Bergedorf. Die Familie hat ihr Zuhause am Schlebuschweg in Bergedorf für Dreharbeiten geöffnet. Was sie in diesen Tagen so alles erlebte.
Mühevoll hatte Charlotte Höhne (15) ihr Mädchenzimmer aufgeräumt und sauber gemacht, so wie Mama es ihr aufgetragen hatte – und dann das. „Hier ist es viel zu ordentlich!“, urteilte die Regisseurin mit nur einem Blick. Familienmutter Merle Höhne (51) erzählt die kleine Geschichte immer noch lachend: „Mein ganzer pädagogischer Erziehungsansatz war dahin“, scherzt die promovierte Ingenieurin, die als Berufsschullehrerin arbeitet. Aber so ist das nun mal, wenn man – wie Familie Höhne – sein Haus für Dreharbeiten zur Verfügung stellt: Dann ist Ordnung eben nicht gefragt, wenn in einem Zimmer laut Szene eigentlich ein großes Tohuwabohu herrschen soll.
Wohl nahezu jeder Bewohner des Villengebietes hat mitbekommen, dass kurz nach Himmelfahrt im Haus der Höhnes – neben Mutter Merle und Tochter Charlotte gehören Vater Joachim (51), Sohn Philipp (21) und Sohn Christian (18) zur Familie – gedreht wurde: Der Schlebuschweg war zeitweise gesperrt, vielerorts standen Halteverbotsschilder, Neugierige standen an den Absperrungen.
"Morden im Norden": Gedreht wurde für die Episode „Merli“
Gedreht wurde – teilweise auch am Haus gegenüber – an vier Tagen für „Morden im Norden“, die Krimireihe um die Ermittler Finn Kiesewetter (Sven Martinek) und Lars Englen (Ingo Naujoks). Voraussichtlich Anfang 2024 werden jeweils um 18.50 Uhr im Ersten die neuen Folgen gesendet. Bei den Höhnes wurden Szenen der Episode „Merli“ gedreht, in der der Mord an einer Krankenschwester aufgeklärt wird.
Dass die Höhnes ihr von der Oma geerbtes Backsteinhaus für die Filmarbeiten öffneten, war nicht nur Zufall. Vor 15 Jahren, kurz nachdem das junge Ehepaar Höhne das Haus übernommen und etwas ausgebaut hatte, war hier schon einmal ein Filmteam zu Gast. Ein Locationscout hatte damals bei den Höhnes geklingelt. Später wurden hier an einem Tag Szenen für die Reihe „Da kommt Kalle“ gedreht.
"Morden im Norden"-Crew belegte das Haus mit Beschlag
Doch weil Sohn Christian damals erst drei Jahre alt war und sich an nichts erinnern konnte, hatte er seinen Eltern das Versprechen abgenommen, bei einem ähnlichen Angebot wieder „Ja“ zu sagen. „Und dann lag da vor Kurzem ein Zettel im Briefkasten“, erzählt Merle Höhne. Ein Filmteam suchte im Villengebiet nach Drehorten. „Also haben wir uns gemeldet.“
Ehe Ende Mai/Anfang Juni dann eine Crew von 44 Leuten das Haus mit Beschlag belegte, gab es allerdings noch sehr viel zu klären: Eine Vorbesichtigung wurden anberaumt, dann eine weitere Besichtigung. Fotos wurden gemacht, Debatten über Szenen geführt und Verträge ausgehandelt. Wer haftet für Schäden, wer bezahlt den Strom, welche Zimmer dürfen genutzt werden, was geht gar nicht? All das musste geklärt werden, außerdem natürlich das Honorar.
Für jedes abgehängte Bild hätten die Filmleute um Erlaubnis gebeten
Familie Höhe mag zwar nicht verraten, welche Summe letztlich gezahlt wurde, lobt aber den Ablauf in den höchsten Tönen: „Alles wurde fast besser hinterlassen, als es vorgefunden wurde“, sagt Merle Höhne. „Das Team hat uns sehr gut begleitet. Immer wieder wurden wir gefragt, ob alles in Ordnung sei.“ Für jede abgehängte Bild hätten die Filmleute um Erlaubnis gebeten.
Und es musste einiges umgeräumt und abgebaut werden: Etwa das Trampolin im Garten. „Das 15 Jahre alte Ding. Wir haben nur gescherzt: Viel Spaß dabei“, sagt Merle Höhne. Doch sie freut sich nun, dass das Trampolin fester steht als vorher. Bereits kurz vor Himmelfahrt hatte die Crew das Haus ziemlich auf den Kopf gestellt: Das Sofa der Familie wurde rausgetragen, ein Katzenbaum aufgestellt, Bilder wurden abgehängt, ein neues Sofa wurde reingetragen.
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„Gemütlich war das nicht, aber wahnsinnig interessant“
Zu Drehbeginn standen dann überall Kameras herum, lagen Kabel im Weg und wuselten Menschen umher. „Gemütlich war das nicht, aber wahnsinnig interessant“, sagt Familienvater Joachim Höhne, promovierter Ingenieur bei Airbus. Immer wieder durfte die Familie bei den Dreharbeiten zusehen, auch die Schauspieler grüßten höflich.
Noch einen Vorteil hatten die Höhnes: Weil ihr Haus so groß ist, war letztlich Platz für alle, und die Höhnes mussten nicht ins Hotel umsiedeln. Auf die Frage, ob sie ihr Haus erneut vermieten würden, kommt die Antwort deshalb prompt: „Ja!“, sagt Merle Höhne.
Exemplarisch ist für sie eine kleine Anekdote. Kurz nach Ende der Dreharbeiten kam ein Crewmitglied vorbei – und brachte einen Schuhanzieher zurück. „Den hatten sie aus Versehen eingesteckt. Und uns war nicht mal aufgefallen, dass er fehlte.“