersteller der „Kinderfackel“ juristisch vorgehen wird. Es handelt sich um den Marktführer in Deutschland, der jährlich etwa 25 Millionen Feuerwerksraketen produziert und rund 100 Millionen weitere Feuerwerksartikel.
„Wilde Hummel“ klebte an kleinem Mädchen fest
„Ab 12 Jahren“, stand auf der Packung. Und: „Kinder unter 12 Jahren nur in Anwesenheit der Eltern“. „Aber auf keinen Fall dürfen diese Produkte suggerieren, dass Kinder sie benutzen können“, meint die Nettelnburgerin und ergänzt einen weiteren Vorfall: „Im Krankenhaus gab es ein kleines Mädchen, bei dem sich eine drehende Hummel im Pullover verfangen hatte, die ist dann auf Brusthöhe explodiert.“
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Tatsächlich haben sich in dieser Silversternacht besonders viele Kinder verletzt, bestätigt die Feuerwehr Hamburg: „Obwohl wir seit vielen Jahren den richtigen und sicheren Umgang mit Feuerwerkskörpern thematisieren, kam es in der Silversternacht zu schweren Verletzungen im Umgang mit Böllern und Raketen. Auffallend ist dabei, dass auch sehr junge Menschen betroffen waren“, heißt es in einer Mitteilung.
Spätestens jetzt ist auch Familie H. aus Nettelnburg gewarnt: „Bei uns gibt es jetzt kein Feuerwerk mehr, noch nicht einmal Knallerbsen oder Wunderkerzen“, sagt die Mutter.