Bergedorf. Was die Polizei rät – und was sie zu Gerüchten über den Bergedorfer Frascatiplatz als angeblichen Umschlagsort sagt.
Seelenruhig zurrte er den gestohlenen Mazda an der Brookkehre auf einem Autotransporter fest, fuhr weiter zum Frascatiplatz und schraubte dort erstmal die Kennzeichen vom Wagen: So wenig im Verborgenen wie dieser 28-Jährige, den Zivilfahnder vor einer Woche festnehmen konnten, agieren längst nicht alle Autodiebe.
Viele kommen eher im Schatten der Nacht und sind mit ihrer Beute über alle Berge, ehe der Besitzer erwacht. Ein wachsendes Problem, denn die Zahl der Autodiebstähle im Bezirk Bergedorf nimmt wieder zu: „Gegenüber dem Vorjahr zeichnet sich für den Bezirk Bergedorf eine steigende Anzahl von Kraftfahrzeugdiebstählen in etwa auf das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 ab“, bestätigt Polizeisprecherin Nina Kaluza auf Anfrage.
Polizei Hamburg warnt vor den Tricks der Autodiebe
Wird ein SUV oder eine Limousine gestohlen, geht der Schaden schnell in die Zehntausende. Das macht Autos für Diebe auch so attraktiv und die Täter so erfinderisch. „Neue“ Tricks gebe es zwar nicht, sagt Sprecherin Kaluza. Dafür eine Vielzahl Methoden, die seit Jahren erfolgreich funktionieren. „Nach Einschätzung des LKA verwenden Diebe bei Totaldiebstählen von Kraftfahrzeugen vermehrt technische Hilfsmittel, um die Signale des Funkschlüssels abzufangen“, erklärt sie. Mit dem kopierten Signal lässt sich ein neuer Schlüssel anfertigen, mit dem die Tür geöffnet und sogar der Motor gestartet werden kann.
Ein ganz anderer Trick setzt auf die Ungeduld der Autofahrer. Die Diebe klemmen dabei beispielsweise eine leere Plastikflasche zwischen Karosserie und Vorderreifen – und hoffen auf folgendes Szenario: Der anfahrende Autofahrer hört das seltsame Geräusch, steigt aus, lässt dabei den Motor an und die Tür offen und schaut schnell nach dem Rechten.
In der Nähe der Wohnungstür können Diebe von außen die Signale abrufen
Die wartenden Diebe nutzen diese Gelegenheit, um ins Auto zu springen und Dinge zu stehlen oder mit dem Wagen davonzubrausen. In Hamburg sei ein solcher Fall aber noch nicht bekannt, so Polizeisprecherin Nina Kaluza. Immerhin können sich Autofahrer gegen diesen Trick leicht wehren, indem sie beim Aussteigen abschließen.
Die Kripo rät Besitzern teurer Autos generell zu Wachsamkeit. Halter von Fahrzeugen mit Keyless-Funksystemen sollten gut darauf achten, wo sie ihren Schlüssel nutzen und ablegen. Auch in der Nähe der Haus- und Wohnungstür können Diebe von außen die Signale abrufen. Oder, indem sie sich in der Nähe aufhalten. Funkdichte Hüllen, die es schon für wenig Geld im Einzelhandel gibt, bieten laut Kripo guten Schutz.
Ortungssysteme können helfen, das Auto wiederzufinden
Auch eine Hilfe sind Ortungssysteme. In einigen Autos sind sie bereits verbaut – andere Halter können sich mobile Systeme wie zum Beispiel einen AirTag von Apple anschaffen und im Auto verstecken. Dass sich einige Diebe bereits darauf eingestellt haben und die gestohlenen Autos zunächst ein bis zwei Tage abwartend auf dem „Umschlagsort“ Bergedorfer Frascatiplatz stehen lassen, wie es derzeit in hiesigen Internetgruppen heißt, könne so „allerdings nicht bestätigt werden“, sagt Polizeisprecherin Kaluza.
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Sicher ist, Autodiebe sind in Bergedorf nicht allzu wählerisch: Von Diebstählen seien viele Marken betroffen, eine Konzentration auf bestimmte Fahrzeuge gebe es in Bergedorf nicht, so Kaluza. Doch wohin gehen die gestohlenen Autos? Dazu mag die Polizei aus „kriminaltaktischen Gründen“ nichts sagen. Kein Geheimnis ist jedoch, dass sie oft in Länder gebracht werden, in denen nach den fehlenden Fahrzeugpapieren nicht gefragt wird.