Bergedorf. 144 Plätze werden An der Twiete hergerichtet. Die Sporthallen am Ladenbeker Furtweg sind vom Tisch vom Tisch. Der Grund.
Es ist eine Aufgabe, die Hamburg längst weit über seine Möglichkeiten beansprucht: Täglich treffen mehr als 100 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Hansestadt ein – und für rund 60 von ihnen besteht „Unterbringungsbedarf“, wie es im Behörden-Deutsch heißt.
„Dieser Zustrom, zu dem natürlich noch einige Flüchtlinge aus anderen Ländern kommen, übersteigt alle Dimensionen“, sagt Sozialbehörden-Sprecher Martin Helfrich. Es seien mehr Menschen als in der Flüchtlingskrise von 2015, was die Stadt an ihre Kapazitätsgrenzen bringe. „In den vorhandenen öffentlichen Unterkünften sind in Hamburg bereits deutlich über 42.000 Menschen untergebracht. Wir errichten daher zahlreiche Interimsunterkünfte, mieten auch ganze Objekte an oder bauen bestehende ungenutzte Objekte um.“
Ukraine-Flüchtlinge: Schule An der Twiete wird zur Unterkunft
Kontinuierlich werden laut Helfrich neue Standorte geprüft und sofern irgend möglich auch ins Portfolio der Stadt aufgenommen. „Aber angesichts des riesigen Zustroms erfolgt die Belegung mindestens in gleicher Geschwindigkeit wie das Finden und Vorbereiten.“
In Bergedorf ist diese Dramatik bisher kaum zu spüren. Zwar sind laut Helfrich auch hier sämtliche Flüchtlingsunterkünfte vollständig ausgelastet. Aber bei zusätzlichen Standorten sind Bezirksamt und Sozialbehörde bisher nur an einer Stelle fündig geworden: Die ehemalige Förderschule An der Twiete in Lohbrügge, bis Ende 2021 von der Stadtteilschule Lohbrügge als Ausweichquartier genutzt, wird gerade als Flüchtlingsunterkunft vorbereitet.
Schulgebäude wird derzeit als Flüchtlingsunterkunft umgebaut
144 Plätze sind hier vorgesehen. Aktuell ist das Schulgelände mit Bauzäunen abgesperrt, in den Gebäuden sind Handwerker aktiv, und auf dem Schulhof steht bereits eine ganze Riege von mobilen Toilettenhäuschen. Wann genau die Immobilie bezugsfertig ist, steht noch nicht fest. Hamburgweit ist sie einer von aktuell fünf neuen Standorten mit zusammen 1000 Plätzen, die die Stadt herrichten lässt.
Gleichzeitig waren im Hamburger Notfallplan fünf große Sporthallen für die Zwischenunterbringung vorgesehen, darunter in Bergedorf-West auch die Hallen der Berufsschulen am Ladenbeker Furtweg. Doch sie stehen nun auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung: Die Wasserleitungen haben Legionellen-Befall – und das bereits seit sechs Monaten.
Legionellen-Befall in den Turnhallen am Ladenbeker Furtweg
„Damit ist hier keine Flüchtlingsunterbringung möglich“, bestätigte Detlef Trute vom Bezirksamt im jüngsten Ausschuss für Schule und Sport der Bezirksversammlung. „Sportler können hier aber trainieren, dürfen nur die sanitären Anlagen nicht nutzen.“
Andere Sporthallen im Bezirk sind laut Trute derzeit nicht im Fokus der Sozialbehörde. „Mir ist nicht bekannt, dass der Trainingsbetrieb unserer Vereine irgendwo durch die Unterbringung von Flüchtlingen beeinträchtigt werden soll.“