Bergedorf. An den historischen Teichen am Ufer der Bille in Bergedorf lässt sich gut entspannen. Es gibt aber ein paar kleine Schönheitsfehler.
Dieser Sommer legt gerade einen perfekten Start hin: Temperaturen von 25 Grad oder mehr in Bergedorf und dazu Sonne satt – wenn auch über das Wochenende wieder etwas Regen angesagt ist. Doch wohin beim schönen Wetter, wenn man auf das Auto verzichten möchte? Wo ist eine Auszeit vom Alltag in Bergedorf möglich? Ein Ausflugstipp:
Die Brauereiteiche am idyllischen Ende der Chrysanderstraße sind dafür ein echter Geheimtipp: Fast unberührte Natur, dazu viel Wasser und gleich gegenüber ein geheimnisvoll-verwunschener Tunnel, der in einen riesigen und uralten Backsteinkomplex führt. Über die Teiche, die eigentlich nur ein einziger, von einem Damm getrennter Teich sind, führen mehrere Brücken. Auch ein direkter Anschluss an den Bille-Wanderweg ist durch eine Brücke gegeben.
Brauereiteiche Bergedorf: Mehr Sitzgelegenheiten wären toll
Doch hat auch dieses kleine Paradies so manchen Schönheitsfehler. Geht man vom Wendehammer der Chrysanderstraße hinab zu den Teichen, fällt sofort etwas auf: Es mangelt an Sitzgelegenheiten, die das Areal auch für Senioren attraktiv machen würden. Und die wenigen vorhandenen Bänke sind längst nicht mehr im besten Zustand. Zudem lässt ihre Verteilung auf der Fläche zu wünschen übrig: Fast alle stehen gleich im Eingangsbereich. Am Wasser der Teiche sucht man eine Gelegenheit zum Pausieren vergeblich. „Und von einigen der Bänke stehen im wuchernden Grün nur noch die Betonsockel“, ergänzt die Bergedorferin Svende Merian. „Das Holz als Sitzauflage scheint schlicht vergessen worden zu sein.“
Sehr bedauerlich findet sie auch die Situation jenseits der Teiche auf dem Bille-Wanderweg. „Etwa 50 Meter weiter Richtung Reinbek gibt es eine sehr beliebte Raststelle mit Blick über das riesige Feld auf der Landesgrenze“, sagt die 67-Jährige. „Leider steht dort nur eine einzige Bank. Und die ist fast immer besetzt. Warum werden nicht zwei oder drei weitere Sitzgelegenheiten aufgestellt, damit man das Wolkenspiel über dem Feld beobachten kann?“
Brauereiteiche Bergedorf: Zeugnis einer ganz besonderen Historie
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Die Brauereiteiche sind übrigens nicht bloß ein Naturidyll, sondern Zeugnis einer ganz besonderen Bergedorfer Historie – zusammen mit dem geheimnisvollen Tunnel jenseits der Chrysanderstraße: Der führt nämlich in die alten Eiskeller der Bergedorfer Actien-Brauerei, die vor fast 160 Jahren dort errichtet wurden. Zwar ist von den Gebäuden längst nichts mehr übrig, aber die riesigen Keller gibt es bis heute.
In ihnen wurden das Bier und seine Zutaten gelagert – gekühlt von natürlichem Eis. Das gewannen die Betreiber jeden Winter in den eigens dafür angelegten Brauereiteichen. Hier gefror das Wasser der Bille, wurde in großen Blöcken herausgeschlagen und mit einer Lorenbahn in die Eiskeller transportiert. Dort taute es so langsam, dass ein Teil des Eises im Sommer stets an die Bergedorfer Gasthäuser verkauft werden konnte.
Brauereiteiche Bergedorf sind seit 1914 der Natur überlassen
1914 übernahm die Holsten-Brauerei die Anlage, wie auch viele andere im Großraum Hamburg. Alle wurden geschlossen, um ein Monopol für Holsten aufzubauen. Zurück blieben die Teiche, die nun der Natur überlassen wurden.
Erst im Juli 2021 hat das Bezirksamt die Teiche samt der benachbarten Bille in den Mittelpunkt eines Renaturierungsprojektes gestellt: Sie sollen Teil der Bille werden und ihr durch Ausbaggern zu einer höheren Fließgeschwindigkeit verhelfen. Das Ziel: die Meerforelle hier wieder anzusiedeln. Um die für sie wichtige Strömungsgeschwindigkeit herzustellen, braucht es eine Verengung des Flusslaufs und eine Einbeziehung der Teiche samt ihrer Entschlammung.
Der Start der Maßnahmen ist für den Herbst geplant, „sobald wir die nötigen Kapazitäten dafür freistellen können“, sagt Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles auf Anfrage unser Redaktion. Schneller werde die Problematik der Bänke an den Brauereiteichen angegangen: „Die maroden und defekten Exemplare werden kurzfristig ausgetauscht. Und wir werden drei neue aufstellen.“ Für den beliebten Treffpunkt am Feld auf der Landesgrenze sei Bergedorf allerdings nicht zuständig: „Diese Seite gehört nicht mehr zu Hamburg.“