Hamburg. „Bitte komm zu uns“: Der Hamburger Unverpackt-Laden Stückgut bangt um die Existenz – und startet einen letzten Rettungsversuch.

Es ist ein Weckruf und der letzte Versuch, das Aus noch abzuwenden. Mit drastischen Worten wendet die Geschäftsführung des Unverpackt-Ladens Stückgut in Hamburg sich jetzt an Kundinnen und Kunden: „Wir müssen wir Euch darüber informieren, dass Stückgut als nächstes schließen wird – und nur mit Euch gemeinsam können wir das in den kommenden Tagen und Wochen verhindern“, schreiben Insa Dehne und Sonja Schelbach in ihrem aktuellen Newsletter.

Pandemie, Auswirkungen des Krieges, Inflation – vieles habe die Konsumgewohnheiten der Menschen verändert und der stationäre Einzelhandel, insbesondere kleinere Fachgeschäfte, steckten seitdem tief in der Krise. „Bitte komm zu uns Einkaufen“, so der Appell. „Allein geht uns die Puste aus.“

Einzelhandel Hamburg: Stückgut war erster Unverpackt-Laden der Stadt

Stückgut hatte 2017 in Ottensen den ersten reinen Unverpackt-Laden in Hamburg eröffnet und war im vergangenen Jahr auf eine größere Fläche umgezogen. Seit 2018 gibt es die Filiale in der Rindermarkthalle auf St. Pauli. Die Krise trifft die Unternehmerinnen hart. Auf eine halbe Million Euro beziffern sie den Umsatzrückgang 2021 im Vergleich zu 2019. Der Verlust lag im niedrigen sechsstelligen Bereich. „Wenn das so weitergeht, können wir maximal noch zwei Monate durchhalten“, hatten Dehne und Schelbach Ende Mai dem Abendblatt gesagt. Die Suche nach einem strategischem Partner läuft.

Die ganze Branche ist inzwischen in akuter Existenznot. „Teilweise schließen jede Woche ein bis zwei Läden bundesweit“, sagt Stückgut-Co-Chefin Insa Dehne, die im Vorstand des Unverpackt Verbandes sitzt. In Hamburg haben die ersten beiden Geschäfte in Bramfeld und Niendorf aufgegeben. Andere, wie Ohne Gedöns in Volksdorf oder Die Waagschale in Norderstedt, werben offensiv um Unterstützung.