Bergedorf. Der Fußballclub aus Bergedorf-West ist jetzt unter anderem Untermieter an den Sander Tannen. Das aber stört einen anderen Verein.

Wo sollen sie bloß kicken? Diese Frage mussten sich die wenigen verbliebenen Fußballer des SV Bergedorf-West stellen, nachdem klar war, dass ihre alte sportliche Heimat am Friedrich-Frank-Bogen – ein mehr als maroder Grandplatz – zum Jahresende verschwinden soll für die Neuordnung des Quartiers Bergedorf-West im Rahmenprogramm Integrierte Stadtentwicklung. Mittlerweile hat sich einiges durch Zutun und Hilfe von Bezirksamt und benachbarten Sportvereinen getan. Dennoch besteht eine gewisse Unzufriedenheit, wie nicht nur der SV BeWe-Vorstand, sondern auch eine Große Anfrage der Bergedorfer CDU belegt.

Zwar darf der SV Bergedorf-West die Punktspiele seiner Kreisklasse-Mannschaft seit dieser Saison auf der Sportanlage Sander Tannen auf Kunstrasen austragen – zum Glück nicht immer um 9 Uhr sonntagmorgens. Und Trainingszeiten bekam der Club aus dem Arbeiterviertel auf dem Kunstrasen der Berufsschule am Ladenbeker Weg. Hier zeigte sich die TSG Bergedorf generös und gab Zeiten ab. Diese sind allerdings zeitlich begrenzt auf den späten Nachmittag – der Sportplatz besitzt kein Flutlicht. Was aktuell Training nach 16 Uhr unmöglich macht.

Neue Spiel- und Trainingsgelegenheiten: SV BeWe verzeichnet kurzzeitigen Zulauf

„Wenn wir dort ein Flutlicht hätten, wären Platz und die sonstigen Gegebenheiten optimal“, sagt Waldemar Meya, der Vereinsvorsitzende und Coach des SV Bergedorf-West. Er beobachtete, nachdem sich für seinen Verein neue Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten ergaben, sogar einen gewissen Zulauf. Der ist mittlerweile wieder abgeebbt.

Auch das Entgegenkommen an den Sander Tannen ist nicht vollumfänglich: Es gibt Probleme mit einem der dort beheimateten Vereine (ASV Bergedorf 85, FC Bergedorf 85, VfL Lohbrügge), was die reibungslose Nutzung des Sportplatzes und der Kabinen betrifft. Diese Problematik wollte die Bergedorfer CDU vom Bezirksamt erläutert bekommen. Unstimmigkeiten bestehen demnach zwischen FC Bergedorf 85 und SV Bergedorf-West. Auch Meya spricht von einem „schwierigen Verhältnis“ ganz im Gegensatz zum ASV, der sich äußerst zuvorkommend den Untermietern gegenüber verhalten hätte.

In der Not half ein alter Rivale und Nachbar

Das Bezirksamt versuchte zu vermitteln und sprach zuletzt mit Vertretern des FC. Dabei betonten beide Seiten nochmals, „dass der SV Bergedorf-West ab sofort seine Punktspiele auch auf dem vom FC Bergedorf 85 genutzten Kunstrasen austragen kann“. Training ist aber leider vorerst dort nicht möglich, denn: Der FC Bergedorf 85 hat sich nach Angaben der Verwaltung finanziell am Bau beider Kunstrasenplätze und an der Installation der Flutlichtanlage an den Sander Tannen mit 100.000 Euro beteiligt.

Daraus folgt: „Aufgrund der finanziellen Beteiligung wurde dem FC Bergedorf 85 das alleinige Nutzungsrecht am großen Kunststoffrasenplatz für Trainingszeiten werktags ab 17 Uhr auf unbestimmte Zeit zugesichert“, heißt es in der Antwort auf die CDU-Anfrage. Erschwerend komme hinzu, dass es zum Zeitpunkt der Vertragsschließung am 12. Mai 2010 den anderen Hauptnutzer, nämlich die ASV-Fußballer, noch nicht wieder gegeben hätte.

Situation für den SV BeWe etwas entspannter

Mittlerweile hat sich die Situation für den SV BeWe ein wenig entspannt. Für den Übungsbetrieb sind Meya und seine einzige Mannschaft beim einstigen Rivalen SV Nettelnburg/Allermöhe untergekommen, mittwochs von 20 bis 21 Uhr am Katendeich. „Das kombinieren wir meistens mit einem Lauf, damit wir auf 90 Minuten Training kommen“, zeigt sich Meya dankbar beim Nachbarn.

Seine grundsätzliche Prämisse: „Wir wollen niemandem etwas an Zeiten wegnehmen, stellen uns ganz hinten an.“ Denn weiterhin wird eine neue sportliche, dauerhafte Heimat gesucht. Für das zweite Training der SV BeWe-Kicker in der Woche kann noch bis Jahresende der alte Grant am Friedrich-Frank-Bogen benutzt werden.