Hamburg. Sie erhalten heute im Hamburger Rathaus eine Medaille „für treue Arbeit im Dienste des Volkes“. Wer sie sind.

Sie engagieren sich seit Jahrzehnten in ihrer Heimat, oft ohne ein großes Brimborium darum zu machen. Nun dürfen sie auch mal im Mittelpunkt stehen: Vier Bergedorfer erhalten am Freitag aus den Händen von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze“. Insgesamt knapp 50 Hamburger werden im Rathaus für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement geehrt – und darunter sind auch Werner Kleint, Peter Stoof und Ilse und Hermann Struß.

„Wir putzen schon mal die Knöpfe unserer Tracht – die laufen ja gern mal etwas an“, sagt Hermann Struß augenzwinkernd. Der 86-Jährige und seine 83 Jahre alte Ehefrau Ilse werden zur Feier in der Vierländer Tracht erscheinen. Genau so sind sie in den Vierlanden gut bekannt: Bei den Erntedankumzügen treten sie oft als Vierländer Originale auf, er spielt dann Akkordeon. Beide engagieren sich seit Langem ehrenamtlich: Ilse Struß ist seit mehr als 28 Jahren erste Vorsitzende im Damensingkreis Loreley, organisiert die Auftritte des Chors beim Erntedankumzug und bei anderen kulturellen Veranstaltungen wie der 825-Jahr-Feier Altengammes.

Ehrenamt: Bisher gab’s nur einmal eine Medaille – vom Chorverband

Ehemann Hermann ist seit 1990 Mitglied der Liedertafel Loreley und derzeit zweiter Vorsitzender und Dirigent. Seit 1999 war Hermann Struß auch Vorsitzender des Vereins De Latücht, der sich jedoch 2018 auflöste, da es keinen Nachfolger gab. Über die Ehrung freuen sich beide, denn Hermann Struß kann sich nicht erinnern, schon einmal eine Medaille erhalten zu haben: „Nur einmal vom Chorverband“ – für langjährige Mitgliedschaft.

Peter Stoof (76), Deichvogt, am Altengammer Abschnitt des Hauptdeiches
Peter Stoof (76), Deichvogt, am Altengammer Abschnitt des Hauptdeiches © BGZ | Wiebke Schwirten

Mit dem Altengammer Ehepaar wird auch Peter Stoof geehrt. Der 81-jährige Altengammer kennt auf dem 34 Kilometer langen Hauptdeich zwischen Altengamme und Billwerder Bucht wohl jede Kurve und fast jedes Mauseloch. Bereits seit 54 Jahren engagiert sich Stoof für den hiesigen Deichverband, steht seit 19 Jahren an dessen Spitze.

Sein Engagement begann er einst als Deichwart. Die Deichwarte kümmern sich um die insgesamt neun Deichabschnitte, leben in den angrenzenden Dörfern und halten nach Wildwuchs, Mäusebefall und anderen Problemen Ausschau.

Werner Kleint hat seine Ehrenämter seit Jahrzehnten

Werner Kleint vor dem Pavillon P 5, in dem der Angelverein seinen Sitz hat.
Werner Kleint vor dem Pavillon P 5, in dem der Angelverein seinen Sitz hat. © BGZ | Rückert

Vierter im Bergedorfer Bunde ist Werner Kleint. Der 71-Jährige kann eine Reihe von Ehrenämtern in seiner Heimat Bergedorf-West vorweisen. Den Angelverein Bergedorf-West leitet er seit nunmehr 35 Jahren als erster Vorsitzender, zuvor war er bereits vier Jahre zweiter Vorsitzender. Auch als Ausbilder arbeitet er 34 Jahre.

Damit nicht genug: Im Angelsportverband Hamburg ist er seit 1986 in diversen Positionen aktiv – vom Schriftführer über Referent für Fortbildung bis zum Prüfungsvorsitzenden. Auch im SV Bergedorf-West ist er seit 1989 tätig. „Es kommt schon was zusammen“, meint auch Werner Kleint. Viel Zeit kostet zudem das Ehrenamt in der Arbeitsgemeinschaft Bergedorf-West. Dass der Verein im Stadtteil so viel bewirkt, ist ebenfalls ein Verdienst Kleints. Er war zunächst Kassenwart im Verein, dann zweiter Vorsitzender, seit 2014 ist er erster Vorsitzender. Irgendwann möchte er das Zepter gern abgeben „und noch etwas Zeit in Ruhe mit meiner Frau verbringen“, wie er sagt. Denn seine vielfältigen Aufgaben halten ihn ordentlich auf Trab.

Geehrt werden Menschen mit mindestens 25-jährigem Einsatz

Im Jahr 1926 wurde die „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze“ erstmals vom Senat gestiftet, um freiwilliges und ehrenamtliches Engagement durch öffentliche Anerkennung zu unterstützen und zu fördern. Auf der Schauseite jeder Medaille ist daher das Motto „Das Gemeinwohl ist das höchste Gesetz“ eingraviert. Geehrt werden Menschen, die mindestens 25 Jahre ehrenamtliche Arbeit vorweisen können. Frauen werden auch nach weniger Jahren ausgezeichnet, da sie häufig aufgrund familiärer Verpflichtungen weniger Zeit für ihr Engagement aufbringen können. Vorgeschlagen werden die zu ehrenden Personen vorwiegend von Senatsämtern, Fachbehörden und Bezirksämtern.