Bergedorf. Museum im Bergedorfer Schloss will Scherben und Pfeifenköpfe ausstellen. Politik mahnt vor Jahren versprochenes Konzept an.
Sehr neugierig waren die Archäologen, als sie mal wieder in Bergedorf graben durften – im südlichen Teil des ehemaligen Lichtwarkhauses. Die Erwartungen waren hoch, schließlich konnten jüngst bei einer Baustelle an der Vierlandenstraße sogar Fundstücke aus der Trichterbecherkultur der Jungsteinzeit gefunden werden.
„Das ist archäologisch ein hochinteressanter Bereich, der vereinzelt bis ins Neolithikum führt, also zum Beginn des Sesshaftigkeit des Menschen“, sagte Elke Först jüngst dem Kulturausschuss. Die Chefin der Hamburger Bodendenkmalpflege konnte eindeutig Steinwerkzeuge zuordnen und feststellen, dass das Gelände der Bergedorfer Altstadt „immer wieder besiedelt und umgelagert“ worden war.
Auch Geschirr landete im Abfall des 17. Jahrhunderts
Als diesmal jedoch der Bagger in Höhe des einstigen Awo-Wintergartens den Boden abtrug, kamen „keine Befunde aus der Frühphase“ zutage. Die Stelle lag wohl doch ein bisschen außerhalb der mittelalterlichen Altstadt, glaubt Elke Först: „Hier am Schleusengraben war ein Lagerplatz für Holz aus dem Sachsenwald. Und das Gelände an der Holzhude wurde immer wieder überschwemmt.“
Dennoch wurden die Archäologen fündig: keramische Scherben, Delfter Fliesen und niederländische Tonpfeifen konnten bewahrt werden. „Man hat hier früher einfach seinen Abfall hingekarrt, das war normal. In der Hausmüllentsorgung landete eben auch Geschirr aus dem 17. bis 19. Jahrhundert“, sagte die Wissenschaftlerin.
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Verzögerungen beim Bau des Körber-Hauses gibt es nicht
Ob es durch die Grabungen zu erheblichen Verzögerungen beim Bau des neuen Körber-Hauses gekommen sei, wollte Erika Garbers (CDU) wissen. Aber nein: Wie beim Kampfmittelräumdienst auch muss ein Bauherr vorab eine denkmalrechtliche Genehmigung einholen, kann das zeitlich einplanen – „und dann sind wir auch vertragsgemäß pünktlich weg. Wir verzögern nichts“, sagte Först.
Neugierig auf die archäologischen Funde indes ist Schanett Riller: Ob man die Keramikscherben vielleicht für eine Ausstellung ausleihen dürfe, fragte die Chefin des Museums im Bergedorfer Schloss. Dort schließlich gibt es eine Dauerausstellung über die Heimatgeschichte, die allerdings einen arg angestaubten Touch hat. „Sie ist didaktisch überholt. Es gibt keinen Multimedia-Einsatz, sondern sehr lange Texte auf grauem Grund“, sagt Riller, die das Konzept überarbeiten will, um „mehr interaktiv und partizipativ“ werden.
Museum derzeit nur ein bis zwei Besucher die Stunde
Er sei ja nicht ungeduldig, aber ein neues Konzept für die Dauerausstellung habe sie bereits bei ihrem Amtsantritt vor acht Jahren versprochen, merkte Rudi Walter (Linke) an: „Das dauert mir dann doch viel zu lange.“ Auch Anke Bendt-Soetedjo (Grüne) fragte skeptisch nach, ob man ein solches Konzept „nicht von anderen Museen abgucken“ könne. Doch die Museumsleiterin schüttelte den Kopf: „Es sind immerhin 850 Jahre Bergedorfer Geschichte von der ersten Besiedlung bis heute.“ Und man wolle ja auch alle Ausstellungsräume gleichzeitig modernisieren. Das könne das Personal „nicht nebenher“ leisten – zumal jetzt auch die Stelle für das Volontariat nicht neu bewilligt worden sei.
Zu Pandemiezeiten gebe es nur wenig Publikum im Schloss, „vielleicht ein bis zwei Besucher pro Stunde“. Wer moderne Kunst mag, kann sich auf nächstes Jahr freuen, kündigt Riller an: „Im Januar haben wir einen Ausstellungswechsel, dann wird Damaris Dorawa bei uns sein.“ Die Lohbrügger Künstlerin mit polnischen Wurzeln hat im Kulturausschuss auch eine Förderung über 9000 Euro beantragt: Sie will eine lebensgroße weibliche Stahl-Figur in Bergedorf aufstellen.