Hamburg. Gründung eines Pfarrsprengels aus den Gemeinden des Kirchspiels Bergedorf wurde im März beschlossen. Das hat viele Vorteile.
Zum Auftakt der diesjährigen Sommerkirche wollen die Bergedorfer Pastoren eine besondere Neuigkeit vorstellen, die von der Synode Hamburg-Ost bereits im März beschlossen worden war: Aus den fünf Gemeinden mit ihren sechs Gotteshäusern im Kirchspiel Bergedorf ist ein Pfarrsprengel geworden. Was es damit auf sich hat, wird am Sonntag, 10. Juli, von 10.30 Uhr an beim Open-Air-Festgottesdienst vor der Bugenhagen-Kirche erklärt.
Mindestens ein Geistlicher aus jeder Gemeinde wird am Nettelnburger Kirchenweg dabei sein – um deutlich zu machen, dass es viele Gesichter sind: Immerhin zehn Bergedorfer und Lohbrügger Pastoren (davon acht Frauen) teilen sich 8,5 Stellen. Aber die Nachwuchssorgen der Theologen sind ja bekannt, nicht selten blieb eine Stelle ein Jahr lang unbesetzt.
Pastor Thomas Reinsberg hat die Federführung übernommen
In Nettelnburg folgte im August 2021 Thorsten Pachnicke als Vertretungspastor auf Hartmut Sölter – aber eben nur befristet. „Die Gemeindegröße liegt unter 2700 Mitgliedern und reicht damit nicht mehr ganz für eine volle Pfarrstelle. Aber mit Glück wird voraussichtlich im November hier ein Berufsanfänger oder eine Berufsanfängerin eingesetzt“, hofft Thomas Reinsberg.
Der 61-Jährige hat die Federführung für die Pfarrsprengel-Gründung übernommen: „Das ist ein großer Schritt, doch die pastorale Versorgung muss mit einer guten Gottesdienst-Mannschaft gesichert bleiben. Und zwar möglichst gerecht für die gesamte Region.“
Aktuell 19.555 Mitglieder in den fünf Gemeinden
Aktuell haben die fünf Gemeinden des Kirchspiels 19.555 Mitglieder. Vor fünf Jahren waren es 22.653 Mitglieder, meldet der Kirchenkreis Hamburg-Ost, der auf gebündelte Ressourcen und Synergie-Effekte setzt. Das ist im Landgebiet übrigens schon länger bekannt: Dort feierten drei Gemeinden am 3. Oktober 2021 den Sprengel Kirche in Vierlande und verzahnen seither ihre Angebote.
Dabei muss stets ein Pastor mit Sitz und Stimme im Kirchengemeinderat vertreten sein, aber „die Pastoren sind nicht mehr einer festen Gemeinde zugeordnet, sondern alle Gemeinden haben Pastoren“, erklärt Gwen Bryde, wobei die Neuallermöher Pastorin mit Blick auf die Finanzen betont, dass alle Haushalte getrennt bleiben. Sollte es aber wieder mal zu einer freien Stelle kommen, so entscheiden alle gemeinsam, ob und durch wen die Lücke gestopft wird.
Entsprechend sollte auf einer Sondersitzung auch der Kirchspielvertrag angepasst werden, so Pastor Reinsberg. Er verzichtet auf das Wort „Pool-Lösung“, denn „wir sind keine Verfügungsmasse der Gemeinde, es wird kein Karussell geben.“
Große Synergie-Effekte für die Konfirmandenarbeit
Vielmehr wird lieber das Positive in den Vordergrund gestellt: Andere Gebetszeiten, neue Formate seien denkbar. „Es muss nicht jeden Sonntagmorgen in allen Häusern dasselbe Theaterstück laufen. Wir können auch nachmittags oder abends Gottesdienste anbieten und näher an die Leute rankommen“, sagt Thomas Reinsberg.
Große Synergie-Effekte werden ab 2023 auch im Konfirmandenunterricht erwartet: Die Jugend kann nach ihren Bedarfen wandern – zu der Gemeinde mit der größten Küche, der schönsten Wiese, dem besten Ton-Equipment. Und wenn etwa für ein künstlerisches Projekt die festen Bänke in der Erlöserkirche oder St. Petri und Pauli stören, können die Konfirmanden einfach in die Assisi- oder Gnadenkirche wechseln.
„Wir wollen uns behutsam verändern und erweitern“, fasst Pastor Reinsberg zusammen, der alle Ressourcen passgenau einsetzt: Wer gern Taizé-Gottesdienste anbietet, mag vielleicht weniger die Seniorenarbeit. Für letztere aber gibt es ja noch die zusätzliche Stelle von Pastorin Angelika Schmidt für Seelsorge im Alter. Die allerdings laufe nun nach fünf Jahren aus, „die wollen wir gern verlängern“.