Hamburg. Corona-Pandemie und Inflation setzen der Branche schwer zu. Wie Florian Giese sein Geschäft „Onkel Emma“ neu aufstellt.
Immer positiv bleiben – das ist das Lebensmotto von Florian Giese. Sein Geschäft „Onkel Emma“ spiegelt dieses Motto wider. Er verkauft hauptsächlich Bio-Ware unverpackt und hilft so mit, Plastikmüll zu vermeiden. Seine positive Einstellung will er auch in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation nicht verlieren. „Uns ist ein Teil der Kunden wegen Corona weggebrochen“, sagt Giese. In der Pandemie war es schwierig, unverpackte Ware zu verkaufen. Und nun setzt die Inflation der Branche mit ihren etwas teureren Produkten zu.
Mit einer Mischung aus Einsparungen, Umstrukturierungen und einem neuen Angebot für die Stammkunden reagiert der Kaufmann jetzt.
Unverpackt-Läden: Giese hat allen Mitarbeitern gekündigt
Mit einem Sonder-Newsletter hat er die treuen Kunden über die Veränderungen informiert. Alle verbliebenen Mitarbeiter sind zum Ende September gekündigt worden. Giese will allein mit seiner Partnerin das Geschäft und den Stand auf dem Wochenmarkt Chrysanderstraße weiterführen. Die Öffnungszeiten des Geschäfts werden reduziert. Giese führt eine Mittagspause ein, um dann den „Bürokram“ zu erledigen. „Da ist sowieso kaum Kundschaft gekommen“, sagt er.
Das Sortiment verkleinert er. Außerdem hat er sich um neue Lieferanten bemüht, die individuelle Mengen zustellen. „So müssen wir nicht mehr die großen Investitionen für mehrere Hundert Kilo Ware im Monat stemmen“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann. Denn zurzeit verkaufen sie sich zu langsam, um damit am Monatsende Gewinn machen zu können.
Rabatt-System hilft dem Kaufmann, liquide zu bleiben
Zudem führt er ein Art Rabattsystem für die Stammkunden und die, die es werden wollen, ein. „Wir sind superfroh, dass wir immer noch eine kleine und treue Kundschaft haben. Dafür möchten wir uns unendlich bedanken“, so Giese. Und ihnen will er ein Angebot machen, von dem auch er durch mehr Umsatz profitieren würde. Er hat eine Kundenkarte eingeführt, „Onkel Emma’s Sparbuch“ genannt.
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Der Kunde zahlt auf sein Kundenkonto eine bestimmte Summe ein und bekommt dafür einen bestimmten Rabatt, ist damit Mitglied im „Onkel Emma Fanclub“. Die Summe wird auf einer kleinen Karte mit Barcode gespeichert. Etwa gibt es bei einer Summe bis 350 Euro einen Rabatt von zehn Prozent, bei bis zu 500 Euro 20 Prozent Nachlass. „Der Kunde leiht uns diese Summe, mit der wir liquider bleiben und regelmäßige Bestellungen tätigen können. Bins und Gläser bleiben nicht leer“, erklärt er.
Unter dem Strich wird also der Einkauf für den Kunden günstiger, und für die Betreiber ist ein Wareneinkauf leichter zu stemmen. „Eine Win-win-Situation“, sagt Florian Giese.
Unverpackt-Läden in Hamburg insolvent
Der Bergedorfer steht mit seinen Problemen nicht allein. „Auch auf den Wochenmärkten und in den Bioläden wird weniger eingekauft“, sagt er. In der Unverpackt-Branche sieht es noch düsterer aus. In Hamburg haben „Seppels“ und „UNNI“ dicht machen müssen. „Stückgut“ hat mit seinen zwei Läden in der Innenstadt Insolvenz angemeldet. „Die Geschäft sind dort anfangs gut angelaufen“, hat Giese Hoffnung, dass sich die Geschäftsidee der Unverpackt-Läden doch noch langfristig durchsetzt. „Die Corona-Krise beutelte uns sehr, die Kriegslage macht es weiterhin schwierig.“
Trotz aller Probleme und als Zeichen des Widerstandswillens ist die bei den Kunden beliebte Abendveranstaltung „Emma am Abend“ nach einer Sommerpause wieder aufgenommen worden. Den Bergedorf Wochenmarkt wird er ab September wieder angesteuert „mit steter Hoffnung auf Besserung“, so Giese.