Hamburg. Seit ihrer Kindheit liebt Alina Platzhoff die Falter. Seit Corona präpariert sie sie. Einige zeigt sie jetzt in einer Ausstellung.
Ein pelzig beschuppter Körper mit einer totenkopfähnlichen Zeichnung auf dem Thorax: So sieht der geflügelte Gast aus, den Alina Platzhoff liebend gern in ihrer Wohnung empfangen würde – allerdings lieber tot als lebendig. „Ich wünsche mir, mal einen Totenkopfschwärmer zu präparieren“, sagt die 25-Jährige, die in Neuengamme aufgewachsen ist und mittlerweile mit ihrem Freund in Lohbrügge lebt.
Ausstellung zeigt einige ihrer Präparate
Der Vierländerin, die Grafikdesign gelernt hat und nun eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert, hatten es schon in Kindheitstagen Insekten angetan. „Alles was da draußen krabbelt, hab ich mir immer gern angeguckt, mit Ausnahme von Spinnen“, sagt die 25-Jährige, die auch gern Schmetterlingsparks wie in Friedrichsruh oder auf Fehmarn besuchte, wo ihre Oma lebt. „Sie sind einfach so schön mit ihren unterschiedlichen Farben“, sagt sie.
In der Corona-Pandemie begann sie sich dann intensiver mit den bunten Faltern zu beschäftigen. Denn ob nähen, stricken oder malen – Alina Platzhoff hatte schon immer gern mit ihren Händen kreativ gearbeitet. Mithilfe von Youtube-Videos und alten Büchern, die sie auf dem Flohmarkt erstanden hatte, eignete sie sich Wissen über die Präparation von Schmetterlingen an. Im Internet gebe es dazu eine große Community, die sehr nett sei und auch viele Tipps und Tricks verrate, berichtet Alina Platzhoff.
Die Schmetterlinge werden im Internet bestellt
Vor etwa eineinhalb Jahren wagte sie sich dann an ihr erstes Präparat: Bestellt werden können die Falter im Internet, die dann zusammengeklappt und in Tütchen verpackt zugesendet werden. Dabei lege sie Wert darauf, dass die Tiere nicht dafür getötet werden, betont die 25-Jährige. Damit sie wieder beweglich werden, werden die Falter in eine Flüssigkeit gelegt und mindestens eine Nacht im Kühlschrank gelagert. Dafür gebe es einen speziellen Weichmacher, „man kann aber auch Glasreiniger benutzen, so wie ich es auch tue“, verrät Alina Platzhoff. Wenn ihre Flügel weich genug sind, werden sie ganz vorsichtig mithilfe einer gebogenen Pinzette oder Präpariernadel wieder aufgerichtet und auf einem Spannbrett mit Pergamentstreifen und Nadeln fixiert – und in der Position getrocknet.
Falter aus „Das Schweigen der Lämmer“ ist ihr großer Wunsch
Am Anfang habe sie dabei ganz schön gezittert und es sei auch mal was bei den filigranen Fliegern kaputt gegangen, verrät Alina Platzhoff. Auch heute ist nicht immer alles heil, hätten die Tiere auch mal einen Fühlerbruch oder Risse im Flügel. „Ich finde, das macht sie gerade sympathisch, weil man so sieht, dass sie wirklich mal geflattert sind“, sagt die 25-Jährige.
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Und auch wenn Größe und Art des Falters beim Bestellen bekannt sind, entpuppe sich ihre wahre Pracht doch erst beim Präparieren: Blau schillernde Exemplare haben es Alina Platzhoff besonders angetan. Wobei es auch dezenter sein darf oder eben düster, wie bei dem Totenkopfschwärmer. Allerdings ist der Nachtfalter, mit dem der Serienmörder im Filmklassiker „Das Schweigen der Lämmer“ seine Opfer markierte, sehr selten.
Ihre Schmetterlingskunst präsentiert Alina Platzhoff auf ihrer Instagram-Seite Pretty Little Insects (pretty.little.insects). Derzeit sind einige ihrer Werke auch zum ersten Mal ausgestellt: Noch bis Ende Oktober sind sie in der Haspa Curslack (Curslacker Deich 175) zu sehen – und auch käuflich zu erwerben. Preise liegen je nach Größe zwischen 20 und 50 Euro.
Öffnungszeiten: montags, mittwochs und freitags 9.30 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags 9.30 bis 18 Uhr.