Hamburg. Die Autorin hat etwa 20 Ostsee-Kriminalromane geschrieben. Ihr neues Buch spielt an der anderen Küstenseite. Über den Schreibprozess.

Bei der Frage, ob sie Alster oder Elbe den Vorzug gibt, überlegt Eva Almstädt kurz und entscheidet sich dann für die Elbe. „Mein Vater ist zur See gefahren“, sagt sie, vielleicht liege das daran. Bei Ostsee und Nordsee will sich die Hamburger Autorin nicht festlegen. Zwar hat sie bereits an die 20 erfolgreiche Krimis geschrieben, die an der Ostsee angesiedelt sind, aber nun hat Almstädt die Nordsee ins Visier genommen.

„Am dunklen Wasser“ heißt ihr neuester Kriminalroman, in dem eine Rechtsanwältin und ein Journalist die tragenden Figuren sind. Ihre Kanzlei betreibt sie vom Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland aus. Als sie beauftragt wird, einen jungen Mann zu vertreten, der seine Freundin ermordet haben soll, stößt sie auf einen alten, sehr ähnlichen Fall. Am Mittwoch, 25. Mai 2022, stellt die Autorin ihr neues Buch in der Thalia-Buchhandlung an der Spitalerstraße vor.

Hamburger Krimiautorin in Rahlstedt aufgewachsen

Beim Abendblatt-Interview in einem Café an der Elbe erzählt die 56-Jährige, warum sie nach all den Jahren, in denen die Ostsee den geografischen Unterbau ausmachte, nun auch die Nordseeküste und die dahinter liegenden Ortschaften und Städte für ihre Krimis entdeckt hat. „Ich hatte während der Pandemie und der Lockdowns so viel Zeit zu arbeiten“, sagt sie. Und im neuen Roman habe sie zudem die Chance gesehen, mal von den klassischen Polizeiermittlungen ihrer Protagonistin wegzukommen.

Eva Almstädt, die Pia Korittki in Rahlstedt aufgewachsen ist, hat mit ihren Krimis seit vielen Jahren eine treue Leserschaft. Dabei war ihr Weg zum Erfolg als Autorin keineswegs geradlinig. Nach einer Ausbildung als Raumausstatterin bei Studio Hamburg studierte die Hamburgerin Innenarchitektur in Hannover. Danach arbeitete sie fünf Jahre in einem Möbelhaus und Küchenstudio. „Das war ein schöner Job, ich bin viel zu Kunden gefahren.“ Sie habe von der ersten Zeichnung bis zur fertigen Küche den ganzen Prozess begleitet.

„Wir lebten da mit drei Familien auf einem Resthof“

Gemeinsam mit ihrem Mann sei sie dann aber doch wieder weiter in den Norden gezogen, sagt sie. Hochschwanger mit ihrem ersten Kind ließen sich Almstädt und ihr Mann im Kreis Plön nieder, bekamen nach der Tochter auch noch einen Sohn. „Wir lebten da mit drei Familien auf einem Resthof“, erzählt Almstädt. An einen neuen Job in ihrem Beruf als Innenarchitektin sei nicht zu denken gewesen, denn Kinderbetreuung auf dem Land sei damals noch viel schwieriger gewesen als auch heute noch. Sie mochte ihr Leben in dem kleinen Ort mit etwa 1000 Einwohnern, sagt die rotblonde Autorin. Sie habe viele Kontakte gehabt, aber dort gab es auch eine gewisse soziale Kontrolle.

Die Idee, ein Buch zu schreiben, habe sie schon länger mit sich herumgetragen, sagt Almstädt. „Ich habe schon als Schülerin geschrieben, gemeinsam mit einer Schulfreundin.“ Dabei sei damals gar nicht Deutsch ihr Lieblingsfach gewesen, sondern Englisch ihr Leistungskurs. „Ich habe auch immer schon wahnsinnig gern gelesen, am liebsten Krimis, etwa von Fred Vargas und Elizabeth George.“ Dann habe sie sich als junge Mutter an ihren ersten Krimi gewagt. „Sobald die Kinder in der Schule waren, habe ich mich an den Schreibtisch gesetzt“, sagt die Autorin, die Mitglied bei der Vereinigung Mörderische Schwestern ist, einem Verein mit dem Ziel, Kultur und von Frauen verfasste deutschsprachige Kriminalliteratur zu fördern.

„Es ist ein ziemlich einsamer Job“

„Meine Schulfreundin, inzwischen war sie Richterin, hat meinen ersten Krimi als Erste gelesen“, sagt Almstädt. Das Manuskript habe sie dann an sämtliche Verlage geschickt, die Krimis veröffentlichen. Die Zahl der Absagen habe sie nicht gezählt, versichert die Autorin, „weil ich gleich drei Zusagen hatte.“ Bei Bastei-Lübbe, den sie wählte, habe sie bis heute dieselbe Lektorin. 2004 erschien ihr erster Ost­see-Krimi mit Kommissarin Pia Korittki, seither in jährlichem Abstand jeweils ein neuer.

Inzwischen sind ihre Kinder erwachsen, und sie muss nicht mehr mittags für sie kochen, aber immer noch sitzt sie nach eigenen Angaben diszipliniert vom Morgen an bis zum frühen Abend am Schreibtisch, in einer Schreibphase gebe es für sie dann auch kein klassisches Wochenende. „Es ist ein ziemlich einsamer Job“, sagt die Bestsellerautorin. Deshalb treffe sie sich regelmäßig mit einer Kollegin in einem Café – zum Schreiben natürlich. Sie lasse sich nicht leicht ablenken. Bei Lesereisen könne sie auch in der Bahn gut arbeiten und die Umgebung ausblenden, versichert sie.

Hamburger Krimiautorin recherchiert in Dorfkneipen

Als sie ihre ersten Bücher veröffentlichte, war das Genre des Regionalkrimis noch nicht verbreitet, doch sie habe über die Region geschrieben, in der sie sich gut auskannte. Bei den Lesern kommt das an. „Ich glaube, sie haben eine gewisse Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Viele kennen die Gegend selbst gut“, sagt die Autorin. „Mit meinen Büchern möchte ich gute Unterhaltung liefern. Wenn es mir beim Schreiben Spaß macht, hoffe ich, dass es auch beim Lesen Spaß macht.“ Weitere Krimis mit der Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John, zwischen denen es schon im ersten Roman knistert, sind in Planung. Aber auch die erfolgreiche Ostseekrimi-Reihe will sie weiterführen.

Inzwischen lebt Almstädt – wie auch ihre Kinder – wieder in Hamburg und fühlt sich in ihrer Wohnung in Eimsbüttel ausgesprochen wohl. Nun starte sie eben aus der Großstadt zu ihren Recherchen, wo sie dann Dorfkneipen besucht, aber auch mal den örtlichen Tante-Emma-Laden und mögliche Tatorte für ihre Krimihandlungen in Augenschein nimmt. „Deshalb schreibe ich auch keine Mallorca-Krimis“, sagt Almstädt, dafür würden die Recherchen zu teuer.

Lesung: Mittwoch, 25. Mai 2022, Thalia-Buchhandlung Spitalerstraße 8, Beginn 20.15 Uhr. Einlass um 20 Uhr, Eintritt: 12 Euro