Bergedorf. Unverpackt-Laden Jungunternehmer starten Anfang 2019 – Aktiv gegen Plastikmüll
. Noch steht der Laden am Reetwerder 8 leer, doch spätestens im März öffnet hier „Onkel Emma“ seine Türen. „Schon bald wird der neue Fußboden verlegt, und dann kommen die Regale an die Wand“, sagt Florian Giese.
Der 33-Jährige eröffnet hier mit seiner Freundin Anna Roschlaub im bisherigen „Café Kunstvoll“ Bergedorfs ersten Lebensmittelmarkt, der weitgehend ohne Verpackungen auskommen möchte. Sie wollen damit vor allem dabei helfen, dass weniger Müll produziert wird.
220,5 Kilogramm Verpackungen pro Kopf landeten laut Umweltbundesamt im Jahr 2016 in Deutschland auf dem Müll. Während Plastiktüten seit 2016 Geld kosten und die EU Verbote von Strohhalmen und Besteck aus Plastik plant, gehen die beiden Jungunternehmern viel weiter. Ihre Kunden können eigene Gläser und Dosen mitbringen und dann im Laden Ware hineinpacken. Müsli, Reis oder Nudeln werden dafür in großen Behältern aufgestellt. Jeder kann sich dann „zapfen“, so viel er möchte. Genauso funktioniert es mit Öl, das in mitgebrachte Flaschen gefüllt werden kann. Aber auch an Spontankäufer denken die beiden. „Wer keine Verpackung mitbringt, kann Pfandgläser bei uns kaufen“, so Giese. Dazu wollen sie Kunden anregen, Gläser und Dosen zu spenden, die dann an andere Kunden verschenkt werden können.
Nicht ausgeschlossen, dass im „Onkel Emma“ später auch Obst und Gemüse angeboten werden. Die gibt es aber auch auf dem Markt oder im Einzelhandel oft unverpackt. „Wir planen vorerst nur Trockenware“, sagt Anna Roschlaub. Und die soll weitestgehend Bio-Qualität haben. Zudem werden Hygieneartikel wie lose Seifenstücke, Shampoo zum Selbstabfüllen oder Zahnbürsten aus Bambus zu finden sein.
Die Idee für den verpackungsfreien Laden tragen die beiden Gründer aus Börnsen schon länger mit sich herum. Sie selbst achten beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit und engagieren sich in diesem Bereich. Seit einiger Zeit fahren sie einmal im Monat nach Altona, um dort verpackungsfrei einzukaufen – und sich den einen oder anderen Tipp für die Gründung ihres eigenen Geschäfts abzuholen.
Dass der Laden am Reetwerder frei ist, sahen sie durch Zufall. Die Vermieterin zeigte sich gleich sehr angetan von ihrer Idee. Schließlich hatte sie in den Räumen jahrzehntelang den Naturkostladen „Milch & Honig“ betrieben, den sie Ende 2013 nach 33 Jahren aufgeben musste.
Die beiden Jungunternehmer sind indes überzeugt von ihrer Idee, für deren Verwirklichung sie einen Businessplan ausgearbeitet und sich Geld bei einer Bank geliehen haben. Dabei geht es ihnen nicht darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen und bald schon weitere Filialen zu eröffnen. Für sie steht die Sache im Vordergrund, und sie freuen sich, das Thema „Zero Waste“ nach Bergedorf bringen können. „Damit fühlen wir uns am Reetwerder gut aufgehoben“, so Giese, der auf viele Kunden auch aus dem weiteren Umkreis hofft.
Als gelernter Einzelhandelskaufmann und langjähriger Filialleiter eines großen Discounters sieht er sich für das Abenteuer Selbstständigkeit gut gerüstet. Seinen derzeitigen Job an einem Fischstand auf den Bergedorfer Wochenmärkten hängt er dafür an den Nagel. Vor allem im Vergleich zu seinem früheren Discounter-Job freut er sich, den Kunden entspannteres und persönlicheres Einkaufen zu ermöglichen. Seine Freundin Anna, mit der er gemeinsam in Börnsen lebt, hilft wo sie kann, bleibt aber weiter Lehrerin an der Grundschule in Wohltorf. Gemeinsam mit ihrem Freund überlegt die
31-Jährige, wie sie Bildungsangebote zur Nachhaltigkeit und beispielsweise Workshops im Laden verwirklichen kann.
Überhaupt haben die beiden jetzt schon viele weitere Ideen, möchten sich in Bergedorf weiter vernetzen und die Sache vorantreiben. In den nächsten Monaten werden sie aber wohl erst einmal genug mit der Ausstattung und Eröffnung von „Onkel Emma“ zu tun haben.