Hamburg. Die von Gunter Demnig ins Leben gerufene Aktion hat in Bergedorf schon viele Orte erreicht. Warum ein Weitermachen so wichtig ist.
Ungefähr 7000 Stolpersteine gibt es in Hamburg, berichtet Bernd Schümann (59). Die genaue Zahl kennt er nicht, denn es werden stetig mehr. Er ist seit dem Beginn der Aktion von Gunter Demnig im Jahr 2003 dabei. Zwei neue Stolpersteine hat er zusammen mit seinem Sohn Jasper (18) am Sonnabend, 15. Oktober, vor dem Haus Reetwerder 1 bis 3 verlegt. Sie sollen an das jüdische Ehepaar Gertrud und Berthold Frank erinnern.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Diesen Satz aus dem Talmud hat Gunter Demnig zum Motto seiner einst als Kunstaktion begonnenen Initiative gemacht. Der Wunsch, das Andenken von NS-Verfolgten zu erhalten, ist mittlerweile so groß, dass Demnig nicht mehr bei allen Stolperstein-Verlegungen anwesend sein kann. Es übernehmen Vertraute von ihm wie Bernd Schümann die Arbeit.
Bernhard Nette recherchierte das Schicksal der Kaufhausbetreiber in Bergedorf
Dass immer mehr Schicksale der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bekannt werden, ist Menschen wie Bernhard Nette, Jahrgang 1946, zu danken. Er hat die Geschichte der jüdischen Familie Frank recherchiert und in seinem Buch „Ausplünderung: Bergedorfer Juden und das Finanzamt“ dokumentiert. Ungefähr 80 Stolpersteine gibt es nach seinem Wissen im Bezirk Bergedorf.
Das Ehepaar betrieb das Kaufhaus „Frank & Nielsen“ im Erdgeschoss des Gebäudes, damals Bahnstraße 1 bis 3, und wohnte selbst im zweiten Stockwerk. Im Frühjahr 1938 wurde das Warenhaus für Damenoberbekleidung „arisiert“ und nach den neuen Besitzern in „Löffler & Padberg“ benannt: Im Herbst 1938 flohen die Franks nach Panama, wo Berthold Frank 1941 starb.
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„Woche des Gedenkens“ wird am 28. Oktober mit der Enthüllung der Steine eröffnet
1947 kehrte Gertrud Frank nach Deutschland zurück. Sie musste einen zähen Kampf mit den Behörden um Wiedergutmachung führen, bei dem sie auch mit Menschen zu tun hatte, die ein paar Jahre zuvor die Aneignung ihres Vermögens vorangetrieben hatten. „Dies vergällte der alten Dame den Lebensabend“, so Nette. Sie wurde 1978 im Alter von 92 Jahren in Panama begraben.
Offiziell enthüllt werden die beiden Gedenksteine am Freitag, 28. Oktober, um 16 Uhr zur Eröffnung der „Woche des Gedenkens“.