Hamburg. 34 Schulabgänger starten als Azubis im neu gestalteten Bildungszentrum des Unternehmens. Was bei der Bewerbung wichtig ist.

Die Gärtner haben ihre Arbeit bereits perfekt gemacht: Wunderbar bunt leuchtet die blühende „Farbpalette“ vor dem Eingang der Körber AG: Weil der vor 30 Jahren gestorbene Firmengründer Kurt A. Körber so gern gemalt hatte, wird das Blumenbeet gut in Schuss gehalten. Auch für die alljährlichen Gruppenfotos mit den neuen Auszubildenden. 34 junge Menschen haben jetzt ihre Ausbildung aufgenommen.

Die Hälfte beginnt ein Duales Studium, hier stehen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsinformatik und das Wirtschaftsingenieurwesen zur Auswahl. Die anderen lernen Lagerlogistik, Produktdesigner, Industriemechaniker oder Mechatroniker. „Wir haben insgesamt neun Ausbildungsberufe und achten darauf, dass wir die Ebene der Facharbeiter stärken und nicht diesem Akademisierungswahn folgen“, meint Ausbildungsleiterin Silke Busch, die jetzt auch die aufgeregten Eltern begrüßen durfte, deren Kinder nicht bei der Hauni, sondern ab 1. September bei der umfirmierten Körber Technologies GmbH arbeiten.

Ausbildung Hamburg: Azubis lernen jetzt statt bei Hauni bei der Körber AG

Die alten „Haunisten“ werden sich dran gewöhnen müssen: Das neue Schild hängt schon, jetzt folgen viele Details, die von Rot auf „Körber-Blau“ angestrichen werden. Und so sind auch die T-Shirts und Hoodies für die neuen Auszubildenden in Blau gehalten. Dazu liegen auf ihren Plätzen Namensordner, Stifte, ein Geodreieck und ein Messschieber bereit. Und natürlich das jeweilige Fachbuch.

„Der clevere Rechentrainer“ für den angehenden Lagerlogistiker Ryan Steffen oder das Tabellenbuch Metall für Leonard Schwabenland, der nun Industriemechanik lernt. „Mein Freund macht das bei der Bundesbahn, inspiziert Züge und guckt, ob die Türen dicht sind. Das hörte sich spannend an“, meint der 19-Jährige aus Jesteburg. Mit seinem Realschulabschluss bewarb er sich beim Körber-Konzern, „um an Tabakmaschinen zu schrauben“ – und setzte sich gegen manch weitere Bewerber durch.

Motivation zählt bei der Bewerbung mehr als gute Noten

„Wir gucken uns auch Leute mit einer Vier im Zeugnis an, wenn sie gut motiviert sind“, so die Ausbildungsleiterin, die zuletzt indes nur online Bewerbungsgespräche führen konnte, etwa mit Max Mahlke. Er ist einer von nur zwei angehenden Zerspanungsmechanikern. Zwei Ausbildungsstellen blieben leider unbesetzt, so Busch: „In diesem Jahr waren die Jugendlichen wohl durch Corona etwas schlechter informiert. Wir durften ja keine Schülerpraktika anbieten oder auf Berufsorientierungsmessen den Zerspanungsmechaniker bewerben.“

Kathrin Beutelspacher indes hat an der Kurt-A.-Körber-Chaussee schon ein Praktikum in der Kon­struktion absolviert. Heute weiß die 18-jährige Abiturientin, dass sie Wirtschaftsingenieurwesen studieren will: „Nur Maschinenbau wäre mir zu langweilig. Interessanter finde ich die Schnittstelle zwischen wirtschaftlichen und technischen Aspekten“, sagt die Ahrensburgerin.

Eigeninitiative und selbstständiges Denken gefragt

Acht Ausbilder kümmern sich (meist zwischen 6.30 und 14.30 Uhr) um die insgesamt 137 Auszubildenden – im neu umgestalteten Bildungszentrum: „Wir haben die Kaufleute jetzt auf derselben Ebene wie die Gewerblichen. Früher waren die Produktdesigner zum Beispiel im zweiten Stock. Jetzt sind diese kleinen Königreiche aufgelöst“, meint Silke Busch: „Verschiedene Gewerbe arbeiten an einem Produkt und können jetzt schnell auf einer Ebene die richtigen Entscheidungen treffen.“

Dass alle gleich behandelt werden, können die Neuen jetzt bei einer fünftägigen Exkursion nach Plön lernen, wo etwa Hauptschüler und Abiturienten zusammen Theater spielen. Letztendlich nämlich kämen sie alle von der Schule und wüssten bloß, was die Lehrer ihnen vorgekaut hätten. „Hier aber“, so die Ausbildungschefin, „brauchen wir ein anderes Mindset, sind Eigeninitiative gefragt und ein selbstständiges Denken.“ Ihre eigenen beiden Kindern hat die 56-Jährige übrigens längst überzeugt. Die Industriekauffrau und der Wirtschaftsingenieur wurden von ihrem Ausbilder übernommen – so wie zuletzt auch sämtliche Azubis bei Körber in Bergedorf.