Kirchwerder. Gründung des “Pfarrsprengels Kirche in Vierlanden“ wird am Sonntag beim Gottesdienst zum Erntedank gefeiert. Was dahinter steckt.
Schon seit Sommer 2019 hatten die Neuengammer Pastorin Doris Spinger und ihre Berufskollegen Nils Kiesbye aus Kirchwerder und Alexander Braun aus Curslack über eine Zusammenarbeit ihrer Vierländer Gemeinden nachgedacht. Im Mai 2020 ließen sie diesem Gedanken Taten folgen und initiierten ein neues Gottesdienstmodell. Und nach diesem erfolgreichen ersten Schritt sollte es nicht nur bei einer mündlichen Übereinkunft bleiben, sondern zu einer festen Vereinbarung werden. Darum wurde im Frühjahr die Gründung des „Pfarrsprengels Kirche in Vierlanden“ offiziell vollzogen.
Pastorale Versorgung soll langfristig sichergestellt werden
Und das soll nun auch endlich mit den Gemeinden gefeiert werden. Am Sonntag, 3. Oktober, lädt das Pastoren-Team gemeinsam für 10 Uhr zum Open-Air-Gottesdienst in den Pastorpark am Kirchenheerweg 6 in Sichtweite zur Kirche St. Severini ein. Dort wird bereits seit Jahren der große Erntedank-Gottesdienst gefeiert, bevor es zum Umzug auf die Strecke durch Kirchwerder geht. Der Umzug muss in diesem Jahr erneut ausfallen – auf „königlichen“ Besuch aber muss Kirchwerder nicht verzichten. Es werden auch die Erntemajestäten der Gemeinschaft Vier- und Marschlande beim Gottesdienst erwartet.
Mit der Gründung des Pfarrsprengels wollen die Gemeinden vorausschauend in die Zukunft blicken und diese aktiv mitgestalten. Denn die Zahl der Pastoren wird immer geringer. Das liege zum einen am fehlenden Nachwuchs, hinzu komme noch eine anstehende große Pensionierungswelle, erklärt Nils Kiesbye. In Vierlanden hat das bereits Auswirkungen: Die zweite Pfarrstelle in Kirchwerder wurde nach dem Weggang von Pastor Gottfried Lungfiel vor zwei Jahren nicht wieder besetzt. Nun wolle man gemeinsam für die Region mit insgesamt etwa 8500 Gemeindemitgliedern da sein und die pastorale Versorgung langfristig sicherstellen. „Wir sind nun in ruhigem Fahrwasser“, ist Alexander Braun überzeugt.
Zwar erfordere die Gründung eines Pfarrsprengels auch viel Organisation, müsse sich einiges erst einspielen. Vor allem aber setze es Kräfte frei, sei es gerade auch in der Corona-Zeit ein gutes Gefühl, Kollegen an der Seite zu wissen, die Verordnungen und Herausforderungen mit einem durchsprechen können, erklärt Pastor Braun. Ein Pfarrsprengel sei aber keinesfalls mit einer Fusion gleichzusetzen. „Ein Team, drei Türme“, bringt es Doris Spinger auf den Punkt. So bleiben Neuengamme, Curslack, und Kirchwerder eigenständige Gemeinden samt Kirche und Pastor, während sich die Angebote weiter verzahnen.
65 Jugendliche aus allen drei Gemeinden werden gemeinsam unterrichtet
Im Gottesdienstmodell ist das schon zu spüren: Sonntags werden in zwei verschiedenen Kirchen der drei Gemeinden Gottesdienste gefeiert, einer um 10 Uhr und einer um 17 Uhr. Es sei für einige Gemeindemitglieder bestimmt auch erst einmal gewöhnungsbedürftig, wenn sonntags plötzlich ein anderer Geistlicher als der gewohnte Pastor von der Kanzel predige, weiß Nils Kiesbye. Aber das sei ebenso die Chance, über den Tellerrand zu schauen, wie bei der Musik, ist Doris Spinger überzeugt. So hätten sich Sängerinnen und Sänger aus Neuengamme bereits dem Chor in Kirchwerder oder Curslack angeschlossen, weil es an der Feldstegel derzeit kein entsprechendes Angebot gebe. Und so könne die Musik auch weiter wachsen, könnte in der Popularmusik ein neuer Bereich aufgebaut werden, so Doris Spinger.
Auch der Jugend aus den drei Kirchspielen soll die Chance zu mehr Begegnung gegeben werden. Im neuen Konfirmationsmodell ist das bereits verankert, in dem seit Sommer nun 65 Jugendliche aus allen drei Gemeinden an monatlichen Projekttagen am Wochenende unterrichtet werden. Und auch für die Jüngsten der Gemeinde soll es im nächsten Jahr ein besonderes Angebot geben: Dann möchte der Pfarrsprengel Kirche in Vierlanden ein großes Tauffest an der Elbe feiern.