Bergedorf. Über 130 Frauen mit Migrationshintergrund wurden vermittelt. Doch das Projekt ist ausgelaufen. Gibt es eine Fortsetzung?
Das Projekt war erfolgreich, hat starke Fürsprecher und könnte doch einfach weiterlaufen. Doch „LAura“, das Jobprojekt für arbeitslose Frauen mit Migrationshintergrund, wurde zum Jahresende 2022 eingestellt. Ob es eine Verlängerung gibt, ist offen, aber nicht ausgeschlossen.
Dabei lesen sich die Zahlen eindrucksvoll: Mehr als 130 Frauen aus fremden Ländern, vor allem aus muslimisch geprägten Staaten, konnten innerhalb dreier Projektjahre in Ausbildung, Weiterbildung oder sogar in einen Job gebracht werden. Das sind etwa 35 Prozent der durch „LAura“ erreichten Frauen und somit ein Wert deutlich über dem des Jobcenters.
LAura funktionierte drei Jahre lang in Bergedorf und Harburg
So wie zum Beispiel eine 34-jährige Ecuadorianerin, studierte Betriebswirtschaftlerin und zweifache Mutter. Für sie wurde ein halbes Jahr lang nach einem Praktikumsplatz gesucht. In dieser Zeit verbesserte die Südamerikanerin ihre Deutsch-Kenntnisse. Nun hat sie zum 1. Januar in einem Unternehmen, in dem sie vorher ein Praktikum machte, einen Arbeitsvertrag unterschrieben.
Eine Erfolgsgeschichte – und noch eine: Eine 42-jährige Ägypterin, ausgebildete Chemikerin ohne jede Arbeitserfahrung in ihrem Land, konnte dank „LAura“ zwei Praktika als Wasseranalyse-Laborantin in Bergedorf und Reinbek absolvieren.
Migrantinnen mit ehrenamtlicher Arbeit vertraut gemacht
Das beschreibt sehr gut die simple Kernidee von „LAura“, was für „Lernen und Arbeiten im Quartier für Frauen aus aller Welt“ steht. Das Projekt gab es in den Bezirken Bergedorf und Harburg seit dem 1. Januar 2019. „Uns ging es nicht nur darum, Frauen in den Job zu bringen, sondern auch Netzwerke und Kooperationen mit Betrieben aufzubauen“, erzählt Projektleiterin Christa Rosenboom von einer der beiden Träger, der SBB Kompetenz gGmbH (Stiftung Berufliche Bildung) und verantwortlich für Bergedorf.
Auch Stadtteilarbeit wie zum Beispiel das freiwillige Engagement als Stadtteilmutter in Bergedorf-West oder Neuallermöhe beschäftigte die Migrantinnen und machte sie mit ehrenamtlicher Arbeit vertraut. „So etwas kann Frauen Perspektiven geben“, weiß Rosenboom.
„Es fehlt eine klare Aussage von der Bezirksamtsleitung“
Die Chance auf eine Fortsetzung ist überhaupt erst mit Beginn des neuen Jahres möglich, weil dieser Tage aus dem Bundesbauministerium eine neue Förderrichtlinie erwartet wird. Nun müsste das Bezirksamt Bergedorf als Antragssteller fungieren, die Träger SBB Kompetenz und In Via Harburg können hier nicht eingreifen. 90 Prozent der Mittel steuert der Bund und die EU aus Fördermitteln bei, zehn Prozent die Verwaltung als Eigenmittel hinzu.
„Ein attraktives Programm an und für sich für das Bezirksamt, weil fast keine Kosten entstehen“, urteilt Christa Rosenboom, „es fehlt allerdings eine klare Aussage für LAura seitens der Bezirksamtsleitung.“ 1,5 Millionen Euro wurden im bisherigen Projektzeitraum fällig.
- Immer mehr Menschen suchen Beratung im Haus für alle
- Stiftung to Huus erfüllt den Traum vom eigenen Zuhause
Eine starke Fürsprecherin gibt es mit Jennifer Jasberg, Bürgerschaftsabgeordnete und Fraktionschefin der Grünen aus Neuallermöhe: „Dieses Projekt ist eine Ergänzung zum Regelsystem der Jobcenter und hat mit Intensivkursen seit 2019 384 Frauen erreicht. Angesichts des enormen Fachkräftemangels und dem Anspruch an Integration ist das extrem wertvolle Arbeit im Bezirk.“ Auch deshalb fordert Jasberg das Bergedorfer Bezirksamt auf, die Bewerbung schnell in die Wege zu leiten.